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Geldpolitik schwingt weiter den Taktstock

02.11.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.36 Uhr) bei 1.2910, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.2983 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.20 In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.60, während EUR-CHF bei 1.2070 oszilliert.

Gestern standen die USA im Fokus. Nicht alleine wegen Sandy, sondern auch weil viele Konjunkturdaten zur Veröffentlichung anstanden und der Wahlkampf wieder aufgenommen wird. Wie auch in der Eurozone wird der Geldpolitik in den USA und anderen Regionen der Welt in diesem von Unsicherheit geprägten Umfeld eine besondere Rolle zuteil.

Durch Anleihekäufe der Notenbanken werden in vielenIndustrienationen die Staatsschulden mehr oder minder direkt refinanziert und die Notenbankenschwemmen hüben wie drüben die Geldmärkte mit Unmengen billigen Geld.

Soweit ist diese Nachricht nichts Neues. Nun gibt die amerikanische Notenbank FED einen etwas konkreteren Ausblick, wie sie die zukünftige Geldpolitik gestalten möchte. Im Gegensatz zur EZB ist eines ihrer vordergründigen Ziele die Schaffungvon Arbeitsplätzen und dieser Aspekt spielt in ihrem aktuellen Ausblick eine entscheidende Rolle.

Die momentane Arbeitslosenrate von 7,9%, die übrigens nicht mit der europäischen (11,6%) zu vergleichen ist, macht den Währungshütern Sorgen. Als neue Zielgröße sind 7,25% Arbeitslosenquote ausgegeben. Dann würde das Programm "QE3" - billiges Geld - gestoppt werden.

Bei 6,5% möchte man an den Leitzins wieder von den aktuellen 0% wegrücken. Aber nur wenn die Aussichten für die Inflation gemäßigt bleiben und die Maßnahmen nicht drohen das Wachstum abzuwürgen.

Ohnehin waren die letzten Konjunkturzahlen aus den USA ermutigend, die Stimmung in der Wirtschaft ist besser geworden und viele Anzeichen deuten auf zunehmende wirtschaftliche Aktivität in den kommenden Wochen hin. Anzeichen, dass sich an der aktuellen Notenbankpolitik auf Sicht etwas ändert sind aber nicht gegeben. Dafür ist das gesamte wirtschaftliche Umfeld noch nicht gefestigt genug. Mittel- bis Langfristig sindMaßnahmen dagegen wahrscheinlicher.

Vor diesem Hintergrund wenden wir uns Europa zu. Wie wir schon in den letzten Tagen erwähnt haben, braucht die EU politischen Zusammenhalt und Handlungsfähigkeit. Egozentrik ist in der momentanen Situation fehl am Platze. Herr Cameron sollte sich zu der EU bekennen oder konsequent die EU verlassen. Das strikte Sparen führt in eine Sackgasse und kostet im Endeffekt mehr Geld als das maßvolle Erhöhen des EU-Etats.

In Irland ist man gerade damit beschäftigt die Rückkehr an den Kapitalmarkt vorzubereiten. Dies deutlich früher als ursprünglich geplant. Auch werden dem Land wahnsinnige Erfolge bei den Strukturreformen bescheinigt, weshalb sich politische Spielräume ergeben dürften dem Land auch weiterhin unter die Arme zu greifen. Irland ist in Vorleistung getreten und darf zu Recht europäische Solidarität erfahren.

Auch das Thema Griechenland lässt uns nicht los. Dieses mal geht es um rechtliche Bedenken, weil man die fünfte (!) Sparrunde bei den Renten seit 2010 durchziehen möchte. Alleine diese Zahl verdeutlicht, wie stark das Bemühen ist, die Sparauflagen zu erfüllen. Man wird Mittel und Wege finden die vereinbarten Sparziele einzuhalten. Ob mit neuer Rentenreform oder auf anderem Wege wird sich zeigen. Die Alternative vor Augen (Rückkehr zur Drachme) wird dafür sorgen, dass das Spiel auf Zeit nicht mehr gespielt wird und das Bestreben zur Umsetzung von Reformen auch in der notwendigen Geschwindigkeit nicht nachlässt.

Blicken wir auf die Daten von Gestern.

Der US-Arbeitsmarkt lieferte gestern ein uneinheitliches Bild, lieferte aber positive Akzente:

US-Firmen planen mehr Stellenstreichungen. Für den Monat Oktober ergab sich eine Zahl von 47.700 Stellen was verglichen mit dem Vorjahr eine Zunahme um 11,6% bedeutet. Über das Jahr gerechnet ist die Situation in 2012 jedoch deutlichbesser als noch 2011 (434.000 zu 522.000 Stellenstreichungen). Für die letzten drei Monate des Jahres sind weiter zunehmende Stellenstreichungen zu befürchten, was angesichts einiger schwachen Unternehmenszahlen wahrscheinlicher geworden wird.

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Der ADP Employment report lieferte dagegen bessere Zahlen als erwartet. Nachdem der Vormonat von 162.000 auf 114.000 (kräftige Abwärtsrevision) revidiert wurde, stellte sich der Wert für Oktober auf 158.000 neu geschaffene Stellen. Die Privatwirtschaft schuf damit so viele Jobs wie seit 8 Monaten nicht mehr.

Im Bereich der Erstanträge gab es keine nennenswerten Entwicklungen. Die aktuelle Zahl beläuft sich auf 363.000 und stellt sich damit leicht unterden Durchschnitt der letzten vier Wochen der bei 367.250 liegt. Die Zahlen sind noch ohne Beeinflussung des Hurrikans Sandy.

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Nach einem schwachen Vormonat gaben Amerikaner im September wieder mehr Geld für Baumaterialien aus. Der Wert stieg per Berichtsmonat September um 0,6% und liegt damit bei 7,8% über dem Level aus 2011. Zur Erholung trug besonders der private Wohnungsbau bei, der sich momentan in einer robusten Verfassung zeigt.

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Das Verbrauchertrauen entwickelte sich im Oktober positiv und liegt nun bei 72,2 Zählern. Der Zuwachs um 3,8% kommt aus dem Windschatten des Vormonats als der Wert um 7,1 Punkte rapide anstieg. Hauptursache für den Zuwachs war die deutlich optimistischere Einschätzung der aktuellen Lage. Der aktuelle Wert stellt die Höchstmarke seit Februar 2008 dar.

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Steady she goes war unsere Prognose und so kam es dann auch. Bekannte Fahrwasser bleiben uns bei dem Einkaufsmanagerindex ISM erhalten. Nach51,5 im September sehen wir im Oktober 51,7. Damit bleibt der Index in Reichweite der kritischen 50 Punkte- Schwelle, ab der Wachstum generiert wird. Der Index gilt als zuverlässiger Indikator der für die wirtschaftliche Aktivität in den USA.

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Zum Abschluss der Daten wurde der Markit Einkaufsmanagerindex Industrie für Großbritannien gestern bei 47,5 Zählern nach 48,0 festgesetzt. Wirwarten gespannt auf den Wert für Deutschland, der von 47,4 wahrscheinlich Richtung 46 Punkten fällt. Ab 50 Punkten wird Wachstum angezeigt. Großbritannien zeigt uns wo es langgeht (Ironie) …

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2780 - 1.2810 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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