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Interview mit H.-J. Bocker: Wie geht´s weiter Herr Professor? (Teil 2/2)

20.08.2010  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Frage: Geht es Ihres Erachtens nach bei dem Irankonflikt in der Tat um ein atomares Waffenprogramm oder doch um etwas anderes? Gilt es beispielsweise einmal mehr, das "Petrodollarsystem" zu retten?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Ja. Das Iranproblem bietet sich für eine Gewaltlösung durch die Mächtigen regelrecht an. Zum Einen ist der Iran das wichtigste Ölland nach Russland und Saudi Arabien mit entsprechenden Vorräten. Zum Anderen muss Amerika von seinen knapp 19 Mio. Fass an täglichem Ölverbrauch fast 13 Mio. Fass einführen, mit steigender Tendenz. Da wäre der Iran eine herrliche und als Kolonie vor allem billige Lieferquelle. Die angebliche Sicherheit eines kleinen Landes dient als Vorwand und die Regierung des Iran wird verteufelt und eine Hetzkampagne nach der anderen durchgezogen.

Die Sanktionen gegen den Iran lassen sich in ihrer Brutalität nicht mehr steigern. Die Reden des Präsidenten werden in der Übersetzung plump verfälscht. Die Kriegsvorbereitungen haben ein kaum glaubliches Maß erreicht. Saudi hat einem kleinen Land alle Luftrechte eingeräumt und einen eigenen Flugplatz nahe der persischen Grenze errichten lassen, vollgestopft mit Kriegsmaterial. Der amerikanische Flottenaufmarsch wird nur noch von demjenigen vor der Normandie 1944 übertroffen. Die Beziehungen sind zum Zerreissen gespannt und keine Seite lenkt ein. Eine Entladung der explosiven Lage scheint unvermeidlich.

Außerdem weigert sich der Iran, Dollars für Öl zu akzeptieren. Das versuchte einst als Erster der "gute" Saddam. Sein Schicksal und das seines Landes sind bekannt. Würde Öl nicht mehr in Dollars fakturiert, müsste Amerika sein Öl mit echten Waren bezahlen. Bis dato erhält die Supermacht ihr Öl völlig umsonst. Die private Fed druckt nur grünliche Ablasszettelchen und überreicht die den Öl-Lieferern täglich waggonweise. Das kostet wenige Cent und das Öl ist kostenlos. Genau so geht es mit allen anderen Rohstoffen. Sie werden alle kostenfrei geliefert, nur ein wenig Papier und Druckerfarbe oder noch viel günstiger: elektronische Digitaldollars - werden per Knopfdruck "überwiesen" und die Lieferungen kommen ohne Rechnung oder Gegenleistung frei Haus in die dankbare USA.

Dieses einzigartige Weltprivileg ist nun in Gefahr und es wird Zeit, diesem aufmüpfigen Iran eine kleine Lektion zu erteilen. Wie können sie es wagen, uns die freien Öllieferungen zu beschränken. Weg mit diesem iranischen Gesindel, dorthin, wo Freund Saddam schon weilt. "Ein paar Millionen der Zivilbevölkerung können ruhig daran glauben." Für die Überlebenden ist dies eine gesunde Lektion in echter Demokratie. So funktioniert die eben. Man muss die heidnischen Völker nur ein bisschen mit demokratischer Religion missionieren. Am besten geht das mit Sprengkopfdrohnen, radarblinden Bombern, Flugzeugträgern, Landminen, U-Booten, Streubomben auf die Zivilbevölkerung, Raketenbatterien und Abtransport von Öl und Rohstoffen durch zum Kartell gehörende Groß-Unternehmen. Alles höchst demokratische Einrichtungen.


Frage: Und wie liesse sich so etwas rechtfertigen?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Wie immer in solchen Fällen. Hat man keinen greifbaren Grund, schafft man sich selbst einen. Die Geschichte kennt eine Vielzahl von Beispielen dieser Art. Natürlich muss man auch diesmal einen klitzekleinen künstlichen Angriffsgrund selbst fabrizieren, z.B. ein paar Passagierflugzeuge in der westlichen Welt abschießen und das Teheran in die Schuhe schieben, und schon geht’s los.

