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Gold stark zum Wochenschluss | Notenbanken stehen bereit

15.06.2012  |  Markus Blaschzok
Nachdem die Preise für Gold und Silber zum Ende der vergangenen Woche noch einmal stark Federn lassen mussten, erholten sie sich in dieser Woche kontinuierlich. Die beiden monetären Edelmetalle hatten zuvor einen dreifachen Boden gebildet und den kurzfristigen Abwärtstrend auf Stundenbasis gebrochen. Der Preisrückgang ging einher mit der Rede des US-Notenbankchefs Ben Bernanke, der QE3 zwar nicht bekannt gab, neue Offenmarktgeschäfte, also den Ankauf von Anleihen zur planwirtschaftlichen Festsetzung von Preisen und Zinsen, in den kommenden Wochen aber in Aussicht stellte, wenn er es für nötig halte. Die Korrektur ist daher eher technisch zu erklären, die mustergültig mit einem Pull Back das Ausbruchniveau testete, was besonders bei Gold centgenau im Intradayhandel erfolgte.

Gold zeigt sich seitdem stärker als Silber und ist kurz davor die nächsten Widerstände zu nehmen. Silber zeigt sich wohl aufgrund der konjunkturellen Eintrübung noch etwas schwächer, wird dem Goldpreis aber folgen und in der Performance schlagen, sobald es zu mittelfristigen, prozyklischen Kaufsignalen kommt.

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Gold: 3-Stunden-Candle


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Silber: 3-Stunden-Candle


Dass Gold sukzessive weiter steigt, ist, angesichts der 100 Mrd. Euro, die dem spanischen Bankensystem durch die EU bereitgestellt wurden, nicht verwunderlich. Der Fakt, dass Spaniens Banken das Geld vorsorglich zugesagt bekamen, obwohl man erst nicht darum bat, ohne dass Auflagen zu erfüllen sind, es weder den Fiskalpakt noch den ESM bisher ratifiziert hat (wenn der ESM und nicht der EFSF das Geld bereitstellt) und weder der EFSF noch der künftige ESM Banken rekapitalisieren dürfen, hat besondere Signalwirkung.

Die Angst vor einer Bankenkrise, wie in 2008, drückte zuletzt auf die Kurse, doch irgendwann muss der Letzte deutlich sehen, dass die Sozialisten in Brüssel eine Wiederauflage um jeden Preis verhindern werden. Die Lage Spaniens verschlechterte sich durch diese Bankenrettungsaktion noch zusätzlich, da der ESM als Gläubiger vorrangig behandelt werden muss und die Besitzer der alten Staatsanleihen jetzt ein höheres Ausfallrisiko tragen müssen, was dementsprechend die Zinsen für Zehnjährige auf über sieben Prozent stiegen ließ und die langfristige eigenständige Refinanzierung fast unmöglich macht.

Da bei derart hohen Zinsen die nächste Rettungsaktion binnen kürzester Zeit notwendig würde, ist diese Situation nicht tragbar. Entweder schreibt man die Hilfe dem EFSF anstatt dem ESM zu, was das Gläubigerproblem lösen würde oder aber die EZB greift mit einer weiteren Maßnahme ein und verteilt wieder einige Hundert Milliarden Euro, nachdem sie erst kürzlich 1. Bio Euro Liquidität bereitstellte.

Sollten die Sozialisten die Macht ergreifen und die Sparbeschlüsse rückabwickeln, so stehen einigen Meldungen zufolge verschiedene Notenbanken bereit, um abgestimmte Stützungsaktionen durchzuführen und die Finanzmärkte mit Liquidität zu manipulieren. Doch müsste die Erschütterung diesmal größer sein und mehr Beachtung finden, damit dieses erneute Vorgehen gerechtfertigt werden könnte. Dass die Inflation im Euroraum im Mai von 2,6% im Vormonat auf 2,4% sank und dennoch über der Zielmarke von 2% liegt, macht es den Rettern und Wirtschaftsplanern schwerer zu argumentieren, doch dürfte sie das nicht hindern.

Die Staatsverschuldung Spaniens stieg durch die Rettung um 10% des dortigen BIPs an, wobei die 100 Mrd. Euro nur ein Tropfen auf dem heißen Stein auf dem Weg zum Deleveraging des spanischen Bankensystems sind und am Ende des Tages noch ein Vielfaches dieser Summe notwendig sein wird. Irland, Portugal und allen voran Griechenland sehen sich jetzt ungerecht von der EU behandelt und fordern, nachdem Spanien keinerlei Auflagen erhielt, ebenso eine Milderung ihrer eigenen Sparzwänge.

Egal wer am Sonntag die Wahlen in Griechenland gewinnen wird, entsprechend meiner von Anbeginn an stets wiederholten Prognose, dass Griechenland den Währungsraum höchstwahrscheinlich nie verlässt, sprechen sich mittlerweile 80% der Griechen für einen Verbleib in der Währungsunion aus und selbst die Sozialisten in Griechenland sind mehrheitlich dafür. Immerhin konnte man den Euro durch diese Spekulationen zu einem Austritt auf ein bisher nie da gewesenes, überverkauftes Niveau bringen mit einem Rekordstand an Netto-Shortpositionen der Spekulanten. Mit QE3 dürfte das Gummiband beim Währungspaar dann erstmals zurückschnellen.

Die EZB korrigierte in letzter Zeit ihre optimistischen Konjunkturprognosen und nähert sich damit der Unseren an. Sie erwartet nun nach neuesten Einschätzungen eine "leichte“ Rezession mit einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit um 0,1%, während sie für das kommende Jahr wieder ein Plus von einem Prozent sieht. Unsere Prognosen sind mit einem starken Wirtschaftseinbruch im kommenden Jahr dagegen weitaus pessimistischer, da wir mit steigenden Konsumgüterpreisen und steigenden Marktzinsen rechnen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zunehmende Dynamik aus Krisen und darauffolgenden Rettungen erheblich zugenommen hat und die Rettungssummen exponentiell ansteigen, was kennzeichnend für die letzte Phase eines Kreditgeldsystems ist. Trotz aller negativen Entwicklungen bieten sich Chancen, um dabei zu profitieren oder zumindest sein Vermögen vor Enteignung zu schützen. Man sollte sich auch nicht verrückt machen und das Leben dennoch genießen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erholsames Wochenende.


Weitere Entwicklungen

  • Angesichts der Unsicherheiten um die Wahlen in Griechenland und dem laufenden Bank Run hat die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Zyperns von "Ba1“ auf "Ba3“ herabgestuft. Moody’s senkte auch die Bonität Spaniens um drei Stufen knapp über das Ramschniveau ab und Frankreich wurde erstmals von "A-" auf "BBB-" durch die kleine aber geachtete Ratingagentur Egan Jones herabgestuft.





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