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Konsumentenpreise steigen | Trennbankenschwindel

05.10.2012  |  Markus Blaschzok
Vor einem Jahr prognostizierten wir für 2013 steigende Konsumentenpreise und verwendeten erstmals den Begriff "Stagflation“, um die wahrscheinlichste Entwicklung für das Jahr 2013 zu beschreiben. Damals standen wir damit völlig allein entgegen dem Rest der Zunft, die zumeist für 2012 eine Besserung der Lage und sinkende Konsumentenpreise sahen. So schrieb ich im Marktkommentar vom 04.11.2011: "Noch wird das Wort "Stagflation" bisher von Niemand außer uns verwendet, doch sind wir bereits mitten in dieser angekommen. Die Preissteigerungen werden vermutlich auch in 2012 nicht signifikant zurückgehen, da die Geldschwemme aus dem Jahr 2008 eben beginnt, sich in den Konsumgüterpreisen auszuwirken. Ändert sich die Politik nicht, was sehr wahrscheinlich ist, ist mit weiter steigenden Preisen in einem immer rezessiveren Umfeld zu rechnen.“

Nach den letzten Daten kann man mit Gewissheit sagen, dass wir diese Entwicklung weit im Voraus richtig vorhersagten. Während das BIP in der EU nach offiziellen Angaben um 0,5% schrumpft, verharren die Konsumentenpreise auf hohem Niveau und sind sogar im Begriff weiter zu steigen. So wird die Preissteigerungsrate für den Euroraum für den Monat September auf +2,7% geschätzt, was einer Steigerung um +0,1% zum Monat August entspricht. In Deutschland wird die Preissteigerungsrate im September voraussichtlich +2,1% zum Vorjahr betragen. Die Erzeugerpreise der Industrie im Euroraum stiegen im August zum Vormonat gar um +0,9% an, was einer Jahresrate von ebenfalls +2,7% entspricht.

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Die Arbeitslosenquote steigt in diesem stagflationären Umfeld weiter an in der EWU, die aktuell mit 11,4% um 0,9% höher liegt als im letzten Jahr. Damit sind in den 17 Euro-Ländern mit 18,2 Mio. Menschen rund 2 Millionen Menschen mehr arbeitslos als im Vorjahr. Die hohen Arbeitslosenquoten in Griechenland und in Spanien werden sich durch die Umverteilungspolitik der Notenbanken und die einhergehende Aufrechterhaltung der Fehlallokationen nicht automatisch wieder verringern. Hierfür fehlt es an jedweder Grundlage.

Die schlechte Entwicklung des Arbeitsmarktes in den beiden Ländern gibt hingegen einen Ausblick auf das, was den Rest Europas, und insbesondere den Euroraum, erwarten wird. Die niedrigste Arbeitslosigkeit verzeichnen Österreich (4,5%), Luxemburg (5,2%), Niederlande (5,3%) und Deutschland (5,5%). Die höchste Arbeitslosenquote haben das sozialistische Griechenland (24,4%) und das sozialistische Spanien (25,1%), was deutlich zeigt, dass mehr Staat keine Lösung des Problems ist. Es gibt eine eindeutige positive Korrelation zwischen der Staatsquote und der Armut sowie Arbeitslosigkeit eines Landes.

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Die meisten Konjunkturindikatoren für Europa, USA und China indizieren aktuell eine weitere wirtschaftliche Eintrübung in der nächsten Zeit. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für Europa sank mit 46,1 Zählern auf den tiefsten Stand seit drei Jahren und in Deutschland lag der Dienstleistungsindex unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager stieg jedoch auf 51,5 von 49,6 Punkte im September an, was Einigen Hoffnung schenkte und den Markt etwas beruhigte. Der chinesische Einkaufsmanagerindex, den HSBC und Markit berechnen, liegt mit einem Anstieg von 0,6 Punkten auf 49,8 Punkte ebenfalls seit zwei Monaten unter der Marke von 50 Punkten. All diese Daten bestätigen nur unsere Erwartung, wonach sich die Weltwirtschaft, aufgrund des Deleveraging des Bankensystems, weiterhin auf dem Weg zur Neustrukturierung ist.


