Edelmetalle Aktuell
28.02.2011 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
- Seite 2 -
- Silber
Nach einer kurzen Verschnaufpause zu Beginn des Berichtszeitraums explodierte der Silberpreis in den letzten zehn Tagen förmlich. Dabei erreichte er zu Beginn der Woche 34,30 $ je Unze und überstieg damit den zuletzt erreichten Höchstkurs von Anfang Januar deutlich. Der neue Preisgipfel war gleichzeitig die höchste Notierung seit 1980, als die Spekulation der Brüder Hunt den Preis kurzzeitig auf ein Allzeithoch von 50 $ getrieben hatte.
Es sind weiter zwei Faktoren, die das Silber derzeit antreiben: Zum einen steigt es zusammen mit Gold aus den oben schon genannten Gründen, zum anderen sind es die Erwartungen eines Andauerns der zugegebenermaßen teils sehr guten industriellen Nachfrage, die derzeit die Anleger das Metall kaufen lassen.
Warum Silber hier aktuell aber anders bewertet wird, als die ebenfalls überwiegend industriell genutzten Platinmetalle bleibt das Geheimnis von Spekulanten und Anlegern. Diese beiden Gruppen kaufen das Silber übrigens gleichermaßen, erstere mit Hilfe von Future-Kontrakten an der New Yorker Comex, wo die Pluspositionen alleine in der vorletzten Woche um fast 800 Tonnen zugenommen hatten; letztere eher in Form von ETFs, sowie Münzen und Barren. Im Vergleich dazu waren ja Platin und Palladium durch zuletzt aufkeimende Ängste vor einer Rezession deutlich unter Druck geraten.
Relativ betrachtet hat das Silber in letzter Zeit viel stärker zugelegt als Gold. Das Verhältnis zwischen den beiden Notierungen lag zuletzt nur noch bei 42 und damit auf dem tiefsten Stand seit 1998. Damit liegt es am unteren Ende der langjährigen Bandbreite, die selten mit Werten außerhalb eines Bandes zwischen 45 und 85 aufwartet.
Angesichts solcher Extremwerte rechnen wir damit, dass es in absehbarer Zeit beim Silber zu Gewinnmitnahmen kommen wird und der Preis wieder fällt. Die industrielle Nachfrage alleine rechtfertigt jedenfalls eine komplette Neubewertung des Silberpreises im Verhältnis zum Goldpreis nicht.
- Platin
Das Platin stand in den letzten beiden Wochen klar im Schatten seiner Schwestermetalle Palladium und Iridium. Im Gegensatz zu diesen konnte es zu Beginn des Berichtszeitraums aber nur noch sehr verhalten zulegen; von 1.827,50 $ stieg es gerade einmal auf 1.853 $ je Unze an und erreichte dabei nicht einmal mehr den Höchstkurs von Anfang Februar.
Keine Gnade gab es dann bei dem sich anschließenden Rückschlag, in dessen Verlauf das Metall um fast 90 $ je Unze fiel. Dies war absolut und erst recht prozentual aber immer noch weniger als beim Palladium. Der Rückgang wurde durch die dramatischen Ereignisse in Libyen verursacht, in deren Gefolge der Ölpreis deutlich von rund 85 $ in der Vorwoche auf über 103 $ je Fass US-Leichtöl (WTI) anstieg. Dieser Anstieg nährte die Sorgen vor einem weltweiten konjunkturellen Rückschlag, unter dem dann auch die überwiegend industriell genutzten Platinmetalle ganz besonders zu leiden hätten.
Bei seinem Rückschlag fiel das Metall genau auf eine charttechnische Unterstützungslinie und der Umstand, dass diese hielt, zog nicht nur den einen oder anderen Spekulanten an, sondern auch Industrieunternehmen aus den verschiedensten Branchen, die zumindest Teile ihres zukünftigen Bedarfs mit Hilfe von Termingeschäften eindeckten.
- Palladium
Die bekannten und an dieser Stelle schon des Öfteren aufgeführten Gründe sorgten zu Beginn des Berichtszeitraums einmal mehr dafür, dass das Palladium noch weiter zulegen konnte. Bis zum 20. Februar stieg es dabei kontinuierlich an, erst an der mehrmals getesteten Marke von $860 je Unze stoppte die Bewegung.
Die wegen der Libyen-Krise keimende Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung sorgte dann am vergangenen Dienstag und Mittwoch für einen dramatischen Kursrutsch.
Innerhalb von 36 Stunden fiel die Notierung um fast 100 $ Dollars, dies könnte in absoluten Zahlen der größte derartige Rückschlag überhaupt gewesen sein. Weitere, allerdings nur noch leichte Verluste gab es dann am Donnerstag, bevor sich der Preis zum Wochenende hin dann wieder in die Region von 780 $ erholen konnte.
Charttechnisch sprach nach dem ursprünglichen Durchbrechen der Marke von 765 $ vieles für ein Durchreichen des Palladiumpreises in tiefere Regionen. Allerdings stellte sich das durch den beschriebenen, nachfolgenden Wiederanstieg als eine klassische "Bären"-Falle heraus. Noch ist aber nicht auszuschließen, dass es doch noch abwärts geht, insbesondere dann, wenn das Chaos in Nordafrika anhält, oder sich sogar auf die Golfstaaten ausweitet.