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Gold, QE und Inflation

04.02.2013  |  Przemyslaw Radomski
Vielleicht haben Sie gehört, dass die Fed Geld druckt, um aus der Krise zu kommen, und dass diese Maßnahmen im Grunde nur dazu führen können, dass noch mehr Geld gedruckt wird, was wiederum bewirkt, dass man für den Dollar immer weniger konkrete, materielle Anlagen bekommt. In unserem Essay über Gold und den Dollar-Kollaps machten wir darauf aufmerksam, dass sich die Schuldenstände seit 1970 mehr als vervierzigfacht (40!) haben. Im Jahr 2002 gab der Chef der Federal Reserve, Ben Bernanke, zu bedenken: "Die USA verfügen über eine Technologie namens Druckerpresse (oder ihr heutiges elektronisches Äquivalent), mit dem sich jede gewünschte US-Dollar-Menge kostenlos drucken lässt."

Getreu seinen Worten spielte Bernanke dann auch eine wichtige Rolle bei der Durchführung von drei geldpolitischen Programmen, die heute unter dem Namen "quantitative easing“ (QE) bekannt sind; mit diesen Programmen wird das Geldangebot über das normale Maß hinaus erhöht. Die Rechnung für QE liegt bislang bei 2,25 Billionen $. Nach Stand vom 17.Januar 2013 lagen die Staatsschulden der USA bei insgesamt 16,4 Billionen $. Diese außergewöhnlichen Zahlen verlangen nach einer tiefergehenden Analyse; und heute wollen wir uns anschauen, was QE tatsächlich ist.

Der Beginn der Wirtschaftskrise wird in der Regel mit dem 15.September 2008 in Verbindung gebracht. An diesem Tag meldete die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an. Lehman Brothers ging mit einem großen Knall unter und schickte Stoßwellen durch die Finanzmärkte, die dann praktisch den Beginn der globalen Bankenkrise markierten.

Der Grund für Lehman Brothers Pleite waren die verlustreichen Positionen der Bank in Verbindung mit US-Immobilienhypotheken. Als bekannt wurde, dass Lehman seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen werde, wurden die Marktteilnehmer von der Angst erfasst, dass auch die Bilanzen aller anderen Finanzpartner exzessiv mit Positionen belastet waren, die von den Entwicklungen der Immobilienmärkte abhängig waren.

Der Markt "trocknete aus" - die Kreditvergabe zwischen den Finanzinstitutionen kam praktisch zum Erliegen, am Markt gab es keine Liquidität mehr. In diesem Umfeld kam auch die Kapitalversorgung der Unternehmen durch die Finanzmärkte zum Erliegen; die Kreditmärkte froren ein. Ohne Kredit konnten die Unternehmen nicht mehr wie gewohnt funktionieren. Diese Störungen verschärften schließlich die Probleme im Umfeld sinkender Immobilienpreise. Der Liquiditätsmangel an den Finanzmärkten führte also zu einer Rezession.

In Anbetracht einer möglichen Verschärfung der Krisensituation, brachte die US-Regierung das Troubled Asset Relief Program (TARP) auf den Weg, in dessen Rahmen das US-Finanzministerium Finanzanlagen aufkaufte, die mit den Immobilienmärkten in Verbindung standen. Auf diesem Weg sollte Geld und somit auch “Liquidität“ ins Bankensystem gepumpt werden. TARP war der Vorläufer von QE.

Unter normalen Bedingungen hat die Zentralbank die Möglichkeit, die Zinsen zu senken, falls die Wirtschaft Probleme hat und nicht genug Kredit verfügbar ist. Damit versucht sie, Kredite billiger und leichter verfügbar zu machen. Ein niedriger Leitzins der Zentralbank lässt auch die Zinssätze sinken, die die Unternehmen an die Geschäftsbanken zahlen. Er hat zudem einen negativen Spareffekt: Es lohnt sich immer weniger, sein Geld auf der Bank zu lassen, da auch die Verzinsung der Spareinlagen sinkt.

Zentralbanken senken also die Zinsen in der Hoffnung, Kredit zu verbilligen, die Verbraucherausgaben zu stimulieren und die Unternehmen zu verstärkten Investitionen zu bewegen. Nach den Ereignissen im September 2008 senkte die Fed ihren Leitzins auf fast 0 %. Aber selbst in Verbindung mit TARP gelangte die Liquidität nicht, wie erhofft, in den Markt zurück.

Banken- und Unternehmensrettungen verhinderten möglicherweise einen chaotischen Einbruch der Wirtschaft, nichtsdestotrotz schien in der Wirtschaft ein deflationäres Klima zu herrschen. Angesichts einer Inflationsrate von nahezu 0% fürchtete die Fed nun ein Szenario, in dem die Wirtschaft tatsächlich in die Deflation abgleiten würde. Deflation führt zu sinkenden Preisen. Auf den ersten Blick lässt sich kaum erkennen, warum das so schädliche Konsequenzen für die Wirtschaft haben sollte.

Man muss allerdings auch bedenken, dass sinkende Preise das Ausgabeverhalten der Verbraucher bremsen: Wenn Güter immer billiger werden, warum sollte man sich dann heute ein Auto kaufen und nicht erst in einigen Monaten, wenn es billiger als heute ist? Eine solche Denkweise bremst das Ausgabeverhalten und die Wirtschaft gerät ins Schlingern, weil die Produzenten nicht genügend Käufer für ihre Güter finden können. Das bremst den Output und somit auch das Wachstum.



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