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"Wir sind inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung" (Teil 1)

31.03.2011  |  Redaktion
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Lars Schall: Seit den frühen 1970er Jahren wird der Dollar im Wesentlichen durch Öl gedeckt.

F. William Engdahl: Nun, das ist, wie ich es nannte. In meinem Buch "Century of War" spreche ich über den Petrodollar. Das ist etwas, das von einigen Autoren in der letzten Zeit missverstanden wird, sie denken, dass der Dollar noch heute ein Petrodollar sei. Öl ist der größte in Dollar gehandelte Rohstoff der Weltwirtschaft, ohne jede Frage, das ist sehr klar. Aber heute ist der Dollar, würde ich sagen, eine Währung, die nicht so sehr durch Erdölpreise gesichert wird, die in Dollar notiert werden, sondern mehr durch F-16-Kampfjets und Abrams-Panzer, mit anderen Worten: durch rohe militärische Macht der USA und der NATO. Das bricht hier immer mehr auf das Wesentliche der Macht hier seit Beginn der Bush-Administration runter. Bush und Cheney wurden von den Eliten in Position gebracht, um den Samthandschuh abzuziehen und der Welt die eiserne Faust zu zeigen, weil mehr und mehr Dinge aus der Lage einer amerikanischen Hegemonie oder einzigen Supermacht mit dem Aufstieg Chinas, Russlands und einigen andere Dinge, die in der Europäischen Union vor sich gingen, außer Kontrolle gerieten.


Lars Schall: Sagen wir dann, dass der Dollar im Wesentlichen durch Öl gedeckt war.

F. William Engdahl: Ja, zurückgehend auf die Zeit nach 1973.


Lars Schall: Ich möchte mit Ihnen über ein wichtiges Ereignis in diesem Zusammenhang sprechen. Dies war die Ölkrise von 1973/74.

F. William Engdahl: Richtig.


Lars Schall: Sie fanden in Ihrem Buch "Century of War" heraus, dass dieses Ereignis politisch von einem Club beabsichtigt war, der sich 1973 auf einer schwedischen Insel traf. Können Sie bitte etwas Licht mit uns bei diesem Thema teilen?

F. William Engdahl: Gewiss, äußerst gerne. Ich besaß das faszinierende Vergnügen, persönlich von Scheich Zaki Yamani im September 2000 für sein jährlichen Treffen außerhalb von London eingeladen worden zu sein. Er hat ein Energie-Zentrum in London gegründet, nachdem es Washington geschafft hatte, dass er als saudischer Minister für Energie während der umgekehrten Ölkrise von 1986 entlassen wurde, als Yamani gegen den Druck des US-Außenministeriums auf die saudische Monarchie war. Yamani lud mich ein, weil er das "Century of War"-Buch gelesen hatte - ein irakischer Freund hatte es ihm gegeben. Er rief mich zu einem Vortrag vor dieser Gruppe von Energie-Bankern aus der City of London und Öl-Leuten über das, was wirklich im Jahr 1973 passierte. Er führte ihn mit den Worten ein: "Dies ist die einzige Erzählung, die von dem existiert, was wirklich '73 geschah, als ich der Vorsitzende der OPEC und der saudische Energieminister war. Ich durchlebte dies, und Herr Engdahl hat es zutreffend beschrieben."

Was passierte ist folgendes: Es gab ein Treffen - und einige Leute werden es jetzt mit der Angst bekommen und sagen, das ist Verschwörungstheorie, aber ich bin im Besitz der eigentlich vertrauliche Dokumente, die ganz legal vor einigen Jahren in meinen Besitz durch Zufall in Paris kamen: Das Protokoll des Treffens vom Mai 1973 der Bilderberg-Gruppe in Saltsjöbaden, Schweden. Ich habe die Teilnehmerliste vom Hoover Institute of War and Peace in Kalifornien und das Faksimile des amerikanischen Sekretärs des Bilderberg-Clubs über die Gäste, darunter Henry Kissinger von der amerikanischen Seite, die zu dieser Mai-Sitzung eingeladen worden waren. Und dort, wenn Sie die Kalkulation machen, hören sie einen Vortrag und eine Diskussion, und das sind einige der mächtigsten Menschen in Europa und den Vereinigten Staaten - übrigens handverlesen von David Rockefeller. Die Leiter aller großen Ölkonzerne, die Siebn Schwestern, waren ebenfalls anwesend. Sie reden über das, was auf eine 400%-ige Steigerung des Preises für OPEC-Öl in der sehr nahen Zukunft hinausläuft. Natürlich geben sie keine Details, sondern sprechen im Abstrakten.

