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Das griechische Dollar-Swap-Fenster

29.10.2010  |  Jim Willie CB
Die Chinesen sind clevere Leute. Ihre Führung spielt gutes Schach im globalen Gerangel um Rohstoffbestände und finanzielle Dominanz. Ihre geduldige Strategie hat der US-Regierung die Arme und Beine gebunden, die ausgegebenen US-Gläubigerpapiere dienen dabei als Fesselstrick. Fast hat das Angehäufte atemberaubende 1.000 Milliarden $ erreicht, die hässliche Frucht der Investitionen in China - eine Low-Cost-Lösung, die vor einem Jahrzehnt gefunden wurde.

Zwar haben Säbelrasseln wegen Währungsmanipulation, eine winzige Zinssatzerhöhung um 25 Basispunkte und auch die Schlacht um Seltenerdemetalle viel Aufmerksamkeit erregt, doch in Europa passierte etwas Wichtiges. Etwa, das den Chinesen unter anderem als Hintertürchen dient, um US-Staatsanleihen abzustoßen. Selbstverständlich laden die Defizite der US-Regierung und deren Geldpolitik zu einem Ausverkauf des US-Dollars ein. Gegen Ende 2009 und Anfang 2010 schrieb Jackass häufig über die absurde Idee einer Ausstiegslösung von 0% sowie Quantitative Easing. Die US-Fed erlitt starken Vertrauensverlust und machte einen dumpfen und hirntoten Eindruck.

Die japanischen Zwillingskrankheiten ZIRP (zero rate interest policy) und QE sind nicht die mit Monogrammen versehenen Manschettenknöpfe, die die US-Fed wählen würden, wollte sie sich in bester Pracht zeigen. Meine Prognose war, dass es keinen Ausstieg von 0% gibt, sondern nur ein Klammern an QE 2 - das genaue Gegenteil also. Jetzt ist es soweit. Nur die Details für die QE2-Initiative stehen noch aus, dazu werden auch Reversnadeln in Gold und Silber gehören, die zu dem Manschettenknöpfen für Bernanke passen. Aber die Reversnadeln sind aus purem Gold und Silber - sich gegenseitig ergänzend. Bernanke sieht verängstigt, abgehärmt und ein wenig verzweifelt aus, wie ein Kapitän auf einem Schiff mit Schlagseite Backbord, das in den unteren Kammern viel Wasser zieht. Zumindest ist das Wasser zu Nullkosten.

Die Jackass-Prognose bezüglich QE2 war korrekt und ziemlich einfach, denn Fundamentaldaten leiteten diese Vorhersage und nicht Wunschdenken oder die irrige aber populäre Ansicht, die Zeit würde alle Finanzwunden heilen. Diesmal nicht, denn bisher hat es so gut wie keinen Anstrengungen in Richtung Reform und Umschuldungsmechanismen gegeben. Das Gesetz zur Finanzmarktreform übertrug der US-Fed mehr Macht, und nicht weniger - eine weitere korrekte Jackass-Prognose. Auch das war eine einfache Vorhersage, denn die Bankerlobby schien damals ganz offensichtlich die Gesetze zu schreiben. Was das Volk beginnt, beenden die Banker, während die Frustration steigt. Die Ausstiegsstrategie war einen sehr augenscheinliche Schliche, pure Hoffnung durchzogen von Wunschdenken und regelrechter Verzweiflung.

Meine Erwartung hinsichtlich eines Plaza-2-Ankommens ist nun, dass auch dieses niemals zustande kommen wird - würde es doch erhebliche Kooperation zwischen den Zentralbanken der großen aber auch einiger kleiner Nationen voraussetzen. Sicher, ein geordnetes Sinken des US-Dollars ist jetzt dringend von Nöten. Doch dazu wird es nicht kommen, denn die Politik der US-Regierung und der US-Fed ist dem Geldsystem feindlich gesinnt und zerstört es - was vor allem aber für die Halter von US-Staatsanleihen gilt. Sie sind die Gläubiger der US-Regierung, und die US-Regierung spuckt ihnen ins Gesicht, tritt ihnen in die Schienbeine und stößt ihnen die Ellenbogen in den Unterleib, während sie gleichzeitig noch wilde Anschuldigungen erhebt. Der Währungsentwertungskrieg wird anhalten, zunehmen, entgleisen, feindlicher werden und sogar dazu führen, dass sich ehemalige Alliierte gegenseitig ausstechen. Den Geist der Zusammenarbeit zwischen Japan und China ließ man komplett scheitern. Europa zeigt sich immer verärgerter wegen steigender Wechselkurse, welche die Wirtschaft der Europäischen Union mit Sicherheit abkühlen werden. Das anstehende G20-Treffen in Südkorea hat schon ein Mitglied, das voller Ablehnung ist - Brasilien.


Bereit für TARP-2

Mit hohem Tempo bricht die Hypothekenwelt zusammen. Die großen US-Banken stehen erneut vor einem Steilfall. Ich gehe von einer großen TARP-2-Initiative aus, mit der die Großbanken gerettet werden sollen - schon sehr bald, schon jetzt ist das ein Diskussionsthema. Die US-Fed wird ihre üblichen Dementis bringen und dann, in ein paar Monaten, die Dringlichkeit solcher Maßnahmen erwähnen. Das zweite Kapitel wird noch viel mehr Probleme verursachen und sogar den US-Kongress extrem verärgern. Das erste TARP-Programm wurde aufgrund von Marktverlusten in Gang gebracht. Das Motiv hinter dem kommenden TARP-Programm wird Beihilfe zum Vertrags- und Wertpapierbetrug sein. Man wird wieder dieselben alten Argumente aus der Kiste holen - von wegen Banken, die Too Big Too Fail sind, Zusammenbruch des Systems, Depression und das Ende der bisherigen amerikanischen Gesellschaft. Die Konstante hierbei: Das US-Finanzministerium und die Finanzausschüsse des US-Kongresses werden auch weiterhin gemeinschaftlich durch den Bankensektor und die Kriegsindustrie dominiert. Insolvente wenn nicht sogar bankrotte Institutionen kontrollieren die Staatsfinanzen der USA, einschließlich ihrer Druckerpre$$e.

TARP-2 wird durchgehen, vorher wird man aber noch zwei oder drei Monate schachern. Im Brennpunkt werden die Bank of America und JP Morgan Chase stehen, zwei wichtige Banken. Politische Deckung wird die Bank of America teils deswegen erhalten, weil sie der US-Regierung mit der Übernahme der toxischen Schuldenladungen von Merrill Lynch und Countrywide einen Gefallen getan hatte - und unter dieser Last leidet. JP Morgan Chase wird unter anderem politische Deckung erhalten, weil die Bank unter der Last ihrer Größe und kaputten Geschäften leidet. Sie kontrollieren die US-Fed, denn sie führen die US-Fed. Die US-Fed wird mit Studien aufwarten, die zeigen, warum TARP-2 notwendig ist und wie die Welt ohne TARP zu Ende gehen wird - Studien, die von JPM-Analysten geschrieben wurden.




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