Der Rohstoff Megatrend
10.05.2012 | Stephan Bogner
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Bei der technischen Frage, ob Rohstoffe derzeit “teuer” sind, sollten nicht nur die nominalen Preisentwicklungen betrachtet werden, sondern daneben auch die Realen. Man kann doch nicht sagen, Rohstoffe seien “teuer”, nur weil sie im Preis stark angestiegen sind. Die richtige Formulierung wäre, Rohstoffe sind “teurer” (gleichzeitig können sie noch immer spottbillig sein), wobei die aktuellen Rohstoffpreise real gesehen endlich das Preisniveau erreicht haben, von welchem der Rohstoffboom Anfang der 1970er Jahre überhaupt erst begann.
Schaut man sich nun den CRB-Index inflationsbereinigt und indexiert seit 1921 an, so wird ebenfalls deutlich, welches Potential die Rohstoffpreise noch haben (im realen Vergleich mit der Vergangenheit) bzw. dass der Aufwärtstrend nicht am Ende - sondern eher am Anfang - steht, und dass die wirklich starken Preissteigerungen noch vor uns liegen.
Das nächste Schaubild zeigt die reale und indexierte Preisentwicklung von einzelnen Rohstoffgruppen seit 1970 im Vergleich. Es wird deutlich, dass lediglich der Ölpreis nicht nur stark angestiegen ist, sondern sich zudem sehr volatil bis gar unberechenbar verhält und dass sich alle anderen Rohstoffgruppen während den vergangenen 40 Jahren real verbilligt haben. Von einer Rohstoff-“Blase” dürfte aktuell keine Rede sein (wenn überhaupt, dann eher beim Ölpreis).
Inflationsbereinigte Preise sind realitätsfremd? Genau das Gegenteil muss der Fall sein. Die gleiche Vorgehensweise ist ja auch gängige Finanzpraxis bei der Bestimmung von sog. realen Zinssätzen. Wenn Sie 2% Zinsen im Jahr mit Ihren Sparbucheinlagen erwirtschaften und die Inflation liegt bei 4%, so liegt Ihr realer Zins bei -2%. Sie haben also nicht jedes Jahr 2% mehr auf dem real verfügbaren Konto, sondern - unterm Strich - 2% weniger.
Das nächste Schaubild zeigt den Goldpreis (orange; linke Achsein Dollar/Unze) und die realen Zinssätze von 10-jährigen US-Staatsanleihen (schwarz; rechte Achse in Prozent/Jahr). Hierbei wurde die offizielle Inflationsrate (CPI) von den nominalen Zinssätzen abgezogen. Unweigerlich kann erkannt werden, dass die realen Zinsen derzeit im negativen Bereich liegen. Weiter ist ersichtlich, dass der Goldpreis in Zeiten von negativen Zinsen sehr gut performte, während das Währungsmetall in Zeiten mit realen Zinsen im Bereich von 2% gut performte.
Vor dem Hintergrund der stark anwachsenden Weltbevölkerung insbesondere in Schwellenländern - gekoppelt mit dem natürlichen und somit unaufhaltsamen Drang der Menschen, ihren Lebensstandard zu erhöhen - muss bei Betrachtung des zunehmend knapper werdenden Rohstoffangebots die Frage nicht heissen, wann der Rohstoffboom zu Ende ist, sondern ob dieser überhaupt zu Ende gehen kann.
Science-Fiction Projekte à la Planetary Resources von James Cameron sind hilfreich, dass die breite Masse der Bevölkerung nur langsam das volle Potential von Rohstoffinvestments realisiert - vor allem wenn die Rohstoffpreise nun stärker denn je ansteigen. Diese unendlichen ausserirdischen Rohstoffvorkommen können zu dem Eindruck verleiten, über dem endlichen irdischen Rohstoffangebot wie ein Damokles Schwert zu schweben. Die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zu guter Letzt.
© Stephan Bogner
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