John Williams: Gold-Versicherung für den Tag der Abrechung
27.01.2011 | The Gold Report
Bessere Unternehmensbilanzen, höhere Kosteneffizienz und bessere Ergebnisse am Aktienmarkt im Jahr 2010: All das hat John Williams’ Ansichten nicht beeinflusst. Die Wirtschaftsaktivität, die nur vom Tief aus abprallte, ist schwächer als jemals zuvor. Und in nicht allzu entfernter Zukunft drohen Hyperinflation und ein systemischer Zusammenbruch des Finanzsystems. In diesem Exklusivinterview mit dem Gold Report sagt Williams, das gelbe Metall sei seine "Versicherung gegen das jüngste Gericht" - oder zumindest die mit Abstand beste Vermögensanlage, um den Sturm zu überstehen.
The Gold Report: In unseren letzten beiden Interviews meinten Sie, Sie würden mit Blick auf das schrumpfende M3 des Jahres 2009 davon ausgehen, dass es sechs bis neun Monate danach zu einer entsprechenden Schrumpfung der allgemeinen Wirtschaft kommen werde. Denken Sie immer noch, dass es dazu kommen wird?
John Williams: Ich möchte erst einmal klarstellen, worum es hier geht. Ich verfolge und erhebe nach wie vor M3 - den am weitesten gefassten offiziellen Maßstab für Geldmengenwachstum, bis die Fed ihn ab März 2006 nicht mehr veröffentlichte. Allgemein lässt sich sagen, je umfassender der Maßstab systemischer Liquidität ist, desto besser eignet er sich als Vorhersageinstrument. Um daraus Signale für die Wirtschaft ableiten zu können, muss dieses Wachstum inflationsbereinigt werden. In der Vergangenheit war nun immer Folgendes passiert: Wenn das inflationsbereinigte M3 im Vergleich zum Vorjahr negativ wurde, kam es in der Wirtschaft anschließend zu einer Rezession - und im Fall diese existierte schon, so intensivierte sich der Abschwung.
Diese Signale bekommt man nicht häufig, aber wenn man sie bekommt, sind sie extrem zuverlässig. Es hat Fälle gegeben, in denen einer Rezession keine Schrumpfung des Geldangebots vorausging; aber wann immer man die Liquidität schrumpfen lässt, kommt es auch zu einer Schrumpfung der Wirtschaft. (Eine ausführlichere Darstellung dieses Phänomens finden Sie im Gold Report Interview mit John Williams vom 6. August 2010; Anm. der Red.)
Im Dezember 2009 bekamen wir ein Signal, dass sich der außergewöhnliche Abschwung innerhalb von sechs bis neun Monaten weiter verschärfen würde. Ich denke, die Anfänge davon waren in der Wirtschaft ab September letzten Jahres auch zu beobachten. Die Arbeitsmarktdaten erreichten Hochstände und sanken dann in diesem Zeitraum wieder - wenn man die für Februar anstehenden ernormen Bereinigungen der statistischen Schätzungen schon einrechnet. Auch wenn die industrielle Produktion steigen konnte, so macht es den Eindruck, als hätte auch diese im September/ Oktober ihren Höchststand erreicht. Sicher ist das Verbrauchervertrauen eher ein Begleitindikator und kein Frühindikator, aber auch dieses erreichte im Zeitraum Juli/ August seinen Höhepunkt.
Ich beschreibe die wirtschaftliche Situation immer so: Im Jahr 2007 begann die Wirtschaft nach unten abzudrehen, 2008 bis ins Jahr 2009 sackte sie ein. Seitdem erleben wir im Grunde ein Abprallen vom Tief. Ich möchte an dieser Stelle alle warnen: Wir haben zurzeit außergewöhnliche Verzerrungen in der Wirtschaftsberichtserstattung, was hauptsächlich daran liegt, dass das System nie darauf ausgelegt war, mit einem Abschwung dieser Schwere umgehen zu müssen. Die Wirtschaftsberichtserstattung der Nachkriegsära baut auf der Voraussetzung anhaltenden Wirtschaftswachstums auf, und sie ist saisonbereinigt. Wenn beispielsweise Arbeitsverhältnisse gezählt werden, dann wird davon ausgegangen, dass ein Unternehmen, das normalerweise Bericht erstattet, jetzt aber keine Zahlen liefert, weiterhin im Geschäft ist; die staatlichen Stellen werden jetzt also das unterstellen, was ihrer Meinung nach in diesen Berichten gestanden hätte. Man theoretisiert dann, dass im Allgemeinen für jeden verloren Job aus Pleite gegangenen Unternehmen mehr als ein Job von den Unternehmen geschaffen wurde, die keinen Bericht erstattet haben.
The Gold Report: Ein Nullsummenspiel also?
John Williams: Mehr als ein Nullsummenspiel. Am Ende fügen sie vielleicht 200.000 zusätzliche Jobs pro Monat hinzu, die eigentlich gar nicht existieren. Als die staatlichen Stellen das letzte Mal ihre Eckdaten überprüften, mussten sie bei der Veröffentlichung ihres korrigierten Benchmarking feststellen, dass sie den Rückgang zuvor mit knapp über einer Million Arbeitsplätzen zu niedrig angesetzt hatten. Für Ende März 2011 haben sie eine Korrektur ihrer Eckdaten angekündigt (welche zusammen mit der Arbeitsmarktsstatistik für Januar 2011 veröffentlicht werden soll), bei dieser Korrektur wird man die Zahl im Bereich von 370.000 Arbeitsplätzen nach unten anpassen. Also: Wenn man die Zahlen abgleicht, gelangt man am Ende zu einer viel schwächeren Beschäftigungssituation, als sie allgemein berichtet wird.
