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Werden Seltene Erden bald selten teuer?

15.03.2011  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Globale Ambitionen

Hinzu kommen in Fernost global-politische Ambitionen. China möchte sich zunächst als Weltmacht Nummer Zwei und in wenigen Jahren in der Rolle als Supermacht Nummer Eins sehen. Das in ihren Augen dekadente, von Endlos-Kriegen und rasantem Dollarverfall geschwächte Amerika scheint bald abgewirtschaftet zu haben. Die Zeichen des Verfalls von Macht und Ansehen sind unübersehbar. In Peking wurde der amerikanische Finanzminister von seiner Zuhörerschaft schallend ausgelacht, und während Obamas Reden unterhielten sich die Zuhörer ungeniert weiter, während der US Präsident in ausgesprochener Demutshaltung durch die Räume, Hallen und Strassen des größten Gläubigers schlich.

Alles noch vor wenigen Jahren absolut undenkbar. Der US-Präsident als mächtigster Mann der Welt wäre mit allerhöchstem Respekt, tiefster Hochachtung und ehrfürchtigem Schweigen empfangen worden. Washington weiss, dass die Dollarreserven Chinas in der Größenordnung von fast 3 Billionen, wenn auch nur teilweise auf den Markt geworfen, zur Vernichtung des Dollars, seinem jähen Ende als Weltwährung, gefolgt von Untergang und Zerfall der USA führen würde.

Ausserdem ist China, anders wie kleine Ölländer, nicht einfach militärisch zu besiegen, zu besetzen und zu kolonisieren. Die von Altersschwäche gebeutelte Supermacht kann sich mit dem Reich der Mitte - anders wie noch zu Zeiten des Stellvertreterkrieges in Korea oder der Opimkriege - eine offene militärische Konfrontation nicht mehr leisten. Und Washington weiss auch, dass der strategische Mangel an SEE China noch eine weitere starke Trumpfkarte beschert.

Paradoxerweise brauchte sie zur Kriegsführung auch Massen von SEE und da hat China derzeit nicht nur eine Sperrminorität wie im Aktiengesetz, sondern kann den Hahn einfach voll zudrehen mit ungeahnten Konsequenzen für die arrogante amerikanische Elite nebst deren 310 Millionen Untertanen. Vielleicht schreibt Obama dann an sein chinesisches Gegenstück einen demütigen Bettelbrief in dem es u. a. heißt: "Sehr geehrter Herr Chairman, wir bitten dringend um die sofortige Lieferung von 500.000 Tonnen SEE sowie anderer strategischer Metalle, von denen wir abhängen, damit wir endlich mal den längst fälligen Krieg gegen Euch beginnen können, um Euch auf Euern angestammten Platz als Kulis zu verweisen."

In einer solchen oder ähnlich angespannten Situation können diejenigen, die sich entsprechend sinnvoll vorbereiteten, nur profitieren.


SEE sind einfach noch besser

Bisher galt, zumindest in Kreisen der "silver-bugs", das Leit-Motto: "Gold ist gut, Silber ist besser". Dies wird künftig in den vorläufig noch extrem dünnen Kreisen der SEE-Anhänger gekonnt und zeitgemäss abgewandelt in: "Gold ist gut, Silber ist besser, doch SEE sind am besten". Kein Wunder, denn der globale Bedarf wächst schneller als China liefern kann, selbst wenn die Pekinger Herrscher dies wollten. Eine strategische Lieferlücke besteht bereits und vergrößert sich. Experten rechnen mit einer absoluten Kulmination der Unterdeckung spätestens im Jahre 2012.

Derzeit verstehen noch wenige Investoren diesen Markt, seine Gewinnpotentale, und was sich hier eigentlich zusammenbraut. Für den Unterhalt und die weitere Entwicklung der SEE verbrauchenden Hochtechnologie-Industrien könnten diese Schlüsselrohstoffe noch eine ähnliche Bedeutung gewinnen wie das Rohöl in der Gesamtwirtschaft. Sie halten dies ungeachtet des Mediengetrommels, im Gegensatz zur Masse keineswegs für eine vorübergehende Modeerscheinung. Diese Situation dürfte sich nicht nur über die Jahre sondern schon über die kommenden Monate in geradezu dramatischer Weise ändern und zwar zugunsten der Preise, der REE-Produzenten sowie der SEE-Investoren, insbesondere solchen, die frühzeitig auf diesen gerade anfahrenden D-Zug aufsprangen.


