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Spanien im Fokus - Daten und Nachrichten überwiegend ermutigend - US-Schulden …

02.10.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.52 Uhr) bei 1.2915, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2819 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.08. In der Folge notiert EUR-JPY bei100.80, während EUR-CHF bei 1.2100 oszilliert.

Spanien ist und bleibt in Fokus der Märkte. Erkennbar ist, dass der Finanzmarkt eine mögliche Inanspruchnahme der Abschirmung positiv diskontieren würde. In der Tat würde sich dadurch Ruhe an dieser Front ergeben.

Hinsichtlich des rigiden Sparkurses, der von der spanischen Regierung freiwillig eingeschlagen wurde, muss die Regierung in Spanien keine verschärfte Drangsalierung erwarten, die einem Gesichtsverlust für stolze Spanier gleichkäme. Die Tatsache, dass ein Monitoring damit verbunden ist, kann die Glaubwürdigkeit des Programms nur erhärten.

Das volle Programm der Unterstützung durch die EZB wäre im Laufzeitbereich bis zu drei Jahren neben ESM-Mitteln gewährleistet.

In einer solchen Konstellation ist es durchaus denkbar, dass alleine die Möglichkeit dieser Mittelaufnahmen via EZB und/oder ESM die Kapitalmarktfähigkeit Spaniens nicht nur erhält, sondern sogar verbessert und damit Inanspruchnahmender Unterstützungsmechanismen der EZB und ESM sehr gering ausfallen könnten.

Fakt ist, dass viel geredet wird. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Spanien nach Angaben ranghoher EU-Diplomaten nun doch komplett unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen will. "Die Spanier haben zunächst etwas gezögert, aber nun sind sie bereit, Hilfe zu beantragen", sagte eine hochrangige europäische Quelle der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Drei andere Spitzen-Diplomaten aus der Euro-Zone bestätigten den Sinneswandel. Spanien könnte demnach bereits am Wochenende den Antrag auf ein volles Hilfsprogramm zur Haushaltssanierung stellen - und damit noch vor dem regulären Treffen der Euro-Finanzminister am Montag in Luxemburg.

Die Indizien mehren sich, dass es zu dieser Wendungkommt. Falls das der Fall sein sollte, ist die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass Risikoaversion rückläufig sein wird mit entsprechenden positiven Folgen am Finanzmarkt und für den Euro.

Ansonsten freuen wir uns, dass Österreich Griechenland lobt und dabei auf die Exportentwicklung abhebt. Sie kennen dieses Thema umfänglich aus dem Forex Report. Wir freuen uns auch über die Meldung vom DIW, dass die Steuern in Deutschland sprudeln.

Damit wenden wir uns den europäischen Wirtschaftsdaten zu. Der Spanier sagt zu den gestrigen Datensätzen "sol y sombra“ - Sonne und Schatten.

Beginnen wir bei dem Schatten. Die Arbeitslosenrateder Eurozone ist den Erwartungen entsprechend per Berichtsmonat August von zuvor 11,3% auf 11,4% gestiegen. Damit wurde ein neuer historischer Höchstwert markiert.

Die Anpassungen der Geschäftsmodelle in den Reformländern sind für diese Entwicklung einerseits verantwortlich. Wesentlicher Katalysatorist darüber hinaus die latente Spekulation gegen diese Länder. Sie führt zu einer Verweigerungshaltung bei Investitionen in die Realwirtschaften dieser Länder. Es gilt, diesen Kreis zu durchbrechen, um den Reformländern den Erfolg zu ermöglichen, den sie sich durch die Reformen sachlich längst verdient haben.

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Der britische Anbieter "Markit“ lieferte gestern positive Daten hinsichtlich der gegebenen Erwartungshaltung im Markt. Der Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor der Eurozone stellte sich auf 46,1 Punkte, nachdem dervorläufige Wert und die Prognose bei 46,0 Punkten lag. Erfreulich sind die Entwicklungen sowohl in Spanien, wo sich der höchste Wert seit sechs Monaten einstellte als auch in Italien (Anstieg von 43,6 auf 45,7 Punkte im Monatsvergleich).

Auch in den USA waren die Daten ambivalent, im Gesamtüberblick jedoch ermutigend. In den USA enttäuschten die Bauausgaben per Berichtsmonat August. Hier kam es zu einem Rückgang um -0,6% im Monatsvergleich. Die Prognoselag bei +0,5%. Die Revision des Vormonatswerts von -0,9% auf -0,4% nivellierte dieses Gesamtbild nur unwesentlich.

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Positive Akzente setzte der ISM-Index für den produzierenden Sektor per Berichtsmonat September. Hier ergab sich ein deutlicher und unerwarteter Anstieg von zuvor 49,6 auf 51,5 Punkte. Die Prognose lag bei lediglich 49,6 Zählern. Damit impliziert dieses Indexniveau Wachstum im produzierenden Sektor der US-Wirtschaft.

Der Produktionsindex legte von 47,2 auf 49,5 Punktezu. Der Auftragsindex verbesserte sich von 47,1 auf 52,3 Punkte, während der Beschäftigungsindex von 51,6 auf 54,7 Zähler anzog.

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Das US-Fiskaljahr endete am 30. September 2012. DieNeuverschuldung zog um 1.276 Mrd. USD von zuvor 14.790 Mrd. USD auf 16.066 Mrd. USD an. Werfen wir einen Blick auf die letzten Jahre:

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Wir stellen fest, dass die Verschuldung im Jahresvergleich in den USA nominal zugenommen hat. Mangels Reformen erlauben wir uns die Neuverschuldung in den USA als primär konsumtiv zu klassifizieren. Damit ergibt sich sowohl in der Höhe als auch in der Qualität der Neuverschuldung zwischen der Eurozone und den USA ein massiver Unterschied zu Gunsten der Eurozone. Wir sind gespannt, wie lange die Europaskeptiker noch brauchen, um diese offensichtlichen Realitäten angemessen zu diskontieren.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2600 - 1.2630 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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