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Märkte: Weiter auf Erholungskurs - Habeck: Wachstumsschwäche in Deutschland ist hartnäckiger als gedacht

08:14 Uhr  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1008 (05:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0987 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,28. EUR-CHF oszilliert bei 0,9532.


Märkte: Weiter auf Erholungskurs

An den Finanzmärkten dominierte in den letzten 24 Handelsstunden Zuversicht, messbar an weiter überwiegend erholten Aktienmärkten.

Das Datenpotpourri gab dafür Flankenschutz. Insbesondere die um 0,1% geringer ausgefallenen US-Verbraucherpreise im Jahresvergleich (aktuell 2,9%), waren hilfreich. Die etwas moderateren Preisentwicklungen bei US-Verbraucher- und Erzeugerpreisen öffnen das Tor für US-Zinssenkungen ab September weit.

Die Inflationsdaten aus dem UK waren milder als erwartet und wirkten damit positiv auf die Gemengelage. Auch die BIP- und Beschäftigungsdaten der Eurozone unterstützen das positive Gesamtbild. Gleiches gilt für die Veröffentlichung der BIP-Daten Japans.

Dagegen setzten die Daten der Industrieproduktion der Eurozone als auch die Datenphalanx aus China mit Ausnahme der Einzelhandelsumsätze tendenziell negative Einflussfaktoren. Die kritische Lage in der Geopolitik spielte gestern keine tragende Rolle für die Diskontierung an den Finanzmärkten.

Aktienmärkte: Der Late DAX stieg um 0,23%. Der EuroStoxx 50 legte um 0,48% zu. In den USA konnten der Dow Jones um 0,35%, der S&P 500 um 0,35% und der US Tech 100 um 0,03% zunehmen. In Fernost ergibt sich Stand 07:45 Uhr folgendes Bild; Nikkei (Japan) +0,45%, CSI 300 (China) +0,69%, Hangseng (Hongkong) -0,19%, Sensex (Indien) +0,19% und der Kospi (Südkorea) +0,88%.

Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,18% (Vortag 2,18%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Renditen in Höhe von 3,84% abwirft (Vortag 3,85%). Devisenmarkt: Der EUR war gestern weiter „en vogue“ und konnte sich in der Spitze bis 1,1047befestigen. Hintergrund sind die durch etwas niedrigere US-Inflationsdaten forcierten US-Zinssenkungserwartungen. Gold verlor gegenüber dem USD leicht an Boden, hält jedoch weiter das Niveau. Silber ist stabil gegenüber dem USD.


Habeck: Wachstumsschwäche in Deutschland ist hartnäckiger als gedacht

Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist laut Wirtschaftsminister Habeck hartnäckiger als von der Regierung angenommen. Die Erholung habe sich immer wieder verzögert, obwohl schon mehrfach Licht am Ende des Tunnels ausgemacht worden sei.

Kommentar: Wenn man sich in der Prognose der Konjunkturentwicklung immer wieder irrt, müsste man die Determinanten, die für diese Prognosen verantwortlich zeichnen, hinterfragen (Berater, Wirtschaftsinstitute, Echokammern). Das findet jedoch nicht statt. „Chapeau“!

Fakt ist, sehr geehrter Herr Habeck, dass Deutschland latent gegenüber den westlichen Ländern (Wachstum 1,7%, IWF), innerhalb der Eurozone (0,9% Wachstum, IWF), aber allen voran gegenüber dem Globalen Süden (Wachstum 4,3%, IWF) zurückfällt. Das hat strukturelle Gründe, wie hier auch gestern im Report ausgeführt wurde. Wir stellen unsere Expertise auch Ihnen kostenlos zur Verfügung (seit 1997), nahezu jeden Tag.

Wer sich im energetischen Sektor (wir leben in einem energetischen Zeitalter, ohne Energie geht nichts, gar nichts!), der für die Ökonomie elementar ist (nachhaltige Versorgungssicherheit, internationale preisliche Konkurrenzfähigkeit), "Tests" (u.a. Heizungsgesetz) der Belastbarkeit der Wirtschaft und der privaten Haushalten (Ihre Worte!) leistet (u.a. massive Bewertungsschäden im Immobiliensektor, Kontext Eid), ohne in angemessener Form die Folgen dieses Handelns zu berücksichtigen, darf sich nicht wundern, wenn Unternehmen und private Haushalte mit Vertrauensentzug (= unterproportionale Investition, Kontext Kapitalstock, unterproportionaler Konsum) reagieren.


Habeck führte weiter aus: Dies hänge auch mit der starken Abhängigkeit im Handel von China zusammen. China schwächele.

