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David Morgan und Dr. Edwin Vieira im Interview über die Chancen neuer Edelmetallwährungen in US-Bundesstaaten

10.04.2012  |  Jan Kneist
- Seite 6 -
Edwin Vieira: Erst einmal muß man wissen, daß jedes Individuum, das einen Goldklausel-Vertrag abschließen will, jegliches Recht dazu hat. Natürlich muß er dafür jemanden finden, der dem zustimmt. Aber unter der Annahme, daß man jemanden findet, der ebenfalls solch einen Vertrag eingehen will. Dann steht dem kein rechtliches Problem im Wege.

Man muß ein bißchen vorsichtig sein beim Wortlaut des Vertrages. Es muß wirklich sehr klar spezifiziert sein, welches eindeutige Zahlungsmittel für den Vertrag gilt - seien es amerikanische Eagle Münzen, Liberty Münzen oder was auch immer ausgewählt wird. Und es sollten einige Aussagen im Vertrag enthalten sein, daß die Parteien den Vertrag ausdrücklich in dieser Art abschließen, so daß im unglücklichen Umstand, daß der Vertrag vor Gericht endet, die Richter oder die Geschworenen es nicht verdrehen können und zu zahlenden Schadenersatz in Papiergeld vorsehen.

Tatsächlich zeigt genau das eine Regelung, die Ende des 19. Jahrhunderts vom Obersten Gerichtshof übernommen wurde, als eine uneinlösbare Papierwährung neben Gold und Silber zirkulierte. Die Regel lautete: Wenn einer dieser Verträge, der eine Zahlung in Gold und Silber festlegt, abgeschlossen wird, dann muß es zwangsweise Gold und Silber sein und wenn man vor Gericht zieht, müssen auch jegliche Schadensersatzzahlungen in Gold und Silber getätigt werden.

Und das Gleiche möchten wir heute auch tun, aber ich würde das im Vertrag schriftlich festgelegt haben wollen. Denn viele Richter verstehen das Gesetz in diesem Bereich nicht wirklich. Das ist das, was die Einzelnen tun können. Die einzige Einschränkung ist, daß je nachdem, wo man sich befindet, verschiedene Steuerrichtlinien zur Bewertung dieser Verträge angewandt werden.

Können sie mit den aufgeprägten Nominalwerten auf den Münzen bewertet werden? Sagen wir, wir sprechen über eine amerikanische Eagle Goldmünze von 50 USD. Das ist das Zahlungsmittel. Kann man den Vertrag dann mit "50 USD“ bewerten oder muß man ihn zu einem angemessenen Marktwert in Federal Reserve Noten bewerten? Typischerweise nehmen die Einkommenssteuerleute, die IRS, die Position ein, daß man den Vertrag zum angemessenen Marktwert in Federal Reserve Noten bewerten muß und nicht nach den aufgeprägten Werten der tatsächlich gezahlten Münzen.

Das steht in direktem Gegensatz zu einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes zu genau diesem Thema. Daher gibt es und wird es auch weiterhin Rechtsstreit darum geben. Wir werden sehen, was daraus wird. Aber derjenige, der mit Goldklausel-Verträgen handelt, muß vorsichtig sein und akkurat darüber Buch führen, welcher Wechselkurs für jenes Gold zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses oder zum Zeitpunkt der Zahlung oder zum Zeitpunkt, an dem die Steuerpflicht ins Spiel kommt, galt. Nur so kann er angemessen auf die Steuerberechnung, die er eventuell vorweisen muß, reagieren.

Auf der nächsten Ebene, der Regierungsebene, würde ich es begrüßen, wenn die Legislativen der Bundesstaaten genau das tun, was Utah und South Carolina gerade tun, nämlich ausdrückliche Regelungen in die eigenen Landesgesetze einzubauen, die sich mit der Rechtmäßigkeit von Goldklausel-Verträgen und der Vollstreckbarkeit von Goldklausel-Verträgen für private Parteien vor den Landesgerichten beschäftigen. Wir müssen sicher sein, daß die Landesgerichte diese Verträge richtig vollstrecken.

