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Interview mit H.-J. Bocker: Wie geht´s weiter Herr Professor? (Teil 2/2)

20.08.2010  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Frage: Wie sieht Ihre Haltung zu ETFs aus? Sind ETFs nicht ein ganz wesentlicher Grund dafür, dass der Goldpreis nicht längstens durch die Decke geht?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Ich halte nichts von ETFs. Diese Einrichtungen werden von Vielen als eine Schöpfung der Machtelite gesehen. Die dort vorhandenen Metalle, sofern sie denn wirklich vorhanden sind, sitzen wie auf dem Präsentierteller und wären das erste und auch sicherste Ziel im Falle eines Goldverbots. Alles wäre schlagartig konfisziert. Immerhin sollen sie weltweit bisher über 2.000 t Gold aufgehäuft haben. Das ist das Doppelte der Schweizer Goldreserven und der Zugriff würde sich lohnen. Dann gab und gibt es einige - vielleicht auch viele - ETFs, die wenig oder kein physisches Gold halten, sondern bestenfalls Papiergold. Einige der New Yorker Banken berechneten ihren Kunden sogar Lagergebühren für nicht vorhandenes Gold. Nicht eine Unze lag im Tresor.

Das ist wie bei der Löwenjagd. Der rückkehrende Jäger wird gefragt, wie viele Löwen er geschossen hätte. "Tja, keinen". "Was. Keinen"? "Tja, bei Löwen ist keiner schon sehr viel"!

Analog ist bei Goldlagergebühren mancher Banken keine Unze ebenfalls schon sehr viel. Ich verstehe auch die ETF-Investoren nicht. Es gibt Eintrittsgebühren, Exitgebühren, Managementfees, Lagergebühren und vielleicht noch Steuern. Ein ETF ist keine billige Wohlfahrtsorganisation. Zuhause kostet physisch gehaltenes Metall so gut wie nichts und es ist jederzeit verfügbar und griffbereit. Und das Schlimmste bei ETFs, man erhält ein Zertifikat, also ein Stück Papier.

Und alle Wertpapiere, alle, ohne eine Ausnahme, sind Versprechen auf etwas von jemandem. Und alle Versprechen wurden und werden gebrochen. Immer, immer, früher, laufend, jetzt und in Zukunft.

Dies ist nur eine Frage der Zeit. Wer sich so etwas aussetzt, ist selbst schuld. Das einzige wahre Geld, was es gibt, also Gold, tauscht man für ein dubioses Fetzlein Papier? Da vermutete man schon fast die Totalamputation mehrerer gesunder Gehirnlappen durch gekonnte Finanzchirurgie. Dazu kommt die preismanipulative Funktion der ETFs, denn die dort gebundenen Metallmengen, derzeit mehr als die Schweiz besitzt, sind dem Markt gewissermaßen entzogen und liegen, falls vorhanden, gehortet zunächst still. Das Kapital der Anleger ist hier gebunden. Außerdem werden die Manager im Falle eines Preissprungs ohne zu zögern einige hundert Tonnen auf den Markt werfen, um "Gewinne" mitzunehmen. Das dämpft die Kursauftriebe.


Frage: Eine Blase liegt bei Gold noch längstens nicht vor, oder?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Von einer Blase sind wir noch meilenweit entfernt. Im Januar 1980 kostete die Unze 852 $. Um die damalige Kaufkraft zu erreichen, brauchten wir einen Preis von 2.500 $, falls man die massiv geschönte amtliche Inflation zugrunde legt. Nimmt man die wirkliche Teuerungsrate als Grundlage der Kalkulation, käme man auf 7.400 $ pro Unze. Dorthin müssen wir erst einmal kommen. Und wenn ein vormaliges Hoch erreicht wird, kann man beim besten Willen nicht von "Blase" sprechen. Außerdem müssen sich Dow Jones und Gold erst noch treffen um ein realistisches Niveau zu erreichen. Damals standen sich Dow und die Unze 1:1 gegenüber. Zwischenzeitlich musste man sogar über 100 Unzen für den Dow bezahlen. Derzeit steht das Verhältnis etwa auf vernünftigeren 1:8.

Der Goldpreis darf also ruhig um das achtfache steigen, um wieder ein realistisches Verhältnis zum Aktienmarkt zu erreichen. Sobald wir 7.000-8.000 $ ansteuern, sprechen wir uns wieder. Wenn dieses alte Hoch in einer ungezügelten Panikreaktion um vielleicht das 30-fache überschritten würde, kämen wir dem Blasenzustand langsam näher.

Gold ist nach wie vor massiv unterbewertet und spottbillig. Die jetzigen Probleme werden weder morgen noch nächstes Jahr gelöst. Gold als einzige Vermögensklasse, schlägt sich sowohl in einem inflationären als auch deflationären Szenario hervorragend und lässt sich nicht beliebig vermehren. Ihm stehen keine Verbindlichkeiten gegenüber und es hängt nicht von der Zahlungsfähigkeit irgendeines Schuldners ab. Es überlebte alle Revolutionen, Kriege, Umstürze und Staatspleiten. Es ist die einzige echte Versicherung der Welt, die immer zur Stelle ist und immer zahlt - alles historisch belegbare Fakten. Immer mehr Investoren sehen Gold als Geld. Seine Remonetarisierung hat eindeutig begonnen, aber eine Blase sieht anders aus.


Frage: Am Ende Ihres Buches "Freiheit durch Gold" sprechen Sie davon, dass es zu einem "angezettelten Großkrieg" kommen könnte, um so der Misere zu entfliehen, in der wir stecken. Ordnen Sie in diesem Rahmen die sich abzeichnende kriegerische Auseinandersetzung mit dem Iran ein?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Das wäre die einfachste Lösung für die Mächtigen, um in einer scharfen Krise, wo die Menschenmassen hungernd und frierend im Dunkeln sitzen, den eigenen Untergang zu vermeiden. Irgendjemand "sehr sehr Böses" ist dann für alles verantwortlich. Der systematische Aufbau eines klaren Feindbildes geht voraus, Hetze und Verteufelung folgen. Systematische Angriffsvorbereitungen werden getroffen und ein Vorwand künstlich geschaffen.

Die Vasallen werden zusammengetrieben und dienstverpflichtet. Auch sie sollen bluten und dann geht’s endlich los. Jubelt laut ihr Chöre, schon bald fließt kostenloses Öl (und Blut). Die anlaufende Kriegsmaschinerie rettet die US-Wirtschaft. Als erwünschter Nebeneffekt werden sich die Bevölkerungen zuhause, wie auch in den Kolonien, nicht mehr mit Inflation und Deflation, Steuern, Urlaub oder Konjunktur beschäftigen, sondern dürfen in Rüstungsbetrieben die rekordhohen Arbeitslosenzahlen - die echte ist derzeit etwa 22% - durch ihre fruchtbaren Tätigkeiten mindern.

Das Lied aus dem zweiten Weltkrieg von "Rosie, der Nieterin", die Tag und Nacht Flugzeugteile zusammen nietete und immer fröhlich sang und nebenbei brav Kanonenfutter in Form von Söhnen gebar, darf wieder gesungen werden. Ein Zweizeiler aus dem ersten Weltkrieg passt hier ebenfalls:

"Sie brauchen nicht mehr Schlange stehn, (für die guten food stamps)
sondern dürfen jetzt Granaten drehn". (für den bösen Iran und die noch böseren Taliban).





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