Achten Sie auf Paradigmenwechsel!
17.02.2011 | Dr. Dietmar Siebholz
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Paradigmenwechsel Nr. 7 - Der Verlust an Handlungsmöglichkeiten der überalterten Nationen Schuldentürme, exponentiell steigende Zinslasten, die Lasten nicht mehr tragfähiger Bevölkerungspyramiden (grosser Kopf mit Bürgern über 65, breite Schultern mit Bürgern zwischen 55 und 65 Jahren, schmale Brust (Bürger von 51 bis 64 Jahren), keine starken Oberschenkel (Bürger zwischen 35 und 50 Jahren) und überhaupt keine nennenswerten Waden (also junge Aktive zwischen 20 und 35 Jahren) das ist die Alterspyramide der Industrienationen. Wenn Sie wissen wollen, wie es richtig aussehen sollte, sehen Sie sich einmal die Darstellung von Atlas, dem Weltenträger in der Historie an: Kernige Waden, stramme Oberschenkel, Brustmuskeln ohne Ende und ein kleiner Kopf. Unser System kann nicht mehr lange Bestand haben, ohne Besitzansprüche teils oder vollständig zu eliminieren. Die Erkenntnis trotz Beschwichtigungsversuchen der Politik kommt einem Paradigmenwechsel gleich. Die einzige Frage für mich ist: Wann werden die Regierenden dies zugeben?
Paradigmenwechsel Nr. 8 - Erkenntnis, dass die größten Anlagerisiken aus dem Platzen der Blase der Staatsanleihen drohen
Wie ich oben schon bei meinem Kommentar zum Platzen der Keyne´schen Theorie sagte, setzen staatliche Stützungsmaßnahmen voraus, dass entweder Steuern erhöht werden (also die staatlichen Einkünfte steigen) oder die neue Liquidität wird aus neuen Schulden heraus finanziert. Also braucht die Politik die Banken, um den Absatz ihrer Anleihen zu sichern. Das wird eines der Gründe (ich meine der wichtigste) sein, warum man die maroden Institute nicht einfach dorthin fahren lässt, wo sie hingehören, nämlich in die Hölle. Die wenigen Arbeitsplätze können es ja wohl nicht sein und andere solide Institute würden die Geschäfte der Pleiteinstitute übernehmen, die guten Betriebsteile weiterführen und sogar Gewinne aus dem Schrott der Bankrotteure ziehen.
Wenn nun in Zeiten drohender Inflation und sei es nur eine partielle Inflation der Rohstoffe und der Agrargüter jemand bereit sein sollte, einem nahezu bankrotten Staat Anleihen mit 3,5% abzunehmen, dann stimmt etwas nicht mit dessen Wahrnehmungen. Nahezu jeder fragte sich die letzten zwei Jahre nach dem Warum. Gab es keine Alternativen? Nun beginnt der wirkliche Paradigmenwechsel: Institutionen mit Weltgeltung wie die PIMCO (der weltgrößte Anleihen/Renten-Fonds) stellen die Gretchenfrage und sich damit selbst infrage. Wenn nun die Zinsen für Anleihen steigen (und sie tun es aus niedrigem Niveau bereits jetzt nachdrücklich) dann gibt es für die Kurse von Anleihen nur noch eine Richtung: Abwärts. Für mich war die klare Stellungnahme von PIMCO ein Paradigmenwechsel und zwar einer der wichtigsten der letzen 12 Monate. Wenn PIMCO das Platzen der Anleiheblase befürchtet, ist dies ein mehr als deutliches Warnsignal für die Anleihenmärkte. Nur noch Kamikaze-Piloten dürften sich sicher mit Anleihen fühlen. Immerhin ist die Überlebenschance bei Anleihen wesentlich höher als bei den japanischen Piloten aus dem 2. Weltkrieg.
Paradigmenwechsel Nr. 9 - Reichtum durch Verschuldung?
Ich will nicht lästern, aber zu Zeiten der guten alten DDR hörte ich einmal den offiziellen Spruch "Überholen, ohne Einzuholen". Das war auf den Vergleich BRD - DDR gemünzt. Ich habe mir dies als leidenschaftlicher Motorsportfan und Motorradfahrer vorzustellen und zu verstehen versucht, aber es ist mir nicht gelungen. Ich habe den Sinn des Satzes oder seinen Unsinn nie verstanden. Genauso wenig verstand ich, dass man durch Verschuldung dauerhaft reich werden könnte. Natürlich hat das jahrelang funktioniert, denn wenn immer noch jemand kam, der einem das auf Kredit erworbene Produkt, sei es eine Immobilie, eine Anleihe oder auch eine Aktie zu noch höherem Preis abnahm, war ein Erfolg ja realisiert. Und der Erfolgshebel, wenn die Anschaffung des Produktes beim Verkäufer fremdfinanziert war, war enorm..
Aber wie bei der "Reise nach Rom" musste man, wenn die Musik aufhörte, einen Stuhl besetzen können und wer es nicht schaffte, konnte den Reichtum nicht behalten. Er war schlicht pleite. Heute nach harten Jahren hat sich im Denken der Menschen auch eine Art Paradigmenwechsel ergeben. Reichtum durch immer höhere Verschuldung wird als das erkannt, was es ist: Ein riesiges Ponzi-Schema, das nur den Initiatoren dieser "Investitionsmethode" dient. Ein sinnvoller Paradigmenwechsel, so will es mir scheinen und eine Absage an die von den Investmentbanken geschaffenen Schneeballsysteme.