Im nächsten Schritt geht es darum, daß die Staaten damit beginnen, Gold und Silber als ihr Tauschmittel einzusetzen - wahrscheinlich im ersten Schritt für die Steuern, weil das besonders einfach einzuführen ist. Es gibt derart viele verschiedene Steuern, so daß man erst einmal nur einen oder zwei kleine Teile der Landeseinnahmen in Gold und Silber einziehen kann, ohne das gesamte System zu beeinträchtigen und alle möglichen Leute zu verärgern, weil sie diese neuen Münzen nutzen müssen.

Erst kürzlich machte ich einen Vorschlag. Ich nenne das "die Gesetzgebung der zweiten Ebene“ für die Staaten. Der Vorschlag besteht darin, eine Art von Studienkomitees oder -kommissionen oder was auch immer es nach den jeweiligen Gesetzen wäre, einzuführen, die Experten einbringen würden, die wiederum vor der Landeslegislative die Attraktivität und Methode zur Übernahme einer alternativen Währung bezeugen können - in Erwartung einer möglichen, sehr ernsten Währungskrise, die schon auf uns zurollt in Form von Hyperinflation, Depression … wählen Sie Ihr Worst-Case Szenario selbst. Was auch immer passiert, es wird sehr ernst werden; und wenn es keine alternative Währungsstruktur gibt, die den Menschen zur Verfügung steht, dann werden wir viel Jammern, Klagen und Zähneknirschen erleben.

An diesem Punkt versuche ich sie im Wasser zu entkrampfen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Indem ich sage: Ja, wir können ein Gesetz zur Übernahme einer wirklich alternativen Gold- und Silberwährung entwerfen. Ich habe das für New Hampshire und Montana getan. In Montana wurde es beinahe im Parlament verabschiedet. Aber in den meisten Staaten verstehen die Gesetzgebenden nicht genug von diesem Thema, um eine positive Haltung dazu einnehmen zu können. Sie müssen erst aufgeklärt werden. Und der beste Weg dafür ist in einem offiziellen Forum.

Die Schritte wären: Einführung eines Komitees oder einer Kommission auf Landesebene unter der Schirmherrschaft der Legislative auf Bundesstaats-Ebene; Berichte von Fachleuten vorbringen; Aussagen erhalten; Belege erlangen; eine Art Gesetzesvorschlag als Ergebnis dieser Untersuchung erhalten und diesen durch die - offensichtliche - Rückendeckung der Gesetzgebenden, die Mitglieder dieser Kommission sind, zum Gesetz werden zu lassen.

Es ist also ein Schritt-für-Schritt Prozeß. Wir können die Gesetze entwerfen. Ich glaube nicht, daß das ein großes Problem ist. Das Problem besteht auf praktisch politischer Sicht eher darin, jene Gesetzgebenden auf Landesebene aufzuklären, so daß sie wissen, was sie (a) tun können, (b) tun müßten und (c) sie wissen, daß es umsichtig ist, es zu tun, auch wenn die 6-Uhr-Nachrichten sie beschimpfen und „Goldbugs“ und ähnliches nennen.


David Morgan: Gibt es noch irgendetwas, das wir hier noch nicht angesprochen haben? Oder möchten Sie ein Schlußwort sagen, bevor wir das Interview beenden?

Edwin Vieira: Ich glaube, daß es wichtig ist, Leute zu haben - ich rede hier von Durchschnittspersonen -, die dieses Problem durchdringen, mit ihren eigenen Landesrepräsentanten, Senatoren, Gouverneuren etc. auf Landesebene in Kontakt treten, um basisdemokratischen Druck auf diese Leute auszuüben. In den Finanznachrichten und auch in einer steigenden Zahl von allgemeinen Nachrichten spiegelt sich die Unsicherheit und Zerbrechlichkeit des Währungs- und Bankensystems dieses Landes wider. Nicht nur das der Vereinigten Staaten, sondern weltweit. Und wenn wir nicht die notwendigen Schritte unternommen haben, um ein Rettungsboot zu schaffen - nämlich eine Art alternatives System, auch wenn es noch nicht ausgereift ist -, dann werden wir in ernsthaften Schwierigkeiten sein, wenn diese ganze brüchige Finanz-Superstruktur über uns zusammenbricht, weil das komplette Preissystem des freien Marktes mit ihr gemeinsam kollabieren wird.

