QE 2 und die Konsequenzen (Teil 2)
24.02.2011 | Ron Hera
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Chart mit freundlicher Genehmigung durch Zero Hedge
Durch QE 2 wird also die allgemeine systemische Liquidität gesteigert, Investoren verfügen über mehr Geld, als sie ansonsten gehabt hätten; und das Geld, über das sie verfügen, wurde - buchstäblich oder faktisch - neu geschöpft. Natürlich können Geldmittel auch in das US-Finanzministerium fließen und durch staatliche Defizitfinanzierung von dort wieder hinaus - d.h. Staatsschulden können durch die Federal Reserve über Transaktionen monetisiert werden, bei denen die Primärhändler als Mittler auftreten - und auch durch die verschiedensten anderen Parteien, die neue Schulden des Finanzministeriums kaufen und diese mit Geldmitteln bezahlen, die aus QE 2 stammen. In jedem Fall stellt QE 2 eine erhöhte aber künstliche Nachfrage nach US-Staatsanleihen dar, die direkt oder indirekt bei der Finanzierung der staatlichen US-Defizitausgaben hilft; und Defizitfinanzierung stimuliert vorübergehend die Wirtschaft.
Wie mit QE 2 der US-Staat finanziert und der US-Aktienmarkt inflationiert wird
Ohne Überprüfung der Federal Reserve und ihrer Primärhändler lässt sich unmöglich die Gesamtheit der Kapitalströme oder Geldsummen für die auf QE 2 zurückgehenden Transaktionen erfassen - einmal abgesehen davon, dass die Federal Reserve den Ankauf von Staatsanleihen im Wert von 75 Milliarden $ pro Monat öffentlich angekündigt hatte. Da das neu geschöpfte Geld, nachdem es in Umlauf gebracht wurde, durch sukzessive Transaktionen weiter zirkuliert, gestalten sich die Kapitalflüsse und kausalen Beziehungen weniger klar. Aber dort, wo das neue Geld in Umlauf gebracht wird, sind die Daten entweder bekannt oder mit höherer statistischer Sicherheit bestimmbar.
Eine nicht-interne Analyse der QE 2-Ströme gliedert sich auf in (1) bekannte Transaktionen - bei denen die exakten Geldsummen bestimmter Transaktionen bekannt oder nicht bekannt sein können - gefolgt von (2) ableitbaren Transaktionen, d.h. Transaktionen, zu denen es logischerweise kommen muss, aber bei denen die betreffenden Geldsummen unbekannt sind - und (3) eine Anzahl von Transaktionen, die möglich sind, die aber zustande kommen können oder nicht zustande kommen können (wobei keine Wahrscheinlichkeiten angenommen werden) und bei denen jede mögliche, eventuell eingesetzte Summe ebenfalls unbekannt ist. Im Rahmen dieser Begrenzungen scheinen nicht weniger als sieben Möglichkeiten zu bleiben, wie die durch QE 2 geschöpften Geldmittel in den US-Aktienmarkt fließen können – wobei von der geringsten Anzahl nötiger Transaktionen ausgegangen wird, um so nah wie möglich an jenem Punkt zu bleiben, an dem die Mittel in Umlauf gebracht wurden.
Wenn die Primärhändler im Auftrag der Federal Reserve US-Staatsanleihen am offenen Markt kaufen, so benutzen sie für die Käufe entweder Geldmittel der Federal Reserve oder schon vorab existierendes Geld [1a] und verkaufen dann die erworbenen Treasuries [2a] an die Federal Reserve, wofür sie neu geschöpftes Geld erhalten [3a]. Zwischen den Auktionen für US-Staatsanleihen könnten die Primärhändler die neuen Geldmittel nun am Aktienmarkt [3b] investieren, diese Investments liquidieren oder nur so viele Gewinne mitnehmen [6b], wie für den Kauf weiterer US-Staatsanleihen von Investoren benötigt werden.
Bei den Auktionen werden Staatsanleihen an verschiedene Parteien verkauft: die Primärhändler der Federal Reserve [4a], welche die Staatsanleihen an inländische Investoren [4c] weiterverkaufen, ausländische Investoren [4d] sowie die direkten Bieter für US-Staatsanleihen [4b]. Da die Primärhändler Staatsanleihen am offenen Markt kaufen, wird ihr Kapital durch neues Geld aus der Federal Reserve ersetzt. Theoretisch könnten Primärhändler, die neue Staatsanleihen auf Auktionen kaufen, dafür faktisch oder tatsächlich neu geschöpftes Geld verwenden [3c oder 6c]. Staatanleihen, die vom US-Finanzministerium auf Auktionen verkauft wurden, decken nicht allein die laufende Defizitfinanzierung des Staates ab, sie ersetzen zudem Staatsanleihen, die ihre Fälligkeit erreichen und den betreffenden Investoren Gewinne bringen - d.h, die Gewinne, die mit den fällig werdenden Staatsanleihen einhergehen, repräsentieren zusätzliches neu geschöpftes Geld in Investorenhänden [5a, 5b, 5c].
Neu geschöpftes Geld fließt also auch vom US-Finanzministerium an die Primärhändler [5a] und - direkt oder indirekt (über die Primärhändler) - an inländische [5b] wie auch ausländische Investoren [5c]. Der Umfang der Staatsanleihen, die ihre Fälligkeit erreichen und “übergerollt“ werden, beläuft sich pro Jahr auf geschätzte 800 Milliarden $ oder mehr - zusätzlich zum Haushaltshaltsdefizit der USA, das derzeit bei 1,5 Billionen $ liegt. Beide Arten der Gewinne - aus Staatsanleihen, die bis zur Fälligkeit gehalten werden also auch Zinszahlungen - könnten in den Aktienmarkt [5d, 5e, 5f] oder zurück in US-Staatsanleihen [5a`, 5b`, 5c`] oder an andere Stellen fließen - beispielsweise in die Schwellenmärkte, in Rohstoffe etc.