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"Wir sind inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung" (Teil 1)

31.03.2011  |  Redaktion
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Lars Schall: Sie glauben also, dass diese Elite in Amerika kein Interesse daran hat, die nächste Große Depression zu stoppen?

F. William Engdahl: Nun, lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben: Im Mai 2009 wurde im Haus des Präsidenten der Rockefeller University eine sehr, sehr elitäre Versammlung von ausschließlichen Milliardären - nicht Millionäre, sondern nur Milliardäre - auf Geheiß von David Rockefeller und Bill Gates eingeladen, sie unterzeichneten die schriftliche Einladung. Sie nannten sich "der gute Club". Dies sind einige der reichsten Leute der Welt - David Rockefeller natürlich, und Bill Gates mit seinem Microsoft-Vermögen, Warren Buffet war da und Ted Turner, der mit CNN Ruhm erlangte. Das Thema der Diskussion war nach Berichten, die durchsickerten, nicht: "Wie gehen wir mit dieser weltweiten Finanzkrise und der große Depression um?" Ihre Leidenschaft bei diesem Zusammentreffen, das sie in New York an der Rockefeller University hatten, war: "Wie stoppen wir das globale Bevölkerungswachstum in den nächsten Jahrzehnten? (vi) Das sollte Ihnen eine Vorstellung geben.

Es ist meine Einschätzng zu diesem Zeitpunkt, dass sie versuchen, die große Depression zu benutzen, die durch ihre finanziellen Machenschaften verursacht wurde. Sie haben ganz bewusst nach 1999 diesen Verbriefungsbetrug geschaffen, dieses Ponzi-System, als Tim Geithner und Larry Summers beide im Finanzministerium der Clinton-Regierung waren und die Gesetzgebung für die Deregulierung des Bankensystems entwarfen, die den Handel von Finanzderivaten ohne jegliche Kontrolle durch die Commodity Futures Trading Corporation, der Derivate-Aufsichtsbehörde der US-Regierung, erlaubte - und sie wussten, was sie taten. Als Paul Volcker in einem interessanten Interview sagte - und ich bin sicherlich aufgrund seiner Vergangenheit kein Fan von Volcker, aber in diesem Fall stimme ich mit ihm überein. Paul Volcker sagte vor etwa einem Jahr, als er gefragt wurde, worauf er als positiven Beitrag an Banken-Innovationen in den letzten zwanzig Jahren zeigen würde: Nun, wenn ich darüber nachdenke, gibt es einen positiven Beitrag - die Erfindung des Geldautomaten. (vii) Alles andere als dies, seien es Derivate und all diese Innovationen der Finanzmärkte, hat nur geschadet. Das ist eine Paraphrase, aber ich denke in diesem Fall, dass Volcker mit seiner Einschätzung richtig liegt.


Lars Schall: Ein großes Problem unserer Zeit könnte sein, dass sich die Zentralbank der USA, das Federal Reserve System, in Privatbesitz befindet.

F. William Engdahl: Ja.


Lars Schall: Zunächst einmal: Ist das normal, dass eine Zentralbank im Besitz eines privaten Banken-Kartells befindet, das in diesem Fall die Geldpolitik der USA durchführen kann?

F. William Engdahl: Lassen wir den Begriff "normal" einmal außen vor, denn das ist die Richtung, in die diese Geld-Interessen die ganze Welt zu treiben versuchen, um das Welt-Bankensystem von jeder Art partizipativen Drucks von den Wählern zu entkoppeln. Die Federal Reserve wurde, wie Sie wissen, im Jahre 1913 geschaffen. Sie wurde von einer fast leeren Sitzung des Kongresses zwei Tagen vor Heiligabend im Jahre 1913 verabschiedet und innerhalb weniger Stunden von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet, von dem einige Leute sagen, dass er als Präsident eingesetzt wurde - er war zuvor der Präsident der Princeton University und dann Gouverneur von New Jersey -, aber dass er durch das Geld von JP Morgan, Rockefeller und so weiter als Präsident mit dem alleinigen Zweck eingesetzt wurde, um als Demokrat eine linke Verkleidung, wenn Sie so wollen, für die Schaffung des Federal Reserve zu geben. Es war ein sehr umstrittener Gesetzesvorschlag, um den schon lange vor der Finanzkrise von 1907 gestritten wurde.

Tatsache ist, und nur wenige Amerikaner sind sich dessen überhaupt bewusst - sie denken, dass der Präsident einen Vorsitzenden der Federal Reserve vorschlägt, und also ist die Federal Reserve eine staatliche Behörde. Das ist sie mitnichten. Die verschiedenen regionalen Banken der Federal Reserve - die Dallas Fed, die San Francisco Fed, die St. Louis Fed, und vor allem als das primäre Zwischenstück: die New Yorker Fed - sind Aktiengesellschaften, zu deren Aktieninhabern Unternehmen wie AIG, JPMorgan Chase und so weiter gehören. Das sind also Einheiten in Privatbesitz, aus denen sich das Federal Reserve System zusammensetzt. Und das ist der Kern des Problems.