Die ganze Diskussion war nicht: "Wie können wir als einige der mächtigsten Vertreter der Industrienationen der Welt die arabischen OPEC-Länder davon überzeugen, die Ölpreise nicht so dramatisch zunehmen zu lassen?" Stattdessen sprachen sie darüber: "Was werden wir mit all den Petrodollars tun, die unweigerlich zu den Londoner und New Yorker Banken aus den arabischen OPEC-Öleinnahmen kommen werden?" Henry Kissinger, der den Begriff nach dem Ölschock in den Jahren 1973/74 prägte, sprach über das “Recycling von Petrodollars." Und in der Tat, was passierte war - und das kam direkt von einem Privatgespräch mit Scheich Yamani mit mir in seinem Haus im Jahr 2000, er sagte: "Ich wurde von meinem König, dem saudischen König, als vertrauenswürdiger Bote losgeschickt, um mit dem Schah von Iran zu sprechen und zu fragen, warum der Schah beim OPEC-Treffen im September 1973 nach dem Yom Kippur-Krieg so unerbittlich beim Durchsetzen eines derart großen OPEC-Preisanstiegs als einem dauerhaften Preis war." Und er sagte: "Der Schah wandte sich zu mir und sagte: 'Teilen Sie Seiner Exzellenz, dem König von Saudi-Arabien, mit, wenn er eine Antwort auf diese Frage haben will, muss er nach Washington gehen und Henry Kissinger fragen.'" (ix) Mit anderen Worten, dies wurde dem Schah diktiert.


Lars Schall: Ja.

F. William Engdahl: Dieser Öl-Schock kam also zwei Jahre nach dem freien Wechselkurs des Dollars, als der Dollar im Wesentlichen wie ein Stein fiel, weil die US-Wirtschaft große Brüche gegenüber der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu zeigen begann, als die US-Industrie eine führende Weltklasse-Industrie war und die Goldreserven und alles andere in einer idealen Korrelation zueinander standen. Die US-Wirtschaft geriet in sehr, sehr schwere strukturelle Probleme in den frühen 1970er Jahren. Der Dollar fiel, und die französische und die deutsche Wirtschaft begannen wirklich zu boomen, wie auch die japanische Wirtschaft, und bestimmte Eliten, die mit den Geldzentrumsbanken in New York verbunden waren, beschlossen, so glaube ich, dass es Zeit für einen großen Schock war, um die Richtung der globalen Wirtschaft umzukehren, selbst zum Preis einer Rezession in der amerikanischen Wirtschaft - das bekümmerte sie nicht so sehr, solange sie die Kontrolle über die Geldflüsse besaßen.

1975 schickte Washington einen sehr hohen Beamten des Finanzministeriums nach Riad, der Riad im Wesentlichen sagte, dass die OPEC kein einziges Barrel Öl verkaufen dürfe, wenn diese nicht in Dollar notiert wären, da damals die deutsche Regierung, die französische Regierung und die Regierung von Japan alle an der Tür der OPEC anklopften und versprachen, ihre Qualitäts-Werkzeugmaschinen, die ausgezeichneten, hochwertigen deutschen Werkzeugmaschinen zu liefern, und den französischen oder japanischen Handel anboten, den die Länder des Nahen Ostens so sehr wollten, um ihre Volkswirtschaften aufzubauen. Aber sie forderten, dass das gegen Ölpreise in ihren eigenen Währungen verkauft werden müsse, damit sie weniger abhängig vom Dollar wären. An diesem Punkt intervenierte Washington und sagte: "Das ist ein Tabu. Öl darf nie außer in Dollar verkauft werden." (x)




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