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Achten Sie auf Paradigmenwechsel!

17.02.2011  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 3 -
Paradigmenwechsel Nr. 2 - Verlust der Handlungsfreiheit der Industrieländer und ihrer Notenbanken

Die Ansätze zu dieser Tendenz sind bereits im ersten Absatz dargelegt. Mit dem Verlust der bislang (Ausnahme: USA) erzielten Überschüsse verstärkt sich die Handlungsunfähigkeit der Regierungen dieser Länder. Man müsste sparen, kann dies aber nicht ohne erhebliche Einschnitte in diesen Ländern; unbeliebte aber dringend erforderliche Entscheidungen z.B. durch Einschnitte in die Sozialhaushalte werden nicht getroffen, weil die Politiker aus Angst um ihre Privilegien eher zu verdeckten Schritten und Konsequenzen tendieren als zum einzig Richtigen: Sparen, verzichten, renovieren.

Nachdem alle diese Länder von der Unterstützung der Banken bei der dringend notwendigen Kapitalbeschaffung (qua Anleihen) abhängig sind, wurden selbst auf den ersten Blick nicht überlebensfähige Institute mit Kapitalspritzen in Milliarden- und Billionenhöhe am Leben gehalten. Da die betroffenen Volkswirtschaften keine Überschüsse erzielen, mussten diese Finanzspritzen (im Falle Deutschland nun auch noch für die anderen EU-Länder) aus neuen Schulden bedient werden. Die Herren Politiker meinen wohl mangels einer ausreichenden selbständigen Berufserfahrung und Ökonomieausbildung, die Idee von Herrn Keynes recht einseitig einsetzen zu können. Ich nenne dies den Versuch, Feuer mit Benzinlöschern bekämpfen zu wollen.

Was niemand bisher bis zu Ende durchdacht hat: Mit der daraus resultierenden Inflationsgefahr werden die Länder mit Kapitalüberschüssen ihr Geld dahin transferieren, wo mit diesem Kapital Werte geschaffen, Ressourcen gesichert, Infrastrukturen verbessert nicht aber marode Sozialstaaten gesichert werden sollen. Denn das Ergebnis dieses jahrelangen Fehlverhaltens führt in der Regel zu teilweisen oder totalem Kaufkraftverlust des Papiergeldes. Was bislang nie so deutlich gesagt wurde, in solch einem Umfeld muss sich entscheiden, wer verlieren will: Der Gläubiger oder der Schuldner. Den Paradigmenwechsel sehe ich hier in der Erkenntnis, dass künftig die kapitalstarken Gläubiger aus China und anderen asiatischen Ländern sich die Frage stellen werden, "will der Schuldner sich künftig seiner Last durch Inflationierung entledigen?" Bislang waren solche Bedenken noch nie bei den AAA-gelisteten Länder geäußert worden.

Die definitive Bestätigung dieses Paradigmenwechsels erfolgt durch die Tatsache, dass Notenbanken zur Finanzierung der überschuldeten Staaten die von den Staaten emittierten Anleihen auf Zwischenstationen erwerben müssen, da sie im Prinzip nicht mehr bei den Kapitalanlegern unterzubringen sind. Sehen Sie sich dazu die Bilanzen der Notenbanken an, deren Bilanzsummen explodieren, nicht weil die Kapitalströme so positiv sind, sondern, weil die angekauften (wohl nicht unterzubringenden) Anleihen in die Aktivseite der Notenbankenbilanzen einfließen.

Für den Privatmann sind die Folgen unübersehbar: Wenn neues Geld nicht mehr wie bisher geschöpft werden kann, wird der Bürger geschröpft. Aus Schöpfen wird also Schröpfen. Und damit der Bürger sich nicht dem Aderlass entziehen kann, werden präventiv die Freiheiten unter Hinweis auf allerlei Gefahren eingeschränkt. Stichworte: Europa in Not - wir müssen doch helfen, Drogengelder, Terrorismusabwehr etc.


Paradigmenwechsel Nr. 3 - Die immer auffälliger werdende Manipulation der öffentlichen Meinung z.B. durch fehlerhafte Statistiken

Oft genug habe ich in meinen Kommentaren darauf verwiesen, dass jede Statistik immer das Ergebnis von diversen Komponenten und Faktoren ist, die der die Statistik Berechnende extrem variabel gestalten kann. Da die Politik kein Interesse daran haben kann, dass die Bürger einen umfassenden und klaren Überblick über den tatsächlichen Status des Gemeinwesens und seiner Zukunft gewinnen, ist es als eine Art politischer Notwehr anzusehen, die Statistiken wunschgemäß zu verändern. Als extremstes Beispiel ist die prozentuale Höhe der Arbeitslosigkeit in den USA zu sehen; dort werden knapp 10% offiziell ausgewiesen. Ernsthafte Statistiker, die die veränderten Prämissen nicht anerkennen, sondern die bis zum Jahre 1988 geltenden Regeln beachten, schätzen die derzeitige Arbeitslosigkeit in den USA auf über 20%. Es gibt ja wirklich keinen Grund, einen Arbeitswilligen, der über 58 Jahre alt ist und mehr als 9 Monate keinen Arbeitssuchantrag gestellt hat (der Mann will ja arbeiten) schlicht aus der Statistik zu entfernen.

Die Zahl dieser Statistiklügen lässt sich beliebig verlängern und würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen. Merksatz Churchill: "Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe." Dieser gegen die Interessen der Bürger gerichtete Paradigmenwechsel hat sich ergeben, als die Politik in einer stillen Stunde die Erkenntnis der Unabwendbarkeit der negativen Entwicklung und den Zwang, dem Bürger diese Nachricht so spät wie möglich zu übermitteln, verstanden hatte. Der aufgeklärte Bürger hätte sonst seine Entscheidungen so gefällt, dass sie der Politik nicht gefallen hätten (Kapitaltransfer, Umzug ins Ausland, keine Investitionen mehr in Staatsanleihen etc.).




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