"Night of the Living Fed"
08.11.2010 | Prof. Dr. Max Otte
Im aktuellen Brief an seine Investoren spricht Jeremy Grantham, ein von mir hoch geschätzter Vermögensmanager mit über 100 Milliarden Dollar unter Verwaltung, von der "Nacht der Lebenden Fed" (Night of the Living Fed). Er spielt damit auf George A. Romeros Zombie-Film "Nacht der Lebenden Toten" (Night of the Living Dead) an.
Die Fed (Federal Reserve System) ist die amerikanische Notenbank. Mit seinem Wortspiel meint Grantham den scheintoten Zustande der amerikanischen Wirtschaft. Die von Notenbankchef Bernanke angekündigten direkten Käufe von Staatsanleihen nennt er einen "verzweifelten letzten Versuch, die amerikanische Wirtschaft ans Laufen zu bekommen". Nachdem die Nachfrage in den USA kollabiert ist, wirft man also wieder die Notenpresse an.
Die Fed manipuliere bewusst die Vermögenspreise. Dadurch entstünden Blasen. Dann aber „behauptet die Fed steif und fest, dass Märkte effizient seien und dass es nicht möglich sei, eine Preisblase zu erkennen". Die Folgen: Die Marktwirtschaft wird geschwächt. Die künstlich erzeugten Blasen, wie die Technologie- und Immobilienblase, locken Ressourcen an und laden zur Verschwendung ein. Die Arbeitsplätze, die so entstehen, sind aber nicht nachhaltig und verschwinden wieder, wenn die Blase platzt.
Für Anleger sieht Grantham wenig Erfreuliches. Aktien seien bereits wieder leicht überbewertet. Lediglich die Coca-Colas dieser Welt könne man noch kaufen. Nun, das ist ja schon mal was. Das sage ich auch. Außerdem sind die Märkte in Kontinentaleuropa eben nicht so teuer wie in den USA, für die Granthams Kommentare geschrieben wurden. Hier gibt es durchaus noch attraktive Aktien.
Zu guter Letzt: Grantham schreibt, dass er die Kompetenzen der Fed drastisch beschränken würde, wenn er in die Rolle des wohlwollenden Diktators schlüpfen könne. Die Fed solle endlich aufhören, sich um Wirtschaftspolitik zu kümmern und sich auf Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität und die Erhaltung der Geldwertstabilität konzentrieren.
Lieber Jeremy Grantham, dazu muss man kein Diktator sein!
Das geht auch in einer Demokratie. Die Bundesbank hat das von 1949 bis 2002 (und danach die Europäische Zentralbank bis 2010) genauso gemacht. Frau Merkel hat diese Prinzipien allerdings in der dramatischen, sogenannten "Euro-Rettungsnacht" vom 8. Mai 2010 über Bord geworfen. Ob das Datum ein Zufall war?
Auf gute Investments, Ihr
© Prof. Dr. Max Otte
Die Fed (Federal Reserve System) ist die amerikanische Notenbank. Mit seinem Wortspiel meint Grantham den scheintoten Zustande der amerikanischen Wirtschaft. Die von Notenbankchef Bernanke angekündigten direkten Käufe von Staatsanleihen nennt er einen "verzweifelten letzten Versuch, die amerikanische Wirtschaft ans Laufen zu bekommen". Nachdem die Nachfrage in den USA kollabiert ist, wirft man also wieder die Notenpresse an.
Die Fed manipuliere bewusst die Vermögenspreise. Dadurch entstünden Blasen. Dann aber „behauptet die Fed steif und fest, dass Märkte effizient seien und dass es nicht möglich sei, eine Preisblase zu erkennen". Die Folgen: Die Marktwirtschaft wird geschwächt. Die künstlich erzeugten Blasen, wie die Technologie- und Immobilienblase, locken Ressourcen an und laden zur Verschwendung ein. Die Arbeitsplätze, die so entstehen, sind aber nicht nachhaltig und verschwinden wieder, wenn die Blase platzt.
Für Anleger sieht Grantham wenig Erfreuliches. Aktien seien bereits wieder leicht überbewertet. Lediglich die Coca-Colas dieser Welt könne man noch kaufen. Nun, das ist ja schon mal was. Das sage ich auch. Außerdem sind die Märkte in Kontinentaleuropa eben nicht so teuer wie in den USA, für die Granthams Kommentare geschrieben wurden. Hier gibt es durchaus noch attraktive Aktien.
Zu guter Letzt: Grantham schreibt, dass er die Kompetenzen der Fed drastisch beschränken würde, wenn er in die Rolle des wohlwollenden Diktators schlüpfen könne. Die Fed solle endlich aufhören, sich um Wirtschaftspolitik zu kümmern und sich auf Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität und die Erhaltung der Geldwertstabilität konzentrieren.
Lieber Jeremy Grantham, dazu muss man kein Diktator sein!
Das geht auch in einer Demokratie. Die Bundesbank hat das von 1949 bis 2002 (und danach die Europäische Zentralbank bis 2010) genauso gemacht. Frau Merkel hat diese Prinzipien allerdings in der dramatischen, sogenannten "Euro-Rettungsnacht" vom 8. Mai 2010 über Bord geworfen. Ob das Datum ein Zufall war?
Auf gute Investments, Ihr
© Prof. Dr. Max Otte