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Chefökonom der EZB Stark redet Klartext!

19.05.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.4280, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4305 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 116.55, während EUR-CHF bei 1.2545 oszilliert.

Wir freuen uns sehr, dass unsere bisher nicht „Mainstream“ fähige Position an einer Stelle Unterstützung aus berufenem Munde erfährt.

Der Chefökonom der EZB Jürgen Stark sagte, dass eigennützige Interessen (O-Ton "vested interests") in Großbritannien und den USA den Druck auf Griechenland an den Märkten anheizen würden. Wir freuen uns ausdrücklich über diese Einlassung.

Wir stimmen Herrn Stark auch bei der Bewertung zu, dass eine Umstrukturierung (im Sinne eines Haircuts) ein Rezept für eine Katastrophe darstellen würde. Auch der von ihm vertretene Aspekt, dass das Sparprogramm sakrosankt weiter verfolgt werden muss, stößt nicht auf unsere Ablehnung.

Wir erlauben uns an dieser Stelle, darauf hinzuweisen, dass die deutschen Medien positiven Daten aus den Reformländern wenig zugänglich sind.

Das wird in den Debatten bei Anne Will und Frau Maischberger sehr deutlich. Offensichtlich sind "bad news" die "good news" oder gibt es etwa einen bewusst gepflegten "Bias". Das ist für das öffentliches Fernsehen durchaus verstörend!

Ebenso fällt es bei der deutschen Presse auf. Wir haben die Entwicklung der Handelsbilanzen der Reformländer vor einigen Wochen thematisiert und die Presse nachhaltig informiert, um eine Nullresonanz zu erfahren. Diese Entwicklungen in den Reformländern stellen positive Überraschungen dar, die von den Kritikern der Reformländer so nicht ansatzweise erwartet wurden.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei der schreibenden Zunft für die Ignoranz. Offensichtlich sind nur hohe strukturelle Handelsbilanzdefizite der Reformländer pressefähig, die gegenteilige Entwicklung ist wohl irrelevant!

Der vom IFO-Institut vierteljährlich erhobene Index für das Weltwirtschaftsklima legte per 2. Quartal 2011 um 0,9 auf nun 107,7 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit Sommer 2007. Diese Entwicklung harmoniert nicht wirklich mit der aktuell am Markt gepflegten Risikoaversion.

Es ist schon klasse, dass sich dieser Index auf einem "Goldilocks" (Goldlöckchenniveau) bewegt und der Finanzmarkt dem Diskurs der "Pechmarie" folgt. "Chapeau"!

Die deutschen Steuerkassen klingeln (Fiskallagen folgen Konjunkturlagen). Im April nahm der deutsche Fiskus mit 38,46 Mrd. Euro 3,4% mehr ein als im Vorjahr. Das Steueraufkommen lag in den ersten vier Monaten mit 161,59 Mrd. Euro um 8,9% höher als im Vorjahr.

Das deutsche Interesse liegt in einer Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs auf globaler Ebene und damit der nachfolgenden fiskalischen Gesundung, die immer weitere Teile der Problemländer erfassen wird.

Schließlich werden die Reformen die Wettbewerbsfähigkeit der Reformländer erhöhen. Da es kein ökonomisches Vakuum gibt und Kapazitätsengpässe an Arbeitsmärkten und in Strukturen in vielen Regionen der Welt erkennbar sind, ist ein Überschwappen der Wachstumskräfte auf die Reformländer lediglich eine Zeitfrage.

Die Abschirmung der globalen Wirtschaft vor Systemrisiken sollte diesbezüglich nachhaltig im Interesse der deutschen Bundesregierung sein und fortgesetzt werden.

Dazu passt die Einlassung des Emissärs des IWF Thomsen in Athen. Thomsen konstatiert, dass die griechische Wirtschaft langsam wieder in Fahrt kommt. Sie hat an Wettbewerbsfähigkeit zugenommen. Das macht "Sinn"! "Food for thought!"

Das Protokoll des Offenmarktausschusses der Federal Reserve offenbarte, dass keine Veränderung der Zinspolitik in absehbarer Zeit auf der Agenda steht. Hier wird ein eklatanter Unterschied zu der Ausrichtung der EZB augenfällig. Der Leitzins steht im Dunstkreis von 0,1%, während die Verbraucherpreise sich auf 3,2% (6,5% laut Shadow Government Stats) stellen. Das ist schon mal eine solide "Kaufkraft-Burnrate".

Es wurde eine Normalisierung der Zinspolitik diskutiert. Die aufgebauten Anlagepositionen (Agencies und Treasuries) würden nach einer ersten Zinserhöhung sukzessive abgebaut. Das nehmen wir interessiert zur Kenntnis.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4420-50 verändert die Situation.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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