Kein Recycling

Das Problem, damals wie heute, ist, anders wie im Falle von Industriemetallen und sogar von Gold, dass ein Recycling von Elektronikschrott nur schwer möglich ist. Eine Rückgewinnung wäre wegen der extrem kleinen Mengen je Produktionseinheit schwerlich wirtschaftlich. Wer wird eine Waschmaschine wegen 0,2 g eines SEE "recyclen"? Jedenfalls nicht zu heutigen Preisen. Sollte sich das Preisniveau verhundertfachen oder sogar noch weiter anheben, sähe die Situation für Aufbereitung und das Zurückgewinnen allerdings anders aus, Vielleicht ist der Marschweg bis zu einem aus heutiger Sicht absurdem Preisniveau gar nicht mehr so lang oder weit. Das gesamte Umfeld, die Marktlage, Förderungstechnologien, Umweltbelastungen und wachsende chinesische Restriktionen weisen auf alles andere als auf einen kommenden Preisverfall oder wenigstens eine Preisberuhigung hin.

Wenn Peking seine Exporte insgesamt stoppt, und etwaige Klagen westlicher Länder vor der Welthandelsorganisation WTO oder international Gerichtshöfen mit der Geltendmachung von dringendem Eigenbedarf abschmettert, dürften den vor gefährlichen Knappheiten stehenden westlichen Hochtechnologie-Industrien wahrscheinlich nur einige geharnischte Protest-Telegramme als bittere Option offen stehen bevor ihnen die Luft ausgeht. Möglicherweise werden die Mächtigen Chinas diese höchst amüsiert lesen, denn sie wissen, dass sie am längeren Hebel sitzen. Vielleicht werden sie auch zu Lieferungen von SEE bereit sein, aber nur im Tausch gegen Öl oder Gold. Oder sie verzehn- oder verfünfzigfachen einfach die Preise. Oder verlangen eine Übersiedlung der betroffenen westlichen Betriebe. Auf keinen Fall dürfte China diese wertvollen, knappen und sehr endlichen Ressourcen zu den bisherigen - wie sie es sehen - "Dumpingpreisen" - weiter "verschleudern".


Die Langzeitperspektive

Im gesamten Rohstoffbereich wird von Explorern und Produzenten extrem langfristig geplant und agiert. Dies geht den von Quartalserfolgen getriebenen Managern in der Wirtschaft und den oft kurzlebigen Politikern ab. Nicht selten erbringen Investitionen in einzelne Rohstoffe, Branchen oder Metalle erst langfristig, also etwa sieben bis zehn Jahre später, erfreuliche Resultate. Vielen Investoren fehlt hier die Geduld, besonders in Zeiten rezessionsbedingter Rückgänge der Rohstoffnachfrage, und sie versuchen sich dann ungeduldig im Haifischbecken der Finanzanlagen. Doch irgendwann entstehen dann wieder Engpässe in der Rohstoffversorgung, da das Angebot infolge vorangegangener Investitionslücken schrumpfte.

Oft bilden sich dann Preisblasen. Sie entstehen durch das Ausspielen der Marktmacht von Oligopolen oder Monopolen auf der Angebotsseite mit gewollten Reduzierungen, wie derzeit durch China, oder auch über gesteuerte Meinungsmache, Manipulationen und künstlich erzeugte Angstpsychosen, wie während der diversen Ölkrisen oder im "Silberboom" der Gebrüder Hunt um 1980. Diese beiden Triebkräfte können vorübergehend absurde Preishöhen produzieren. Eine Kette derartiger Abfolgen scheint dem SEE-Sektor jetzt bevorzustehen, nur, da wir erst ganz am Anfang der Entwicklung stehen. Ein rechtzeitiger Einstieg bietet sich hier allen klug Vorausdenkenden noch an.




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