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Deflationisten und Blindflecken (Teil 2)

15.04.2011  |  Jim Willie CB
Teil 1 können sie hier lesen ...


Weitere Entkräftung blinder Argumente

Zu allererst Folgendes: Vor 12 bis 18 Monaten hieß es aus dem Deflationisten-Lager, die Preise für Rohöl und Gold würden fallen - und zwar drastisch. Beide Aussagen falsch. Interessanterweise will das Lager die damals gemachten irrigen Aussagen nicht weiter verteidigen, während der Rohölpreis über die 120 $-Marke zischt (Brent in diesem Fall, weil West Texas der Bereich der Papierspiele ist) und der Goldpreis sich Richtung 1.500 $ vorarbeitet. Soll das den Deflationisten entgangen sein? Die Menschen trennen sich zügig vom entwerteten Papiergeld und wenden sich physischen Dingen zu. Für Staatsfonds ist der Umtausch von US-Staatsanleihen jetzt Gang und Gäbe. Soll das den Deflationisten entgangen sein? Das hier ist die Grundlage der steigenden Rohstoffpreise und die Grundlage steigender Edelmetallpreise.

Die US-Fed gleicht nahezu die gesamte Verkaufsflaute aus, die bei US-Staatsanleihen im Zuge des enormen Umtauschprozesses eingesetzt hat. Ein besseres Auge für diese Entwicklung hat man außerhalb der US-Wahrnehmungskuppel - ausländische US-Staatsanleihengläubiger haben ganz offenen ihre Gebote für US-Staatsanleihen zurückgezogen, was fleißig durch die Druckerpre$$e der Fed ausgeglichen wird. Ausländische Staatsfonds auf der ganzen Welt haben offen ihren Unmut über die ganze QE-Initiative zum Ausdruck gebracht - man ist verärgert (und es herrscht fast schon Verachtung) wegen der unilateralen geldpolitischen Entscheidungen und der folglich harten Auswirkungen auf die Rohstoffpreise. Sie haben ihre Goldkäufe (und sogar Silberkäufe) erhöht, wofür wiederum in US-Dollar lautende Vermögensanlagen eingetauscht wurden. Sie haben ihre Reserven neu gewichtet. Sie geben keine Gebote mehr bei den Auktionen für US-Staatsanleihen ab. Soll das den Deflationisten entgangen sein?

Deutschlands Finanzkollaps brauchte mehrere Jahre. Auch beim Finanzkollaps der USA ist das der Fall - ein langer, schmerzhafter Prozess. Was als Subprime-Hypotheken-Problem Mitte 2007 begonnen hatte, weitete sich zu einem ausgewachsenen Einbruch im gesamten Immobiliensektor aus, dem dann eine Staatsschuldenkrise folgte. Anschließend wurde die monetäre Inflationierung zur Lösung erkoren, mit schweren Rückschlägen. Und jetzt hat man das Problem, dass das monetäre System in Misskredit geraten ist. Die Pathogenese zieht sich jetzt schon vier Jahre hin. Soll das den Deflationisten entgangen sein?

Jeder, der glaubt, der Zusammenbruch des US-Finanzsystems würde sich innerhalb einer Woche ereignen, ist ein Trottel. Wer eine solche Einschätzung der Situation liefert, müsste wohl als Blinder und Trottel zugleich bezeichnet werden. Meiner Meinung nach hat das US-Bankensystem im September 2008 schon seine Todeserfahrung gehabt. Der Rechtsmediziner wurde vom US-Rechnungslegungsgremium (FASB) überstimmt, welches verfügte, die Leiche dürfe jetzt mit Krücken laufen und mit Hilfe vorgefertigter Tonaufnahmen sprechen - und vorgeben, sie wäre lebendig. Seit dem Erlass vom 1. April 2009 durchstreifen die Zombies wieder ungehindert die US-Landschaft. Soll das den Deflationisten entgangen sein?

Die US-Großbanken arbeiteten mit einer Extend&Pretend-Strategie (hinausschieben & hoffen), wobei sie vorgeben, ihre mit toxischen Anlagen überladene Bilanz werde sich im nächsten Jahr schon irgendwie erholen. Die einbehaltenen Immobilienbestände in den Bilanzen der Banken (Real Estate Owned, REO) haben sich jetzt auf über eine Million Objekte angehäuft. Fast die Hälfte aller Immobilienverkäufe sind Leerverkäufe und Verkäufe aus Zwangsvollstreckungen. Über die Zeit wurde dieser Prozess bis ins Extrem hinausgezögert und ausgeweitet. Soll das den Deflationisten entgangen sein?

Finanzanlagen werden sehr wohl in physische Anlagen umgeschichtet - besonders in grundlegende Rohstoffe. Nationen bauen ihre eigenen Lagerbestände auf. Im wirtschaftlichen Bereich lag das Hauptaugenmerk hierbei auf Rohöl - im finanziellen Bereich auf Gold & Silber. Aber auch im Kupfermarkt (an dem JP Morgan interessiert zu sein scheint) kam es zu Spekulationen, am Kaffeemarkt aufgrund von Problemen in Afrika, am Zuckermarkt (den JP Morgan lieb zu haben scheint) und unvermeidlich auch am Markt für Baumwolle. Finanzexperten, Nachrichtensprecher und Hedgefonds-Manager - sie alle haben ihre Strategien breitgetreten, wie sie auf die galoppierende Inflation reagieren, welche in den marmornen Büros der US-Fed befohlen wurde. Sie reagieren im Grunde auf die Entwertung des Geldes an sich. Die Umschichtung in physische Anlagen ist schon im vollen Gang. Soll das den Deflationisten entgangen sein?




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