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USA setzt Duftmarke - Deutschlands Export behauptet - Klartext aus Brasilien

08.10.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.09 Uhr) bei 1.2977, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.3072 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei101.95, während EUR-CHF bei 1.2112 oszilliert.

Nachdem wir zum Ende der vergangenen Woche mit verbesserten Arbeitsmarktdaten in Form der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft (Non-farm-payrolls) aus den USA überrascht wurden, sehen wir heute keine Daten aus den USA, da dort heute der Columbus Day gefeiert wird und keine Konjunkturzahlen lanciert werden. Die Non-farm-payrolls fielen zwar mit +114.000 ziemlich genau so aus wie erwartet, die Vormonate wurden jedoch stark revidiert, so dass aggregiert 86.000 Jobs mehr entstanden als bis dato angenommen wurde.

Das Ganze hilft der Arbeitslosenzahl auf 7,8% - nahe der niedrigsten Quote seit vier Jahren. Diese Entwicklung wurde von der FED zuletzt durch weitere Hilfsmaßnahmen angestrebt und dürfte Präsident Obama im Wahlkampf in die Karten spielen, zu dessen Hauptpunkten die Belebung des Arbeitsmarktes zählt.

Am Dienstag beginnt die Berichtssaison der US-Wirtschaft, von der weitere Impulse ausgehen können. Von der Seite der Konjunkturindikatoren erwarten wir diese Woche keine wegweisenden Erkenntnisse. Die Arbeitslosenanträge der US-Wirtschaft am Donnerstag dürften die größten Auswirkungen liefern.

In diesem Zusammenhang bleibt uns nichts anderes übrig als vor der deutschen Wirtschaft den Hut zu ziehen. Die heute Morgen veröffentlichten Exportzahlen sorgten für eine positive Überraschung.

Die Exporte lagen bei +2,4% - erwartet wurde von Experten dagegen ein Rückgang im Dunstkreis der Eurokrise und erlahmender Dynamik in den Schwellenländern. In beeindruckender Art und Weise hat sich die Wirtschaft wieder einmal behauptet und der Krise damit die Stirn geboten. Die Weltbank kürze die Wachstumsprognose für China auf 7,7% und nächstes Jahr auf nur noch 8,1%. Wenn man allerdings im Hinterkopf behält, dass die Regierung deutlich größere Spielräume zur Steuerung des Wirtschaftswachstums hat als nochvor wenigen Monaten, ist Vorsicht bei Prognosen dieser Art gegeben.

China steht Europa bei der Bekämpfung der Krise alskritischer aber zuverlässiger Partner bei. Die Verflechtungen der Wirtschaft mit Europa sorgen dagegen auch bei Brasilien für Kontraktion. Wir bedienen uns zu diesem Zweck einer Reuters Meldung von heute.

Brasilien wirft Europa Fehler bei Eurokrisen-Bekämpfung vor Berlin, 08. Okt (Reuters) - Brasiliens Finanzminister Guido Mantega hat die europäische Schuldenkrise für die Wachstumsprobleme in den großen Schwellenländern verantwortlich gemacht. "Wir leiden alle unter dem schwachen Wachstum Europas", sagte Mantega dem "Handelsblatt" vom Montag. "Vor allem wegen der Krise in Europa ist Brasilien seit einem Jahr kaum gewachsen", kritisierte er. Auch China und Indien würden durch die Europäer ausgebremst. Laut IWF wird Brasilien ein Wachstum über 3,0% für 2012 erreichen. Dies ist verglichen mit Spitzenwerten von 7,53% in 2010 und 6,10% in 2007 zwar deutlich geringer, aber im langfristigen Vergleich der Wachstumsraten Brasiliens nicht so schwach wie suggeriert. Momentan leiden nahezu alle Länder unter den Auswirkungen der Eurokrise.

"Es dauert zu lange", kritisierte er die Krisenbekämpfung der Europäer. Sie gehe aber in die richtige Richtung. Die richtige Richtung ist gefunden und wird konsequent verfolgt (Unterstützung durch EZB, Fiskalpakt, ESM-Start). Fehlkonstruktionen um den Euro lassen sich nicht in allerkürzester Zeit beheben - gerade deshalb ist es immens wichtig, dass Spekulanten gegen den Euro in Schach gehalten werden und so Kapitalabflüsse eingegrenzt werden.

Mantega forderte die Regierungen in Europa auf, beim Kampf gegen die Krise schneller voranzugehen. Es mache keinen Sinn, immer abzuwarten, bis alles perfekt sei. Mit Blick auf die Schaffung einer europäischen Bankenaufsicht schlug er etwa vor: "Wenn es nicht möglich ist, eine perfekte Bankenaufsicht von einem Tag zum anderen zu installieren, dann fangt trotzdem mit irgendeiner Form von Aufsicht an!"

Übereilte Entscheidungen - gerade bei dem KernthemaBankenunion - könnten den Euro endgültig zu Grunde richten. Das haben die Politiker erkannt und behandeln dieses Thema mit entsprechender Vorsicht.

Der Politiker forderte Europa zudem auf, nicht allein und zu stark auf radikales Sparen und Sanieren zu setzen, sondern auch das Wachstum zu stimulieren. Hier könne gerade Deutschland einiges tun.

Dass rigides Sparen nicht zu schnellem Erfolg führt, haben wir in der Eurokrise eindrucksvoll gesehen. Schuldenfinanzierte Wachstumsprogramme liefern jedoch auch keine zwingenden Erfolge (USA). Die Euroländer haben wachstumsfördernde Maßnahmen bereits umgesetzt (Investitionen in EIB), die allerdings erst längerfristig wirken.

Der Minister forderte die Europäer auf, Partnern, wie den USA und den BRIC-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China - mehr Mitspracherecht bei ihrer Krisenbekämpfung zu geben. Seit 2011 seien sie "resistenter geworden gegen Vorschläge oder gegen ein gemeinsames Vorgehen mit anderen Ländern". So isoliere sich Europa.

Mit Blick auf die kommende IWF-Jahrestagung bekundete Mantega die Bereitschaft, Einlagen im Fonds zu erhöhen. Das gelte aber nur dann, wenn dieanstehenden Reformen dort umgesetzt würden, die den Schwellenländern mehr Mitspracherechte geben sollen. Und hierbei bremsten vor allem die Europäer, kritisierte Mantega.

Wer zahlt, der will mitbestimmen. Die Stimmenverteilung im IWF ist nicht den Anteilen entsprechend verteilt, die Schwellenländer fordern,dass ihre Rolle entsprechend gewürdigt wird. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2600 - 1.2630 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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