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Gold und Silber auf Höhenflug

24.03.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise befinden sich weiter im Aufwind. Der Brentölpreis kann am Morgen bis auf 116 USD je Barrel steigen. WTI-Rohöl schloss gestern mit 106 USD je Barrel auf dem höchsten Stand seit 2½ Jahren. Die Schuldenkrise in Portugal dürfte den Ölpreis angesichts der zahlreichen unterstützenden Faktoren wenn überhaupt nur kurzzeitig belasten. Neben dem Krieg in Libyen und den anhaltenden Unruhen in anderen arabischen Ländern gaben die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten den Ölpreisen Rückenwind. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche zwar um 2,1 Mio. Barrel gestiegen und damit etwas stärker als erwartet.

Auch die Rohölbestände in Cushing stiegen erneut an und liegen nur knapp unter dem Rekordhoch von Anfang März. Dafür sanken aber die Benzinvorräte trotz einer gestiegenen Raffinerieauslastung überraschend deutlich um 5,3 Mio. Barrel. Dies war der fünfte Wochenrückgang in Folge seit die Benzinvorräte Mitte Februar ein Rekordniveau verzeichnet hatten. Der Lagerabbau um 15 Mio. Barrel in den vergangenen drei Wochen ist zudem der stärkste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990. Einerseits hat sich die Nachfrage erholt, andererseits dürften die USA infolge der Produktionsausfälle in Libyen und Japan verstärkt Benzin exportieren. Der vormals große Lagerüberhang wurde im Zuge dessen wenige Wochen vor Beginn der Fahrsaison und damit der nachfragestarken Zeit vollständig abgebaut. Dies könnte in den kommenden Wochen zu einer höheren Benzinproduktion durch die Raffinerien führen und dazu beitragen, dass die nach wie vor hohen Rohölvorräte zu sinken beginnen.

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Edelmetalle

Gold verteuerte sich zeitweise auf 1.441 USD je Feinunze und war damit nur noch 4 USD unter seinem Allzeithoch, das zu Beginn des Monats erzielt wurde. Auch in Euro gerechnet legte das gelbe Edelmetall deutlich zu und handelt heute Morgen bei gut 1.020 EUR je Feinunze auf einem 10-Tageshoch. Im Fahrwasser von Gold stieg Silber überproportional an und erreichte bei 37,6 USD je Feinunze den höchsten Stand seit 31 Jahren. Damit werden Gold und Silber wieder ihrem Ruf als sicherem Hafen gerecht.

Dies ist im aktuellen Umfeld auch wenig verwunderlich. Neben dem Krieg in Libyen, den Unruhen im arabischen Raum und den Katastrophen in Japan ist nun auch die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern wieder mit aller Macht in den Mittelpunkt des Interesses der Marktteilnehmer gerückt. Gestern Abend lehnte das portugiesische Parlament den Budgetentwurf von Ministerpräsident Socrates ab, woraufhin dieser zurücktrat. Die Entscheidung des Parlaments signalisiert dem Markt, dass die Sparanstrengungen Portugals nachlassen. Zudem erscheint es zunehmend unvermeidbar, dass Portugal den EU-Rettungsschirm (EFSF) in Anspruch nehmen muss.

Die jüngsten Entwicklungen überschatten das heute und morgen stattfindende EU-Gipfeltreffen in Brüssel. Zu einer "überzeugenden und umfassenden Lösung" der Schuldenkrise, wie von EU-Kommissar Rehn mehrfach versprochen, dürfte es kaum kommen. Es ist sogar fraglich, ob sich die Regierungschefs auf das Minimalziel - Aufstockung des EFSF-Volumens - einigen werden. Gold und Silber sollten hiervon weiter profitieren können.


Industriemetalle

Die International Copper Study Group (ICSG) berichtet für das vergangene Jahr für den globalen Kupfermarkt ein Angebotsdefizit von 305 Tsd. Tonnen. Im Jahr zuvor bestand laut ICSG noch ein Überschuss von 175 Tsd. Tonnen. Die Daten weichen insbesondere im Vergleich zum World Bureau of Metal Statistics (WBMS) deutlich ab. Dessen Daten weisen für 2010 ein Defizit von lediglich 14,2 Tsd. Tonnen auf, sind aber in der Vergangenheit mehrfach revidiert worden. Für das laufende Jahr erwartet die ICSG eine Ausweitung des Angebotsdefizits auf 435 Tsd. Tonnen. Damit bleibt die ICSG im Vergleich zu anderen Schätzungen relativ verhalten. Das unabhängige Research-Institut Brook Hunt beispielsweise erwartet ein Defizit von 578 Tsd. Tonnen, andere Prognosen reichen bis fast 900 Tsd. Tonnen. Das Angebot bleibt in jedem Fall knapp und der Kupferpreis dürfte im weiteren Jahresverlauf gut unterstützt sein.

Heute wurde an der Shanghai Futures Exchange (SHFE) der Handel mit Blei-Kontrakten aufgenommen. Diese feierten sogleich ein erfolgreiches Debut, was sich zum einen in steigenden Preisen und zum anderen in einem hohen Handelsvolumen widerspiegelte. Ein Kontrakt entspricht 25 Tonnen Blei – fünfmal mehr als für Kupfer, Aluminium und Zink, die bereits an der SHFE gehandelt werden. Diese Losgröße wurde gewählt, um exzessive Spekulation zu dämpfen, aber gleichzeitig eine ausreichende Liquidität zu gewährleisten. Der Handel mit Blei-Futures an der SHFE vereinfacht massiv die Preisabsicherung für lokale Produzenten und Abnehmer.


Agrarrohstoffe

Die verbesserten Angebotsaussichten haben den Weizenpreis gestern zwischenzeitlich auf 7,05 USD je Scheffel fallen lassen. Die Welternährungsorganisation FAO rechnet in diesem Jahr mit einer um 3,4% höheren weltweiten Weizenproduktion von 676 Mio. Tonnen. Als Grund hierfür werden höhere Flächenerträge und eine Ausweitung der Anbauflächen genannt. Dies gilt insbesondere für Russland, wo die Weizenernte nach dem dürrebedingten Einbruch im Vorjahr in diesem Jahr um 32,5% auf 55 Mio. Tonnen steigen soll. In den USA soll die Ernte dagegen um 5,8% auf 56,6 Mio. Tonnen zurückgehen, was dem niedrigsten Wert seit 1970 entspricht. Für China rechnet die FAO mit einem dürrebedingten Ernterückgang um 1,8% auf 113 Mio. Tonnen.

Trotz der insgesamt verbesserten Ernteaussichten geht die FAO weiterhin von einem angespannten Getreideangebot aus, weil gleichzeitig auch die Nachfrage steigt. Zudem dürfte das Getreideangebot aufgrund der derzeitigen Krise in Libyen und der Katastrophen in Japan zusätzlich verknappt werden. In Russland sind die Getreidevorräte Anfang März auf nur noch 28,4 Mio. Tonnen zurückgegangen. Das sind 22% weniger als im Vorjahr. Angesichts dessen ist es nicht sicher, ob das Exportverbot für Getreide Mitte des Jahres tatsächlich ausläuft. Es besteht somit kein Grund, von einem fortgesetzten Rückgang der Getreidepreise auszugehen.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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