Interview mit Dr. Kurt Richebächer
06.01.2003 | Dr. Kurt Richebächer
Vorwort
Dr. Kurt Richebacher hat eine unheimliche Fähigkeit demonstriert, zukünftige wirtschaftliche Probleme zu identifizieren. Der frühere Chefvolkswirt der Dresdner Bank warnte vor der Rezession und dem NASDAQ-Crash Monate, bevor es geschah. Er sagte den Zusammenbruch der asiatischen Tiegerstaten 1998 voraus und lies lange vor Enron die Alarmsirenen ertönen, was die Tricks um die Unternehmensgewinne anging. Als beinahe jeder sich einer V-förmigen Erholung sicher war, behauptete er, daß dies unmöglich sei.
Als Meister der klassischen Volkswirtschaft und vielleicht der beste analytische volkswirtschaftliche Denker der heutigen Welt schreibt Dr. Richebacher einen monatlichen Rundbrief, den "Richebacher-Brief". Bei seinem beeindruckenden Rekord genauer Warnungen und Voraussagen angesichts der meist einstimmigen Opposition aus stablishment-Volkswirtschaften denken wir, daß das folgende Interview mit voller Konzentration und Kombinationsfähigkeit gelesen werden sollte.
Interview
Frage: Damals im März 1997 warnten Sie, daß ernste Probleme die schwer verschuldete Wunderwirtschaft im Fernen Osten bedrohen. Warum hatten Sie dieses Problem ins Licht gerückt?
Richebächer: Ihr Boom war kreditinduziert. Sie gerieten schwer in Schulden, um exzessiv zu bauen.
Frage: Die gleiche alte Geschichte?
Richebächer: Ja, Abgezogene Gelder und Kreditwachstum und die typischen Symptome von sich überhitzenden Volkswirtschaften - Inflation, Spekulation und finanzielle Exzesse.
Frage: Dann, im Juni'98 sagten Sie, "Später dieses Jahr wird sich die US-Wirtschaft abrupt verlangsamen". Was hatten Sie wahrgenommen?
Richebächer: Die Gewinne gaben nach und Unternehmen neigten zu selbstzerstörerischen Finanztricks und Buchhaltungsmanövern einschließlich schwerer Spekulationen und Leveraging. Ich schrieb, daß einige durch explodierende Papierwerte unglaublich reich wurden, aber Ersparnisse und Kapitalbildung erbärmlich seien.
Frage: Dann sagten Sie den Zusammenbruch des Aktienmarktes und der Technologieblase voraus. Wie konnten Sie das?
Richebächer: Die großen spekulativen Manien der Geschichte waren mit Neuerungen verbunden, die große öffentliche Begeisterung auslösten. Das war auch der Fall beim Internet, und damit einhergehend hatten wir die allgegenwärtige Überschwemmung mit Geld und Kredit. Ja, ich schrieb, ein Bärenmarkt sei unausweichlich.
Frage: Ende 1999 nannten Sie es eine klassische spekulative Blase. Warum nur Sie, sonst niemand? Ich denke, Lawrence Kudlow sagte, das Internet sei wichtiger als die Fed und der Dow müsse auf 30.000, 50.000 oder höher steigen.
Richebächer: Ja, die Art von Unsinn half, den Boom an der Wallstreet zu fördern. Wir erwarteten, daß ein scharfer Einbruch in Technologiewerten der Todesstoß für die größere US-Aktienmarktblase sein würde, wie es dann auch kam.
Frage: Im Herbst 2000 war der Glaube weit verbreitet, daß die US-Volkswirtschaft eine weiche Landung haben würde. Was war Ihre Meinung hierzu?
Richebächer: Nun, ich schrieb, daß Hoffnung auf eine weiche Landung in der US-Wirtschaft völlig fehl am Platze sei. Die Kreditexzesse der späten 90er waren viele male schlimmer als die der 80er oder gar der 20er. Ebenso die Unausgewogenheit in der Volkswirtschaft und dem Finanzsystem. Sie brauchten bloß die private 0%-Ersparnis-Quote und das erstaunliche Handelsbilanzdefizit betrachten. Angesichts dieser katastrophalen Tatsachen von exzellenten Fundamentaldaten der US-Volkswirtschaft zu sprechen erfordert schon eine ziemliche Dummheit.