The Gold Report: In unseren letzten beiden Interviews meinten Sie, Sie würden mit Blick auf das schrumpfende M3 des Jahres 2009 davon ausgehen, dass es sechs bis neun Monate danach zu einer entsprechenden Schrumpfung der allgemeinen Wirtschaft kommen werde. Denken Sie immer noch, dass es dazu kommen wird?
John Williams: Ich möchte erst einmal klarstellen, worum es hier geht. Ich verfolge und erhebe nach wie vor M3 - den am weitesten gefassten offiziellen Maßstab für Geldmengenwachstum, bis die Fed ihn ab März 2006 nicht mehr veröffentlichte. Allgemein lässt sich sagen, je umfassender der Maßstab systemischer Liquidität ist, desto besser eignet er sich als Vorhersageinstrument. Um daraus Signale für die Wirtschaft ableiten zu können, muss dieses Wachstum inflationsbereinigt werden. In der Vergangenheit war nun immer Folgendes passiert: Wenn das inflationsbereinigte M3 im Vergleich zum Vorjahr negativ wurde, kam es in der Wirtschaft anschließend zu einer Rezession - und im Fall diese existierte schon, so intensivierte sich der Abschwung.
Diese Signale bekommt man nicht häufig, aber wenn man sie bekommt, sind sie extrem zuverlässig. Es hat Fälle gegeben, in denen einer Rezession keine Schrumpfung des Geldangebots vorausging; aber wann immer man die Liquidität schrumpfen lässt, kommt es auch zu einer Schrumpfung der Wirtschaft. (Eine ausführlichere Darstellung dieses Phänomens finden Sie im Gold Report Interview mit John Williams vom 6. August 2010; Anm. der Red.)
Im Dezember 2009 bekamen wir ein Signal, dass sich der außergewöhnliche Abschwung innerhalb von sechs bis neun Monaten weiter verschärfen würde. Ich denke, die Anfänge davon waren in der Wirtschaft ab September letzten Jahres auch zu beobachten. Die Arbeitsmarktdaten erreichten Hochstände und sanken dann in diesem Zeitraum wieder - wenn man die für Februar anstehenden ernormen Bereinigungen der statistischen Schätzungen schon einrechnet. Auch wenn die industrielle Produktion steigen konnte, so macht es den Eindruck, als hätte auch diese im September/ Oktober ihren Höchststand erreicht. Sicher ist das Verbrauchervertrauen eher ein Begleitindikator und kein Frühindikator, aber auch dieses erreichte im Zeitraum Juli/ August seinen Höhepunkt.
Ich beschreibe die wirtschaftliche Situation immer so: Im Jahr 2007 begann die Wirtschaft nach unten abzudrehen, 2008 bis ins Jahr 2009 sackte sie ein. Seitdem erleben wir im Grunde ein Abprallen vom Tief. Ich möchte an dieser Stelle alle warnen: Wir haben zurzeit außergewöhnliche Verzerrungen in der Wirtschaftsberichtserstattung, was hauptsächlich daran liegt, dass das System nie darauf ausgelegt war, mit einem Abschwung dieser Schwere umgehen zu müssen. Die Wirtschaftsberichtserstattung der Nachkriegsära baut auf der Voraussetzung anhaltenden Wirtschaftswachstums auf, und sie ist saisonbereinigt. Wenn beispielsweise Arbeitsverhältnisse gezählt werden, dann wird davon ausgegangen, dass ein Unternehmen, das normalerweise Bericht erstattet, jetzt aber keine Zahlen liefert, weiterhin im Geschäft ist; die staatlichen Stellen werden jetzt also das unterstellen, was ihrer Meinung nach in diesen Berichten gestanden hätte. Man theoretisiert dann, dass im Allgemeinen für jeden verloren Job aus Pleite gegangenen Unternehmen mehr als ein Job von den Unternehmen geschaffen wurde, die keinen Bericht erstattet haben.
The Gold Report: Ein Nullsummenspiel also?
John Williams: Mehr als ein Nullsummenspiel. Am Ende fügen sie vielleicht 200.000 zusätzliche Jobs pro Monat hinzu, die eigentlich gar nicht existieren. Als die staatlichen Stellen das letzte Mal ihre Eckdaten überprüften, mussten sie bei der Veröffentlichung ihres korrigierten Benchmarking feststellen, dass sie den Rückgang zuvor mit knapp über einer Million Arbeitsplätzen zu niedrig angesetzt hatten. Für Ende März 2011 haben sie eine Korrektur ihrer Eckdaten angekündigt (welche zusammen mit der Arbeitsmarktsstatistik für Januar 2011 veröffentlicht werden soll), bei dieser Korrektur wird man die Zahl im Bereich von 370.000 Arbeitsplätzen nach unten anpassen. Also: Wenn man die Zahlen abgleicht, gelangt man am Ende zu einer viel schwächeren Beschäftigungssituation, als sie allgemein berichtet wird.