Trennbankensystem für Europa?

In den Meldungen hieß es, dass "eine hochrangige EU-Expertengruppe“ die Banken in der EU "zerstückeln“ wolle. Das „riskante Investmentbanking“ solle vom "normalen Kreditgeschäft“ getrennt werden, womit auf "Finanzriesen wie die Deutsche Bank harte Zeiten zukämen“. Hört sich drastisch an und suggeriert unterbewusst, dass die EU mit harten Bandagen gegen die Banken zu Felde ziehen und wirklich etwas gegen die Macht der Banken unternehmen würde. Glauben Sie das wirklich?

Wie immer im politischen Schauspiel rund um die Rekapitalisierung der Banken ist dieser europäische „Glass Steagall Act“ natürlich Blödsinn und verkehrt gar die Problemursachen, da die Krux ganz woanders liegt. Sieht man sich die Aussagen des Vorsitzenden der Expertengruppe an, so wird das Bild schon etwas klarer. So sagte Finnlands Notenbankchef Liikanen zu seinem Plan, der eine Art Brandmauer zwischen "riskantem Investmentbanking und dem Kredit- und Einlagengeschäft ziehen soll“, dass man "von einem System wegkommen muss, in dem Profite privat und die Verluste öffentlich sind und zulasten des Steuerzahlers gehen“. Für Regierungen sei es mit dem neuen Modell leichter, gefährliche Sparten pleitegehen zu lassen. Denn das Argument, die Abwicklung der Bank gefährde das gesamte System, fiele dann weg. Dies würde die Banken sicherer machen.

Zumindest stimmt die Aussage, dass es die Banken sicherer machen würde, da das gehebelte Einlagengeschäft wie in einer Bad Bank ausgegliedert würde. Liikanen "gesteht“ den Banken sogar gnädigerweise zu, ihre Geschäfte unter dem Dach einer Holding weiterführen zu können. Um es klar zu sagen, stellt dies keine einschneidende Behinderung oder Einschränkung des Bankengeschäfts dar, sondern ist eher als ein Schutz dessen zu sehen, da im Falle eines Bank Runs nur das Einlagengeschäft Bankrott ginge, der Rest aber weiter bestehen würde und sich später wieder neu im Einlagengeschäft positionieren könnte. Der Glass-Steagall Act von 1933 in den USA, der bis 1999 Bestand hatte, wurde auch am Beginn der Weltwirtschaftskrise eingeführt.

Auch hier handelte es sich um ein unbedeutendes Manöver, um die Symbiose von Staat und Bankensystem vor dem Bürger zu verschleiern. Investmentbanken können nur das Geld verspekulieren, dass ihnen zur Verfügung gestellt wird. Dies hat in erster Linie keine mittel- oder langfristigen Einflüsse auf die Wirtschaft. Das Investmentbanking, das grundsätzlich einen sozialen Nutzen hat und wohlfahrtsfördernd ist, wird dämonisiert. Dagegen wird das Kunden- und Einlagengeschäft, das auf betrügerische Weise Geld aus dem Nichts schöpft, von der Schuld an der Krise freigesprochen. Sicherlich mag es für eine Investmentbank hilfreich sein an unbegrenzten Kredit aus der hauseigenen Kreditbank zu gelangen, doch wird dies erst durch das Mindestreservesystem im Einlagen- und Kundengeschäft ermöglicht.

Die Behauptung, dass vermischte Banken dazu verführt würden, Hypothekendarlehen zu bündeln und am Markt zu verkaufen mag richtig sein, doch ist es am Markt völlig neutral zu sehen, da eine Blase am Immobilienmarkt nicht von den Investmentbanken, sondern durch künstlich niedrige Zinsen im Kreditgeschäft, also im normalen Bankengeschäft, geschaffen wird.

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