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Märkte konsolidieren - "Short"-Spekulation gegen die Eurozone verunsichert?

02.07.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.2615, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.2692 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.35, während EUR-CHF bei 1.2014 oszilliert.

Die politische Klasse der Eurozone hat geliefert. Die Diskussion, wer auf ersten Blick gewonnen oder verloren hat, halte ich für naiv und fehlgeleitet. Die Eurozone hat gewonnen. Die latente Spekulation gegen die Eurozone mit der Wette auf ein Zerfall der Eurozone hat die Wirtschaftssubjekte in den Reformländern paralysiert und Investitionstätigkeit zu großen Teilen verhindert. In der Folge ergab und ergibt sich in den Reformländern unterproportionales Wachstum und eine Kontraktion des Kapitalstocks. Die Zielverfehlung der fiskalischen Reformen hatte damit maßgeblich konjunkturelle Hintergründe.

Hier der Spekulation gegen die Eurozone mangels nachhaltiger Antworten der Politik der Eurozone weiter Raum zu bieten, wäre mehr als fahrlässig gewesen. Im Gegensatz zu den USA, Japan und in Teilen dem UK haben wir unsere strukturellen Hausaufgaben gemacht. Das verdient Respekt und Solidarität innerhalb der Eurozone.

Herr Cameron hat am Wochenende für Großbritannien klare Worte formuliert. Er will weniger Europa und stellt ein Referendum in Aussicht. Natürlich will er die Vorteile der EU weiter voll in Anspruch nehmen.

Wir nehmen diese Entwicklung mit hohem Interesse zur Kenntnis und kommen zum Urteil, dass der Ärmelkanal breiter wird.

Wer nicht leisten will und nur Vorteile für sich in Anspruch nehmen möchte, muss sich fragen lassen, ob er oder seine Regierung die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft der EU wirklich erfüllen. Egoismus ist in Ordnung- Egozentrik widerspricht jedwedem Geist einer Gemeinschaft.

Was lässt sich für die Devisenmärkte nach den Beschlüssen aus Brüssel ableiten. Die aggressivste "Shortpositionierung" gegen die Eurozone und den Euro ist noch intakt und bemüht sich, Aufwärtsbewegungen bei 1,27 zu stoppen.

Es sind dennoch Fissuren an der Spekulationsfront erkennbar. Das gilt für die CDS-Aufschläge der Reformländer. Es gilt für die Aktienmärkte. Es gilt für den Bund-Future. Es gilt in Ansätzen für den Euro an den Devisenmärkte. Da es korrelierte Positionen gibt, ist der Druck auf die Anti-Eurozonen Positionierung deutlich wahrnehmbar.

Die Wette, dass die Eurozone in den kommenden zwei Monaten zerbrechen wird, erscheint unter den gegebenen Umständen ambitioniert zu sein. Ergo wird das Kaufinteresse für den Euro in Schwächephasen ausgeprägt sein.

Wir freuen uns über die Einlassungen von Herrn Asmussen. (Reuters) Kurz vor dem Besuch der Troika in Griechenland hat EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen dem hoch verschuldeten Land ein Entgegenkommen beim Hilfsprogramm signalisiert. Über den Mix der Maßnahmen, also die Frage, wie ein Ziel erreicht werden kann, könne geredet werden, sagte der Geldpolitiker in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" am Sonntag. Deutliche Abweichungen von den von vielen Griechen als zu hart empfundenen Auflagen schloss er am Wochenende aber aus: An den Programmzielen Haushaltskonsolidierung und Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit dürfe die neue Regierung in Athen nicht rütteln. Entgegenkommen ja, aber keine Aufweichung ist eine Formel, die in die richtige Richtung weist.

Ebenso freuen wir uns, dass die Ratingagenturen einer Untersuchung unterworfen werden. (Reuters) - Nach der Herabstufung zahlreicher europäischer Banken nimmt die EU-Finanzmarktaufsicht (Esma) die drei großen Rating-Agenturen unter die Lupe. Mit der Prüfung solle

untersucht werden, ob die Methoden von Standard & Poor's (S&P), Fitch und Moody's Investors Service ausreichend stringent und transparent seien, sagte Esma-Chef Steven Maijoor der Zeitung "Financial Times" vom Montag. Die jüngsten Entscheidungen zur Bewertung europäischer Bankhäuser hätten Anlass zur Sorge gegeben, dass die Ratingagenturen nicht über ausreichend analytische Ressourcen verfügten. Die Untersuchung solle bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. S&P kündigte an, seine Methoden erläutern zu wollen. Die anderen beiden Rating-Agenturen lehnten eine Stellungnahme ab.

Moody's hatte in den vergangenen Monaten die Bewertung für eine ganze Reihe europäischer Banken herabgestuft. Zuvor waren die Rating-Agenturen auch schon im Zuge der europäischen Schuldenkrise massiv in die Kritik geraten. So hatten sie mehrfach ihre Note für angeschlagene Staaten wie Spanien und Italien heruntergestuft. Europäische Politiker werfen den Agenturen vor, mit ihren Urteilen die Krise verschärft zu haben. Daraufhin hatten die Behörden weltweit ein genaueres Auge auf die Bonitätswächter geworfen. Die Agenturen entgegnen, dass sie lediglich die Überbringer schlechter Nachrichten seien. Die Verantwortung für die Finanzmisere trügen die Staaten selbst.

Wir empfehlen dabei, zu untersuchen, in wie weit die Kriterien für die Bonität auf alle Länder gleichmäßig angewandt werden. Ebenso sollte untersucht werden, ob potentielle Folgen nachhaltiger Reformen berücksichtigt wurden und werden, zumal wenn die Reformen von den Agenturen zuvor unter Androhung von Herabstufungen eingefordert wurden. Mehr noch gilt es zu prüfen, ob es bisher in der Historie dazu gekommen ist, dass trotz Abschirmung durch EFSF der Reformprozess von Ländern mit Herabstufungen in die Kapitalmarktunfähigkeit begleitet wurde. Wir wünschen der Esma viel Erfolg!




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