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Werden Seltene Erden bald selten teuer?

15.03.2011  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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...und ziehe die Leiter weg

Die Gegner im Westen sehen in dieser Abschnürung eine klare Verletzung der Internationalen Handelsregeln und verweisen auf die uralte Taktik chinesischer Kriegsführung, die u.a. nach dem Motto handelt: "Locke deinen Gegner auf das hohe Dach, und ziehe dann die Leiter weg!"

Kein Zweifel, in diesem Komplex verbergen sich große Gefahren für die westlichen Volkswirtschaften. Nahezu die gesamte Hochtechnologie braucht die SEE wie der Ertrinkende die Luft. Würde China den Hahn zudrehen, käme nach spätestens 6 oder 7 Wochen die gesamte Branche nebst Teile-Zulieferern und Absatzketten zu einem kreischenden Halt. Was dies bedeutet, können sich wahrscheinlich nur Fachleute ausmalen. Erst transferierte man die Maßenfertigungen nach China - als die lautstark propagierte "billigere Lösung", wobei in der EU und auch in den USA jeweils etwa 8 Mio. also zusammen mindestens 16 Millionen Arbeitsplätze verloren gingen.

Eine für eine "billigste Lösung" erstaunlich hoher Preis. Und jetzt wächst die Abhängigkeit in Form von Verfügbarkeit strategischer Materialien weiter, wobei die SEE die Liste der extrem knappen Werkstoffe anführen dürften. Insgesamt gesehen schlummert die westliche Industrie den friedlichen Schlaf des Gerechten, während sich die Dornenhecke langsam aber sicher um das Schloss der Schlafenden legt.

Die westlichen Minen scheinen derzeit nicht in der Lage zu sein, die rettende Prinzenrolle zu übernehmen, wie die beiden nachstehenden Tabellen (Quelle: Mackie Research; Capital Corp.) eindeutig zeigen. Für die Zeitspanne 2012-2014 könnten die Förderzahlen so aussehen, wie dargestellt.

Das Mountain Pass Projekt (USA) beispielsweise kommt "schon" Ende 2012 oder Anfang 2013 in die Produktionsphase. Thor Lake (Kanada) sollte sich 2015 dazu gesellen. Das Gesamtbild ist ausgesprochen düster. Fast alle westlichen Minen brauchen noch Jahre bis zur Produktionsreife. Die chinesische Lieferquote von 97% ist schließlich eine klare Aussage. Nur erbärmliche 3% werden derzeit außerhalb Chinas produziert. Nicht umsonst ist Goldman Sachs, für Insiderwissen bestens bekannt, hier voll involviert.

Es wird auch deutlich, dass man "reine" SEE-Minenaktien bei diesen Großen nicht erwerben kann. Die Minen gehören einer Muttergesellschaft mit anderweitigen Interessen. Wer die Tochter haben will, muß in den meisten Fällen die Mutter kaufen. Hier könnte der mittelalterliche Spruch gelten, der den - Nachfolgenden betraf. Im Mittelalter mußte ein Nachfolger eines aus gutbezahlter sicherer Position in Pension Gehenden oftmals die oft sehr hässliche oder unattraktive Tochter des Ausscheidenden als Preis für die sichere Stelle heiraten. Ohne Heirat keine Nachfolge. Bissiger Kommentar eines Zeitgenossen: "Er hat ein gutes Stück Geld erhalten, aber ein schlechtes Stück Fleisch hinzunehmen müssen". So ähnlich auch hier.

Wer also eine SEE-Mine "erwerben" möchte, erhält sie über die Aktien der Mutter meistens nur als Vermögens-Teilkomponente eines Gesamtpaketes und muß Unerwünschtes zwangsläufig hinzunehmen.

Wichtige SE-Minen und mögliche Produktion zwischen 2012-2014
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Tantalus Rare Earth hat ihre Zentrale in Düsseldorf, die Aktie in Frankfurt und das Projekt in Madagaskar. Es handelt sich um eine Projekt-Gesamtfläche von erstaunlichen 320 Quadratkilometern mit ebenso erstaunlichen Oberflächen-Gehalten. Die Bohrungen haben begonnen, und wenn das eintrifft, was die Geologen stark vermuten, könnte hier vielleicht die größte SE-Lagerstätte ausserhalb Chinas liegen. Die Zeit wird es zeigen.

Doch Zeit - und das gilt für fast alle bekannten nicht-chinesischen SE-Minen, hat die westliche Industrie nicht mehr viel. Eine gravierende Versorgungslücke tut sich auf, und das Gründen von Rohstoff - Komitees oder - Ausschüssen der Regierungen wird daran nur wenig, wenn überhaupt etwas ändern. Der deutsche Wirtschaftsminister Brüderle gründete erst im Oktober 2010 die "Rohstoff-Agentur" unter dem Dach der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, die sich u.a. auch um die SE kümmern soll. Hier gilt die alte Weisheit und Erkenntnis: Zu wenig, zu spät! Die Lethargie des Westens in Hinblick auf die SEE-Szene ist verwunderlich. Asterix im SEE-Minenland würde hierzu treffend bemerken: "Die spinnen, die Westler!"

Tabelle SEE-Gehalte führender Minen 2012-2014 (China insgesamt gesehen)

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Die SE-Oxyde stellen das Rohmaterial dar aus denen die SEE erst noch herausraffiniert werden müssen. Die ersten vier SEE kommen, wie ersichtlich, offenbar am häufigsten vor. Hier wie auch auf den niedrigen Rängen, mit Ausnahme von Ho, Tm, Yb und Lu, liegt China wie man sieht auch weiterhin klar in Führung und hält bei den entscheidenden ersten zehn SEE den Löwenanteil.

In den unteren Rängen werden die Tonnagen immer geringer und fallen teilweise auf Null, alles Hinweise auf kommende Verknappungen.




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