Und endlich läuft das braune Gold kostenlos in die US-Tanker und alles ist in Butter, Verzeihung, in Öl. Auch Dollars werden nicht mehr überreicht, sondern das Öl dient schlicht als "Reparationszahlung". Warum war der Iran auch so böse? Sein Öl wird nun zur Strafe auf amerikanischen Strassen verbrannt oder in Luxusapartement in Manhattan verheizt. Alles in bester Ordnung. Wie lange geht das Ganze? Bis die Quellen erschöpft sind. Ansonsten gilt: Im Irak waren es Massenvernichtungswaffen die es nicht gab. Im Iran sind es Atomwaffen, die es nicht gibt. Alles wie gehabt.


Frage: Welche Rolle nehmen bei diesem Konflikt Russland und China ein?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Sie werden im Gegensatz zum Irakkrieg nicht still halten. Auch Indien und Japan dürften aufmucken. Europa wird in 2 Lager gespalten sein, pro und kontra. Russland hat die USA bereits vor einem Krieg gegen den Iran lautstark gewarnt. Es werde keinen Krieg an seinen Grenzen dulden. Die Chinesen taten dies eher leise. Beide Länder verbinden mit dem Iran starke Eigeninteressen. Abgesehen von der strategischen Bedeutung des Landes auf der geopolitischen Weltkarte als zu vermeidenden neuen US-Stützpunkt, geht es Russland z.B. um Waffensysteme und China um Öllieferungen. Dies alles verschärft die Situation. Was im Einzelnen genau geschieht muss erst die Zukunft zeigen.

Eine Ausweitung zu einer Art dritter Weltkrieg ist jedoch nicht völlig auszuschließen, denn auch die 1,3 Mrd. Muslime wie auch 500 Mio. - oder so - Araber, werden nicht vor Begeisterung in die Hände klatschen, wenn der Iran und damit ihre Glaubensbrüder von "Christenhunden" oder den "Ungläubigen" aller Art überfallen und ausgeraubt werden.


Frage: Selbst wenn es zum Konflikt käme, wäre dieser doch, genau im Irak, in wenigen Tagen vorüber und alles ist wieder ruhig und friedlich, oder?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Die Sache geht sicherlich nicht so glatt wie im Irak. Der Iran ist drei Mal so groß und hat die dreifache Bevölkerung, die sehr viel homogener und auch gebildeter ist wie die iranische. 52% der Perser sind unter 25 Jahren alt, im besten Kampfesalter. Und die Bewaffnung ist sehr modern, in manchen Kategorien oder Waffengattungen der westlichen ebenbürtig. Man wird es bald sehen (d.h. hoffentlich nicht so bald, besser noch: Nie!).

Der August beispielsweise wäre aber ein guter Monat für die Aggressoren. Die deutschen Truppen in Afghanistan haben schon lange deutsch-persische Handbücher mit Wendungen wie: "Hände hoch! An die Wand! Widerstand ist zwecklos, Iran ist ein schönes Land". Warum wohl? Braucht man derartige persische Sprachwendungen zum Wiederaufbau afghanischer Dörfer, wie gerade vom großen US-Bruder gnadenlos zerbombt wurden?

Außerdem: Ist Israel im Krieg, ist es Deutschland sofort ebenfalls. Der Bündnisfall wäre eingetreten. Dies könnte Russland zum Gegner Deutschlands machen und die Russen könnten Öl- und Gashähne abdrehen. Damit fielen 52% der Energielieferungen aus und Deutschland fiele für Monate oder Jahre in die Jungsteinzeit zurück. Hoffentlich bleibt dieses Szenario reine Theorie.

Andererseits liesse sich eine solche von den Mächtigen künstlich geschaffene Kriegsszenerie hervorragend für die Einführung eines totalitären Systems nutzen. Die Wegnahme der letzten bürgerlichen Freiheiten und die Ausrufung des totalitären Weltstaates wären damit glänzend zu rechtfertigen. Möglicherweise ist dies, neben dem Ölraub, auch der tiefere Sinn all dieser Aktionen.




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