Frage: War es die schlimmste Kreditblase der Geschichte?
Richebächer: Absolut richtig.
Frage: Was sagten sie damals zu der V-förmigen Erholung, die alle diese Experten voraussagten?
Richebächer: Ich schrieb, daß es eine große Überraschung geben würde, wie schnell die US-Volkswirtschaft in naher Zukunft schwächer würde.
Frage: Worauf basierte Ihre Voraussage?
Richebächer: Die Gewinne brachen ein, die schwerverschuldeten Unternehmen schränkten ihre Ausgaben ein und neue Investitionen in Kapitalgüter wurden zurückgestellt. Ernste Probleme überall.
Frage: Das bringt uns in die Gegenwart. Werden wir wider in die Rezession geraten?
Richebächer: Ja. Die drastische Schwäche der US-Volkswirtschaft wird wie ein großer Schock über die Welt hereinbrechen. Ein fallender Dollar wird daraus einen Alptraum machen.
Frage: Was macht Sie so sicher? Die meisten Volkswirtschaftler sehen eine Erholung.
Richebächer: Ich bin bestürzt über das niedrige Niveau von volkswirtschaftlichem Denken in den USA. Jahrhundertealte Grundlageneinsichten in volkswirtschaftliche Prozesse sind unbekannt, verworfen oder sogar auf den Kopf gestellt. Die Fakten sind, daß Sie ernsthafte strukturelle Probleme haben, die jegliche Möglichkeit einer längern wirtschaftlichen Erholung ausschließen.
Frage: Welche wären?
Richebächer: Der Gewinnrückgang, die Rekordknappheit an Ersparnissen, ein Zusammenbruch der Kapitalausgaben, ein nie dagewesenes Konsumenten-Kreditkaufgelage, ein gewaltiges Handelsbilanzdefizit, wüste Bilanzen und rekordhohe Schuldenstände.
Frage: Klingt ja furchtbar. Sind sie alle gleich schlimm?
Richebächer: Die schlimmsten sind die Depression bei den Gewinnen und den Kapitalausgaben. Sie treiben sie gegenseitig weiter abwärts im Teufelskreis.
Dr. Kurt Richebacher hat eine unheimliche Fähigkeit demonstriert, zukünftige wirtschaftliche Probleme zu identifizieren. Der frühere Chefvolkswirt der Dresdner Bank warnte vor der Rezession und dem NASDAQ-Crash Monate, bevor es geschah. Er sagte den Zusammenbruch der asiatischen Tiegerstaten 1998 voraus und lies lange vor Enron die Alarmsirenen ertönen, was die Tricks um die Unternehmensgewinne anging. Als beinahe jeder sich einer V-förmigen Erholung sicher war, behauptete er, daß dies unmöglich sei.
Als Meister der klassischen Volkswirtschaft und vielleicht der beste analytische volkswirtschaftliche Denker der heutigen Welt schreibt Dr. Richebacher einen monatlichen Rundbrief, den "Richebacher-Brief". Bei seinem beeindruckenden Rekord genauer Warnungen und Voraussagen angesichts der meist einstimmigen Opposition aus stablishment-Volkswirtschaften denken wir, daß das folgende Interview mit voller Konzentration und Kombinationsfähigkeit gelesen werden sollte.
Interview
Frage: Damals im März 1997 warnten Sie, daß ernste Probleme die schwer verschuldete Wunderwirtschaft im Fernen Osten bedrohen. Warum hatten Sie dieses Problem ins Licht gerückt?
Richebächer: Ihr Boom war kreditinduziert. Sie gerieten schwer in Schulden, um exzessiv zu bauen.
Frage: Die gleiche alte Geschichte?
Richebächer: Ja, Abgezogene Gelder und Kreditwachstum und die typischen Symptome von sich überhitzenden Volkswirtschaften - Inflation, Spekulation und finanzielle Exzesse.
Frage: Dann, im Juni'98 sagten Sie, "Später dieses Jahr wird sich die US-Wirtschaft abrupt verlangsamen". Was hatten Sie wahrgenommen?
