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Warum Finanzrepression scheitern wird

21.11.2012  |  Ron Hera
- Seite 5 -
Die inflationäre Zentralbankenpolitik unterstützt staatliche Schuldenaufnahme und das Bankensystem, allerdings kann die Liquiditätsausweitung mithilfe niedriger Zinssätze, Wertpapierankäufen oder Schuldenmonetisierung durch Zentralbanken destabilisierende Effekte haben. Überschussliquidität kann zur Preisinflation führen, Spekulation anheizen, Vermögenspreis-Bubbles entstehen lassen oder gegenseitige Währungsabwertung auf internationaler Ebene (Währungskriege) provozieren.

Wertpapierankäufe und Schuldenmonetisierung durch Zentralbanken verändern die Distribution von Kapital und somit auch die Kaufkraft innerhalb der Wirtschaft - was einer Umverteilung von Vermögen gleichkommt. Monetäre Inflation verwässert den Wert von Ersparnissen; die Verteilung echten Kapitals in der Wirtschaft wird durch Kredit ersetzt, der sich in den Banken konzentriert. Der Geldpolitik der Federal Reserve liegt die Annahme zugrunde, dass den kleinen und mittleren Unternehmen mit Wertpapierankäufen geholfen sei, da diese mehr Kredit verfügbar machen.

Es ist richtig, dass diese Unternehmen hinsichtlich ihre Geschäftsabläufe und ihres Wachstums Kredit benötigen, allerdings wird das Entstehen von kleinen und mittleren Unternehmen und somit von Wachstum am Arbeitsmarkt nicht durch Kredit, sondern durch Ersparnisse befördert. Da die kleineren US-Unternehmen den größten Beitrag zum US-Arbeitsmarkt leisten, zerstören geldpolitische Maßnahmen wie QE 3 Arbeitsplätze, weil Vermögen von den Sparern, Unternehmern und Investoren zu den Banken transferiert und die Schaffung neuer Unternehmen abgewürgt wird. Die Mischung aus einer sinkenden Zahl von Neuunternehmensgründungen, anhaltender hoher Arbeitslosigkeit und Inflationsdruck vor dem Hintergrund hoher Verschuldungsstände entspricht genau der Definition von Stagflation.


Repressionsherrschaft

Das stagflationäre Klima in den USA ist ein Beispiel für sanfte Finanzrepression. Beispiele verschärfter Finanzrepression findet man in der europäischen Peripherie in Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Irland, wo hohe Steuern und strenge Spar- und Ausgabepolitik schon durchgesetzt wurden. Im Fall von Griechenland, das sich in einer wirtschaftlichen Depression befindet, wäre es im Rahmen einer natürlichen Marktbereinigung zu einem Staatsbankrott gekommen und zu einem Austritt aus der Europäischen Währungsunion. Europäische Banken hätten Verluste tragen müssen und einige wären mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Bankrott gegangen - einhergehend mit systemischen Folgen im Bereich der OTC-Derivate wie Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS).

Um Bankenverluste oder -zusammenbrüche zu verhindern, wurde die Marktbereinigung durch politische Entscheidungen ersetzt. Marktinterventionen als Normalzustand, direkte staatliche Kontrolle der Wirtschaft und anhaltende Monetisierung durch Zentralbanken stellen den Übergang von einem marktbasierten Status Quo zu einem politisch dominierten Status Quo dar, mit dem die ansonsten unhaltbare Staatsverschuldung aufrechterhalten oder erhöht wird. Die Aufrechterhaltung dieses Status Quo erfordert allerdings Finanzrepressionen.

Wie die vorausgehenden Notfallmaßnahmen werden jetzt auch Finanzrepressionen zu einem festen Bestandteil des neuen ökonomischen Paradigmas, welche aber wohl genauso wenig als permanente Lösung taugen werden. Finanzrepression wird solange weiterbetrieben, solange Bankenbankrotte und Staatsbankrotte verhindert werden – beispielsweise durch Rettungspakete, Wertpapierankäufe oder Schuldenmonetisierung durch Zentralbanken. Die allgemeine ökonomische Situation in den Ländern des Westens wird daher aller Voraussicht nach stagnieren oder sich verschlechtern. Die anhaltende Abwertung der großen Währungen, wie US-Dollar und Euro, wird den realen Wert der Schulden verringern; monetäre Inflation kann allerdings keine echte wirtschaftliche Erholung erzeugen, solange die Bilanzen der Banken und die Staatsfinanzen stark beeinträchtigt sind. Ohne robustes Wirtschaftswachstum werden aber auch das Bankensystem des Westens und die Finanzlage der westlichen Nationen stark beeinträchtigt bleiben. Mit anderen Worten: Finanzrepression in den USA und Europa werden ohne zeitliche Begrenzung fortgesetzt.

Unter dem Eindruck der Finanzrepression werden also Ersparnisse, Arbeitsplätze, wirtschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten und Lebensstandards zu leiden haben. Die Mittelklasse wird schrumpfen, da jahrzehntelanger sozioökonomischer Fortschritt schrittweise rückgängig gemacht wird. Die jüngeren Generationen werden in einem Umfeld von Stagflation hinsichtlich Einkommen und wirtschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten das Nachsehen haben, was langfristige negative Auswirkungen haben wird. Da die US-Banken von Finanzrepression profitieren können, werden sich die Einkommensungleichgewichte und die Vermögenskonzentration erhöhen.

Die von der Finanzrepression in Bewegung gesetzten zerstörerischen Kräfte werden ebenfalls dafür sorgen, dass die finanzielle Belastung der Staaten durch Sozialausgaben erheblich ansteigen wird. Finanzrepressionen werden also nicht dazu führen, dass sich die Verschuldungssituation der Staaten verbessert, solange keine Steuererhöhungen und strenge Sparmaßnahmen folgen, welche die Vereinigten Staaten in ein weiteres Griechenland verwandeln könnten. In der Theorie könnte Finanzrepression - zusammen mit anderen Maßnahmen - zu einer Liquidierung von Staatsverschuldung führen; in der Praxis ist sie allerdings ein zerstörerischer und höchst destabilisierender Ansatz, der insgesamt zu einem gesamtgesellschaftlichen Vermögensverlust führen wird.


© Ron Hera
www.heraresearch.com, Email: ron@heraresearch.com


Zu Hera Research: Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell spezialisiert sich das Unternehmen auf den Bergbausektor, Metalle, Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe. Hera Research gibt einen monatlich erscheinenden Newsletter heraus.

Dieser Artikel wurde am 15.11.2012 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.



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