Interview mit Jim Sinclair: Gold und das Weltfinanzsystem
29.04.2011 | Ron Hera
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Ron Hera: Aber konnten die Banken mit der vorübergehenden Aufhebung des Marktbewertungsansatzes durch die FASB nicht etwas Zeit gewinnen, um ihre Bilanzen zu reparieren? Jim Sinclair: In den USA stehen 5 Millionen Häuser zum Verkauf, wenn man die nicht direkt erfassten Schattenbestände einbezieht - die mit zum realen Bestand gehören. Im Immobilienmarkt werden keine Reparaturen zu machen sein, und deswegen wird es auch keine Reparaturen bei den entsprechenden Derivaten geben. Es sind also keine Reparaturen bei den betreffenden Papieren machbar, welche von den Banken mit viel höheren Werten veranschlagt werden, als man beim Verkauf überhaupt erzielen könnte - wenn sie sich überhaupt verkaufen lassen.
Ron Hera: Werden sich die Bankenbilanzen am Ende verbessern können?
Jim Sinclair: Solange das Vertrauen aufrecht erhalten werden kann, was von den Aktienmärkten abhängt – und da sind wir wieder bei QE.
Ron Hera: Sie sagen also, die Gewinne an den US-Aktienmärkten werden von QE angetrieben?
Jim Sinclair: Man vermag QE nicht zu stoppen, ohne dass das Kartenhaus in sich zusammenfällt. Es bleibt keine andere Wahl. Es ist das einzige noch verbleibende Instrument. Die Federal Reserve kann keine strengere Position bezüglich Geldpolitik und Zinssätze vertreten, ohne dass sich die ganze Sache überschlägt. Sie können zwar immerfort davon sprechen und trotzdem für QE sorgen - möglicherweise mehr über die Hintertür als Direkt-QE.
Ron Hera: Was wird passieren, wenn QE nicht bald aufhört?
Jim Sinclair: Das Endspiel ist eine virtuelle, an Gold gebundene Reservewährung. Ihr wird ein Durchschnitt der großen Währungen zugrunde liegen, was die Bewegungen im Index verringern wird. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht mit den Sonderziehungsrechten (SZR) in diese Richtung. Der Dollar wird nur noch eine Währung wie die anderen sein. Der Dollar wird nicht auf null fallen. Er könnte einen großen Teil seiner Kaufkraft verlieren, was er ja schon hat und was wieder passieren kann.
Ron Hera: Wie könnte eine virtuelle Währung funktionieren?
Jim Sinclair: Es müsste ein großes Geldmengenaggregat geben, so wie M3 damals für den Dollar, aber auf internationaler Ebene. Der Goldpreis würde zu diesem Aggregat in Beziehung gesetzt werden. Zentralbanken müssten ihr Gold entsprechend ihres Beitrags zu oder der Verringerung von internationaler Liquidität bewerten, der Preis des Goldes würde also von selbst steigen oder sinken.
Ron Hera: Wäre das denn kein Goldstandard?
Jim Sinclair: Aus meiner Sicht wird es nie eine Rückkehr zu einem Goldstandard geben. Am Ende aller Hyperinflationen standen Rohstoffwährungen. Genau das passierte zum Beispiel in Deutschland. Wenn es eine Verbindung zwischen Währung und Gold gibt, dann dass Gold das Potential hat, bei den Menschen für Vertrauen zu sorgen. Die virtuelle Währung wird an Gold gebunden sein, sie wird aber nicht in Gold konvertierbar sein.