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Exportüberschussverlierer | EWU-BIP fällt um -0,4%

15.08.2012  |  Markus Blaschzok
Die Aktienmärkte in den USA sowie in Deutschland bewegten sich in der letzten Woche trendlos in einer engen Spanne seitwärts. Der DAX erreichte mit dem psychologischen Widerstand der 7.000 Punkte-Marke auch die Oberseite des aktuellen kurzfristigen Aufwärtstrends, was im Zusammenspiel mit den schlechten Konjunkturdaten aus China die Aufwärtsbewegung stoppte.

Nachdem die chinesischen Exporte mit nur einem anstatt mit erwarteten acht Prozent wuchsen, was an der fehlenden Nachfrage aus Europa liegen soll, und auch die japanische Wirtschaft mit nur 0,3% im zweiten Quartal wuchs, erhoffen sich Viele weitere konjunkturpolitische Maßnahmen aus China, Japan, Europa und den USA in nächster Zeit. Diese Hoffnungen decken sich mit unseren Erwartungen, da die volkswirtschaftlichen Ausgangssituationen in den meisten Ländern denkbar schlecht sind, doch bleibt die Frage, wie viel der künftigen quantitativen Erleichterungen schon in den aktuellen Kursen eingepreist sind.

Die Bewertung einzelner Unternehmen, Branchen oder gar Märkten mag, relativ günstig sein und derartige Niveaus ein Kaufargument für Value Investoren in den vergangenen dreißig Jahren gewesen sein, doch ist das gesamtwirtschaftliche und politische Umfeld heute völlig anders, als damals. Ohne konjunkturpolitische Stützungen wie QE1, QE2, Operation Twist, LTRO, ELA, EFSF und vielen weiteren Maßnahmen, würde der DAX einige Tausend Punkte niedriger notieren als heute.

Aktuelle Erträge der Unternehmen können nicht mehr in die Zukunft einfach so fortgeschrieben werden, da es keine stabile Volkswirtschaft und keinen freien Markt mehr gibt. Aktien-, Renten-, Devisen-, Zins- und Rohstoffmärkte spiegeln schon lange nicht mehr Angebot und Nachfrage wieder, sondern sind extrem verzerrt durch planwirtschaftliche Beeinflussung seitens Staaten und Banken. Die Investoren wissen, dass man sich nicht gegen das Bankenkartell und ihre Notenbank stellen sollte, weshalb sie sich gleich für steigende Preise positionieren. Dies zeigt deutlich, wie sich die Warnehmung Vieler in dem letzten Jahr verändert hat. Spätestens seit Draghis Rede scheint Deflation kein Thema mehr zu sein, was ein deutliches Kennzeichen für den Beginn der nächsten Phase des Inflationierungsprozesses ist.


Exportüberschussverlierer

In Berlin und in den Medien feierte man jetzt eine Prognose des Ifo-Instituts, wonach die BRD voraussichtlich einen Exportüberschuss in Höhe von 210 Mrd. Dollar im laufenden Jahr erreichen wird. Damit ist das Handelsungleichgewicht das weltweit Größte, noch vor dem der anderen exportstarken Länder wie China, Japan oder den Ländern der OPEC. Die Sprecherin von Wirtschaftsminister und Vizekanzler [sic!] Phillip Rösler freute sich darüber, da sie die deutsche Exportwirtschaft als äußerst leistungs- und wettbewerbsfähig sieht, was sehr positiv sei. Sicherlich ist es erfreulich, wenn die deutsche Art und Kultur in der Lage ist, konkurrenzlose Hochtechnologie zu entwickeln und herzustellen, doch bringt es Deutschland außer Neid der anderen europäischen Nettoempfängerländer mit ihren Handelsbilanzdefiziten nichts.

China befindet sich seit Langem in der gleichen Situation wie die BRD und muss sich gegen verbale Angriffe, dass die heimische Währung zu schwach wäre, wehren. In der Bundesrepublik verhält es sich ebenso. Nicht eine zu schwache Binnennachfrage (Wirtschaftsweise Peter Bofinger) ist schuld an dem Überschuss, sondern eine zu schwache Währung für die Bundesrepublik. Eine eigenständige Währung würde die Handelsbilanz sofort und dauerhaft ausgleichen. Seit der Einführung des Euro weist die Bundesrepublik einen Exportüberschuss aus, mit dem der Konsum der Leistungsbilanzdefizitländer über Transferzahlungen und Kredite ermöglicht wird.

In den vergangenen 12 Jahren haben sich die Forderungen durch einen realen Kaufkraftverlust aufgrund des schwachen Euros zu einem großen Teil selbst entwertet. Der Rest der Forderungen verfällt durch die um sich greifende Zahlungsunfähigkeit der Länder, die zusätzlich noch mit kerneuropäischen Geldern am Leben erhalten werden. Insgesamt entsteht jährlich ein Verlust für Deutschland aufgrund einer Vermögensumverteilung in die Defizitländer, da Waren ausgeführt werden, für die in Zukunft keine Gegenleistung erbracht werden wird. Unter dem Goldstandard würde ein Überschuss zu einer langsamen Erhöhung von Preisen und Löhnen führen, was die Wettbewerbsfähigkeit vermindern und so wieder für einen Ausgleich sorgen würde.

Grundsätzlich sind in einem Goldstandard dauerhafte Überschüsse oder Defizite unmöglich, die Volkswirtschaften sind effizienter, produktiver und der Wohlstand in allen am Handel beteiligten Ländern steigt. Die EU-Kommission plant Deutschland, nach Angaben der "FTD", für die Überschüsse zu ermahnen, da die Peripherieländer aufgrund ihrer niedrigeren Produktivität keine Möglichkeit hätten in Konkurrenz zu treten. Die Forderungen nach einer Verminderung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands durch höhere Steuern oder Zölle, damit die schwachen Nehmerländer wieder konkurrenzfähiger würden, sind kontraproduktive Ideen aus den Köpfen sozialistischer Bürokraten in Brüssel, die unter dem Strich auch den Wohlstand in den schwachen Peripherieländern weiter schmälern würden. Unter dem Strich kann man sagen, dass die Deutschen in 2012 Waren im voraussichtlichen Umfang von 210 Mrd. USD produzieren und ausführen werden, wofür sie keine Gegenleistung erhalten werden. Dass Deutschland der größte Profiteur sei, bleibt der Treppenwitz der letzten Jahre.

Trotz Niedrigstzinsen, Konjunkturpaketen und BailOut der Bankenbranche gleitet die Europäische Gemeinschaft immer weiter in die Rezession ab. Der Befehl aus Brüssel und von Staatsoberhäuptern, dass die Wirtschaft wachsen solle, hat anscheinend nicht so recht funktioniert. Während in der gesamten EU das BIP um -0,2% im zweiten Quartal 2012 zum Vorjahr schrumpfte, nahm es im Euroraum um -0,4% ab. Die Vereinigten Staaten konnten immerhin noch ein statistisch ausgewiesenes Wachstum von 2,2% und Japan von 0,3% ausweisen. Die Industrieproduktion im Euroraum war bereits seit 9 Monaten rückläufig und sank im Juni 2012 gegenüber dem Vorjahr um 2,1% und in der EU um 2,2%, sodass diese Entwicklung für niemanden überraschend gewesen sein dürfte.

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