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Edelmetalle Aktuell

25.03.2011  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Was die langfristige Preisentwicklung angeht, bleiben wir eher etwas skeptisch und begründen dies vor allem mit einem zur Bekämpfung inflationärer Tendenzen wieder ansteigenden allgemeinen Zinsniveau. Ein solches würde z.B. festverzinsliche Wertpapiere wieder attraktiver machen und das unverzinsliche Gold schlechter aussehen lassen. Die Katastrophe in Japan könnte nun aber erst einmal dafür sorgen, dass eine weltweite Zinserhöhung länger auf sich warten lässt.

So gesehen lässt sich auch unsere bisherige Erwartung eines Preisgipfels schon im ersten Quartal nicht länger aufrecht erhalten. Wir rechnen nun damit, dass die von uns im letzten November im Rahmen des Heraeus Edelmetallforums vorhergesagte 2011er Kursspitze in Höhe von 1.550 $ erst im 2. Quartal erreicht wird. Am erwarteten Höchstpreis selbst ändert sich aber nichts. Unverändert bleiben auch die anderen Preisvorhersagen: Den möglichen Tiefstkurs sehen wir weiter Richtung Jahresende bei 1.190 $, den Durchschnittspreis für 2011 belassen wir bei 1.325 $ je Unze.


  • Silber

Nach den ersten Meldungen über das Erdbeben in Japan geriet das Silber wie die Platinmetalle auch unter Druck. Es fiel auf zeitweise "nur" noch 33,60 $ je Unze zurück. Im Zuge der Erholung des Goldpreises konnte das weiße Metall dann aber wieder einmal überproportional zulegen und stieg bis heute Mittag auf 38 $ an.

Dies ist der höchste Preis seit über drei Jahrzehnten und auch das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis, das aktuell bei nur noch 38 liegt, ist seit September 1983 nicht mehr so niedrig gewesen. Die Industrie hält sich auf dem hohen Preisniveau übrigens genauso zurück, wie die Käufer von Silberbarren.

Was den längerfristigen Ausblick angeht, haben wir  an dieser Stelle ja schon des Öfteren unsere Skepsis kundgetan. Aus unserer Sicht rechtfertigt der industrielle Verbrauch die aktuellen Rekordkurse jedenfalls nicht. Diese sind vielmehr eine Folge der massiven Zuflüsse von Anlagegeldern in den letzten Jahren. Die aktuellen Positionen von Spekulanten und Investoren liegen bei 9.300 Tonnen an der New Yorker Terminbörse COMEX und bei 15.300 Tonnen in Form von ETFs; zusammen sind das rund 110% einer Weltjahresproduktion. Hinzu kommen noch tausende von Tonnen Silber, die in den letzten Jahren von Anlegern in Form von Münzen und Barren gekauft wurden.

Früher oder später wird zumindest ein Teil dieses Materials auf den Markt zurückkommen und beim Preis für einen massiven Dämpfer sorgen. Allerdings, solange der Goldpreis weiter steigt, wird sich das Silber nicht im Alleingang nach unten verabschieden. Wir schließen deshalb für den Fall, dass das Gold weiter zulegen kann, einen Test der Marke von 40 $ nicht aus. Je nachdem, wie stark dann die erwarteten Gewinnmitnahmen ausfallen, ist im zweiten Halbjahr eine annähernde Halbierung des Preises nicht unmöglich.

Als möglichen Jahrestiefstkurs - erreichbar voraussichtlich im 4. Quartal - sehen wir aktuell die Marke von 21 $ noch als möglich an.  Den Durchschnitt für dieses Jahr erwarten wir jetzt bei 29,75 $ je Unze. Unsere Prognosen vom letzten November (32 $/16 $/21 $) müssen wir damit, anders als beim Gold, bei allen drei Kennzahlen deutlich nach oben korrigieren.


  • Platin

Das Platin ist nach der Abfassung unseres letzten Berichts tatsächlich erst einmal deutlich gefallen. Ursache dafür dürfte vor allem die Sorge vor einem wirtschaftlichen Abschwung nach dem Erdbeben in Japan und dem Krieg in Libyen sein.

Die Notierung fiel dabei von anfangs 1.774 $ je Unze auf nur noch 1.654 $ zurück. Dies war die tiefste Notierung seit Mitte des 4. Quartals 2010.

Im weiteren Verlauf konnte sich der Preis aber wieder erholen, eine Rückkehr der Anleger, aber auch Käufe aus der Industrie (siehe rechts) sorgten für die Trendwende.

Eine weitere, kurzfristige Welle an Gewinnmitnahmen ist beim Platin derzeit trotz der extrem unsicheren Aussichten in Japan nicht sehr wahrscheinlich. Dies liegt vor allem daran, dass in der letzten Woche die Pluspositionen an den Terminbörsen in New York und Tokio um fast 20 Tonnen bzw. 25 Prozent abgenommen haben. Für weitere Verkaufswellen steht nun deutlich weniger Material zur Verfügung. Auch bei den ETFs gab es Verluste, mit knapp einer Tonne hielten sich diese aber im Rahmen.

Auch eine Woche nach dem schweren Erdbeben in Japan liegt ein großer Teil der Autoproduktion brach. Dies beeinflusst nicht nur den lokalen Absatzmarkt, sondern auch die Exporte. Im Moment werden 17 der 20 meistverkauften japanischen Autos in den USA nicht hergestellt. Auch die Produktion in anderen Ländern ist durch fehlende Teile von japanischen Zulieferern betroffen, darunter u.a. bei Opel in Europa, Chevrolet in den USA, sowie die Dieselmotorherstellung von Peugeot. Direkte Auswirkungen auf die Platinmetallpreise im Sinne fallender Notierungen dürfte dieser Umstand kurzfristig aber nicht haben. Im Gegenteil, es gab nach dem Preisrückgang in der letzten Woche umfangreiche Preissicherungsgeschäfte von einer Reihe industrieller Endabnehmer aus den verschiedensten Branchen. Dabei dürften unserer Einschätzung nach einige Tonnen Platin und auch Palladium zusammengekommen sein.




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