Der Durchschnittsmensch hat normalerweise die Möglichkeit, mit seinem Landesrepräsentanten in Kontakt zu kommen. Normalerweise werden sie der Durchschnittsperson unter ihren Wählern zuhören (mehr als es ein Kongreßabgeordneter tun wird). Daher hat die Durchschnittsperson die Möglichkeit, eine Art Aufklärungsdruck auf seinen Repräsentanten auszuüben. Man muß nicht fordernd hier oder anmaßend dort sein wollen, um diesen zu sagen: "Sie müssen anfangen darüber nachzudenken und zu schauen, was in Utah, in South Carolina passiert. Vielleicht müssen Sie anfangen, darüber ernsthaft nachzudenken, was in Ländern wie Montana vorgeschlagen wird.“

Dann bringen Sie jenen Gesetzgeber in die Position, in der er bereit ist, Informationen aufzunehmen. Es gibt eine Unmenge an Informationen da draußen. Und dann bewegen Sie ihn in die Position, in der er bereit ist, die Führung als ein Sponsor für das, was ich "Eingangs“-Gesetzesvorschläge nenne, zu übernehmen - unstrittige Gesetzesvorlagen, die Gold und Silber zum gesetzlichen Zahlungsmittel in einem Bundesstaat machen - und formieren Sie dann einen Rechtsausschuß zur Untersuchung dieser Frage. Ich bezweifle, daß irgendjemand die Notwendigkeit einer Untersuchung anzweifeln würde. Mit dieser Basis beginnen Sie dann damit, in jeder Landesgesetzgebung ein "Gremium für nachhaltiges Geld“ zu entwickeln, das aus einem halben Dutzend oder einem Dutzend an Gesetzgebern besteht, die konsequent für diese Reformen eintreten, vor allem in ihren Ausschüssen.

Sie wissen, wie diese Dinge funktionieren. Es gibt den "Trichterhals“ im Ausschuß-System, wo jeder Gesetzesvorschlag in einen Ausschuß verlagert wird und dann in einen Unterausschuß. Und die Leute, die diese Ausschüsse und Unterausschüsse kontrollieren, entscheiden praktisch, wohin diese Gesetzesvorlage geht oder eben auch nicht geht. Das sind demnach die Leute, die man davon überzeugen muß, sich mit diesem Problem zu befassen. Denn wenn nicht, hat das schwere Folgen. Und das nicht nur für sie. Diese Leute würden darunter leiden, nicht wiedergewählt zu werden. Doch ein weitreichender Währungs- und Bankenkollaps wird negative Folgen für jeden innerhalb des gesamten Staates haben.

Ich habe das bei vielen Gelegenheiten gesagt, um die Gesetzgeber hier in Virginia festzulegen: “Was wird das Gemeinwesen von Virginia für seine Regierungsfinanzen und die Privatwirtschaft des Staates tun, wenn das Zentralbanksystem durch Hyperinflation kollabiert? Was wird das Gemeinwesen von Virginia als alternative Währung nutzen? Was werden Sie zu dem Zeitpunkt unternehmen?“

Und die Antwort darauf lautet: Sie wissen es nicht. Sie antworten mit leerem Blick: "Wir haben keine Ahnung.“ Dann sage ich: "Das ist genau der Punkt. Sie wissen es nicht; und daher müssen Sie sich ab sofort mit diesem Problem befassen.“ Einige von ihnen kommen dann endlich um die Kurve und sagen: "Ja, es könnte nicht schaden, sich die Sache mal anzuschauen.“

Darum glaube ich, daß wir wirklich eine bedeutende Anzahl an Briefen, E-Mails, Telefonanrufe, [und vielleicht] persönliche Kontakte zwischen den Wählern (also der Basis) und jenen aufnahmebereiten staatlichen Gesetzgebern brauchen, um sie aus dem Totpunkt dieses Themas herauszuziehen.


David Morgan: Dr. Edwin Vieira, es war ein Vergnügen. Ich habe jede Minute des Interviews genossen.

Edwin Vieira: Vielen Dank.


© Jan Kneist
Metals & Mining Consult Ltd.



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