Kommentar: Es mag unserem Wirtschaftsminister entgangen sein, dass der IWF in den letzten Monaten die BIP-Prognosen für China per 2024 und 2025 um jeweils 0,4% nach oben revidierte (Deutschland nach unten!). China (5,0%) und Indien (7,0%) sind im laufenden Jahr die Lokomotiven der Weltwirtschaft!

Gestern schrieb ich, dass nur der, der sich der Realität stellt, die Probleme bewältigen kann. Verantwortung für unsere prekäre Lage, die durch diskretionäre Politik dieser Regierung zu verantworten ist, auf China abzuwälzen ist nicht nur absurd. Sie ist Ausdruck einer Verantwortungslosigkeit gegenüber diesem Land, den Bürgern und Unternehmen.


Außerdem fehlten nötige Investitionen in die Infrastruktur, und es sei zu spät auf den Fachkräftemangel reagiert worden. Das schlage jetzt alles zu Buche und sei eben nicht mit einem Fingerschnipp zu beenden. Habeck sagte, es brauche mehr Anreize für Investtionen. Zumindest sei im 2. Halbjahr mit niedrigeren Zinsen zu rechnen. Außerdem müssten die Maßnahmen zur Stärkung des Standorts, die Wachstumsinitiative, umgesetzt werden.

Kommentar: Hier hat Habeck Recht. Die Merkel-Regierungen tragen einen Großteil der Verantwortung für die aktuelle Strukturlage in diesen genannten Feldern. Aber so ganz lasse ich die aktuelle Regierung nicht aus der Verantwortung. Sie ist seit gut zweieinhalb Jahren in der Verantwortung.

Merksatz für Politik: Die Stabilität und das Potential der Wirtschaft korreliert mit der Stabilität der Gesellschaft, des Sozialsystems und damit der politischen Stabilität.

Die Volumina der Wirtschaftsinitiative und des Wachstumschancengesetzes dieser Regierung sind viel zu unambitioniert in Bezug auf die Probleme, die diesen Standort gefährden.

Milliardenbeträge für dritte Länder werden verfügt, dabei wird die „Maschinerie“, die das erst ermöglicht, nicht gepflegt. Im Gegenteil sind große Teile dieser Regierung weiter aktiv, um das Modell der Leistungsgesellschaft zu unterminieren und der Anspruchsgesellschaft zu forcieren. Wir brauchen einen großen Wurf, Realitätsbewusstsein und Mut, keine Narrative!



Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Beschäftigung „hui „– Industrieproduktion "pfui"

Das BIP legte per 2. Quartal 2024 im Quartalsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich um 0,6% zu. Beides entsprach vorläufigen Werten und Prognosen.

Die Industrieproduktion verzeichnete per Juni im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,1% (Prognose +0,5%; Vormonat revidiert von -0,6% auf -0,9%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Minus in Höhe von 3,9% (Prognose -3,0%) nach zuvor -3,3% (revidiert von -2,9%).

Die Gesamtbeschäftigung in der Eurozone stellte sich im 2. Quartal 2024 auf 168.4 Millionen nach zuvor 168,0 Millionen. Damit ergab sich ein neuer Rekordstand.

Frankreich: Die Verbraucherpreise nahmen gemäß finaler Berechnung per Juli im Monatsvergleich um 0,2% zu (Prognose und vorläufiger Wert 0,2%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 2,7% ein (Prognose und vorläufiger Wert 2,6%).


UK: Verbraucherpreise entspannter als erwartet

Die Verbraucherpreise sanken per Juli im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose -0,1%, Vormonat +0,1%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,2% (Prognose 2,3%) nach zuvor 2,0%. Die Kernrate der Verbraucherpreise verzeichnete per Juli einen Anstieg um 0,1% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,2%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Plus in Höhe von 3,3% (Prognose 3,4%, Vormonat 3,5%) ein.

Die Erzeugerpreise (Input) fielen per Juli im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,0%; Vormonat revidiert von -0,8% auf -0,4%) und legten im Jahresvergleich um 0,4% (Prognose 0,2%, Vormonat revidiert von -0,4% auf 0,0%) zu.


USA: Verbraucherpreise gaben leicht nach

Die US-Verbraucherpreise stiegen per Juli im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%, Vormonat -0,1%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 2,9% (Prognose und Vormonat 3,0%). Die Kernrate der Verbraucherpreise nahm im Jahresvergleich erwartungsgemäß um 3,2% zu (Vormonat 3,3%). Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 9. August auf 251,3 nach zuvor 215,1 Punkte.


China: Bis auf Einzelhandel leicht enttäuschend

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Japan: BIP inklusive Revision besser als erwartet

Das BIP nahm im 2. Quartal im Quartalsvergleich um 0,8% (Prognose 0,5%) nach zuvor -0,6% (revidiert von -0,7%) zu. Annualisiert stellte sich das Plus auf 3,1% (Prognose 2,1%).

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0600 – 30 negiert dieses Szenario. Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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