Der Vorsitzende der Federal Reserve hat einen wesentlichen Auftrag: die Macht der Großbanken zu bewahren - wie eine Kongress-Anhörung sie in den 1920er Jahren nannte: die "Money Trust"-Banken. Und das sind in Wirklichkeit nur etwa acht oder höchstens neun Institutionen, würde ich schätzen, die wirklich die weltweiten Multi-Billionen-Derivate, den Verbriefungsbetrug und die Politik des US-Finanzministeriums in Washington völlig dominieren.Die privat geführte Federal Reserve ist, glaube ich, eines der Hauptprobleme für den Ruin der amerikanischen Industrie- und Sozialwirtschaft seit, sagen wir, der Abkopplung vom Gold im August 1971 ganz gewiss, und selbst noch davor.


Lars Schall: Würden Sie als Historiker sagen, dass es eine übertriebene Aussage wäre zu sagen, dass die gesamte Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika bis zum Jahr 1913 die Geschichte des Kampfes einer Republik gegen eine Zentralbank ist, die sich hochkonzentriert in den Händen von ein paar Männern befindet?

F. William Engdahl: Ich denke, das ist eine sehr interessante Möglichkeit, um diese Geschichte zu betrachten. Es gab die Gründung der ersten Bank der Vereinigten Staaten unter Alexander Hamilton, dem ersten Finanzminister. Viele, auch amerikanische Historiker, haben den Eindruck, dass sei eine nationale Bank gewesen, die der US-Regierung gehörte. In keiner Weise war diese Bank-Mehrheit im Besitz der US-Regierung. Ein Minderheiten-Anteil der Aktien wurde durch die US-Regierung gehalten, aber die Hauptaktionäre waren private Banken-Interessen. Interessanterweise wurde einer der größten Aktienblöcke der Bank der Vereinigten Staaten durch das Haus Rothschild in London gehalten. Das, was die Briten während des Unabhängigkeitskrieges nach 1776 verloren, versuchten sie also durch die Hintertür durch den Besitz der Bank, die die US-Staatsverschuldung verwaltete, wieder zu erlangen. Die Charta dieser Bank wurde nicht erneuert, es gab erbitterte Kämpfe in der Geschichte darüber. Es wurde einige Jahre später eine zweite Bank der Vereinigten Staaten geschaffen und Andrew Jackson war als Präsident ein erbitterter Feind der Idee, dass die Schulden der Vereinigten Staaten von einem privaten Unternehmen gehandhabt werden sollten.

Und dann während des Bürgerkriegs gab Lincoln Greenbacks heraus. Das war eine Form von Papiergeld in einer Notsituation, aber was es bewerkstelligte, wenigstens teilweise, war, dass es die Kontrolle über die US-Schulden vorübergehend aus den Händen der Londoner und New Yorker Banken nahm. Das missfiel London in einem außergewöhnlichen Maß. Interessanterweise deuten die Beweise, die über die Ermordung von Lincoln am Ende des Bürgerkrieges auftauchten, alle auf die Hand des Hauses Rothschild und der London City Banker, die durch Judah Benjamin, einem führenden Beamten der Konföderierten, den ganzen Mordanschlag von John Wilkes Booth auf Lincoln finanzierten. Judah Benjamin verschwand aus den Vereinigten Staaten nach dem Attentat und verbrachte den Rest seiner Jahre in England. Man kann also Rückschlüsse ziehen, wer ein Interesse an der Beseitigung von Lincoln hatte, obwohl wir es natürlich niemals endgültig wissen werden.

Die andere Sache war der Krieg von 1812. Ein sehr bizarrer Krieg, wenn man sich die amerikanische Geschichte anschaut. Die Briten begannen ihn mit ihren Schiffen vor der Küste von Washington und New Orleans. Sie fingen an Washington zu bombardieren und erklärten den Krieg, und dann versuchten sie sich von Kanada aus nach unten zu bewegen. Und das war offenbar ein Racheakt der Londoner Banken für die Tatsache, dass der US-Präsident die Charta der Erste Bank der Vereinigten Staaten auslaufen ließ und nicht erneuerte. Von daher hat viel von der Geschichte der Vereinigten Staaten bis 1913 mit diesem Kampf zu tun.

Auch die ganze Frage von Silber gegenüber Gold. Gold war etwas, das im Interessen des Hauses Morgan in New York und sicherlich der Londoner Banken lag, weil sie das Herz des Goldstandards der damaligen Zeit bildeten. Wenn also die Vereinigten Staaten auf einem Silberstandard oder auch nur einen zweigeteilten Metall-Standard gegangen wären, würde das erheblich die Macht der JP Morgan, Rothschild und deren Freunde in London, Barrings und andere, verringert haben. Sie kämpften erbittert gegen William Jennings Bryant, ein Mann, der für die Rede: "Du sollst nicht Menschheit an einem Kreuz aus Gold kreuzigen" berühmt wurde. (viii)




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