Richebächer: Die Gewinne gaben nach und Unternehmen neigten zu selbstzerstörerischen Finanztricks und Buchhaltungsmanövern einschließlich schwerer Spekulationen und Leveraging. Ich schrieb, daß einige durch explodierende Papierwerte unglaublich reich wurden, aber Ersparnisse und Kapitalbildung erbärmlich seien.
Frage: Dann sagten Sie den Zusammenbruch des Aktienmarktes und der Technologieblase voraus. Wie konnten Sie das?
Richebächer: Die großen spekulativen Manien der Geschichte waren mit Neuerungen verbunden, die große öffentliche Begeisterung auslösten. Das war auch der Fall beim Internet, und damit einhergehend hatten wir die allgegenwärtige Überschwemmung mit Geld und Kredit. Ja, ich schrieb, ein Bärenmarkt sei unausweichlich.
Frage: Ende 1999 nannten Sie es eine klassische spekulative Blase. Warum nur Sie, sonst niemand? Ich denke, Lawrence Kudlow sagte, das Internet sei wichtiger als die Fed und der Dow müsse auf 30.000, 50.000 oder höher steigen.
Richebächer: Ja, die Art von Unsinn half, den Boom an der Wallstreet zu fördern. Wir erwarteten, daß ein scharfer Einbruch in Technologiewerten der Todesstoß für die größere US-Aktienmarktblase sein würde, wie es dann auch kam.
Frage: Im Herbst 2000 war der Glaube weit verbreitet, daß die US-Volkswirtschaft eine weiche Landung haben würde. Was war Ihre Meinung hierzu?
Richebächer: Nun, ich schrieb, daß Hoffnung auf eine weiche Landung in der US-Wirtschaft völlig fehl am Platze sei. Die Kreditexzesse der späten 90er waren viele male schlimmer als die der 80er oder gar der 20er. Ebenso die Unausgewogenheit in der Volkswirtschaft und dem Finanzsystem. Sie brauchten bloß die private 0%-Ersparnis-Quote und das erstaunliche Handelsbilanzdefizit betrachten. Angesichts dieser katastrophalen Tatsachen von exzellenten Fundamentaldaten der US-Volkswirtschaft zu sprechen erfordert schon eine ziemliche Dummheit.
Frage: War es die schlimmste Kreditblase der Geschichte?
Richebächer: Absolut richtig.
Frage: Was sagten sie damals zu der V-förmigen Erholung, die alle diese Experten voraussagten?
Richebächer: Ich schrieb, daß es eine große Überraschung geben würde, wie schnell die US-Volkswirtschaft in naher Zukunft schwächer würde.
Frage: Worauf basierte Ihre Voraussage?
Richebächer: Die Gewinne brachen ein, die schwerverschuldeten Unternehmen schränkten ihre Ausgaben ein und neue Investitionen in Kapitalgüter wurden zurückgestellt. Ernste Probleme überall.
Frage: Das bringt uns in die Gegenwart. Werden wir wider in die Rezession geraten?
Richebächer: Ja. Die drastische Schwäche der US-Volkswirtschaft wird wie ein großer Schock über die Welt hereinbrechen. Ein fallender Dollar wird daraus einen Alptraum machen.
Frage: Was macht Sie so sicher? Die meisten Volkswirtschaftler sehen eine Erholung.
Richebächer: Ich bin bestürzt über das niedrige Niveau von volkswirtschaftlichem Denken in den USA. Jahrhundertealte Grundlageneinsichten in volkswirtschaftliche Prozesse sind unbekannt, verworfen oder sogar auf den Kopf gestellt. Die Fakten sind, daß Sie ernsthafte strukturelle Probleme haben, die jegliche Möglichkeit einer längern wirtschaftlichen Erholung ausschließen.
Frage: Welche wären?
Richebächer: Der Gewinnrückgang, die Rekordknappheit an Ersparnissen, ein Zusammenbruch der Kapitalausgaben, ein nie dagewesenes Konsumenten-Kreditkaufgelage, ein gewaltiges Handelsbilanzdefizit, wüste Bilanzen und rekordhohe Schuldenstände.
Frage: Klingt ja furchtbar. Sind sie alle gleich schlimm?
Richebächer: Die schlimmsten sind die Depression bei den Gewinnen und den Kapitalausgaben. Sie treiben sie gegenseitig weiter abwärts im Teufelskreis.