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Die "Straße zur Erholung" ist eine Sackgasse

31.05.2011  |  Redaktion
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Lars Schall: Glauben Sie, dass die Zentralbanken / der IWF das Gold in ihren Tresoren liegen haben, von dem sie sagen, dass sie es haben?

Marshall Auerback: In einem strikten buchhalterischen Sinne könnten sie es, aber das könnte womöglich irrelevant sein. Lassen Sie es mich erklären. Ich vermute, dass die Zentralbanken in den vergangenen Jahren nicht viel Gold seit der Gründung des Washington Accord verkauft haben, aber ich denke, sie haben immer noch erhebliche Mengen in den Goldmarkt verliehen. Von einem FLUSS-Standpunkt aus ist es unerheblich, ob das Gold verkauft oder verliehen wurde, da es als Angebot auf dem Markt erscheint. Also die Kernfrage ist, kann das verliehene Gold durch die Zentralbanken wieder zurückgewonnen werden?

Die Arbeit von GATA und anderen Leuten wie Bob Landis und Reg Howe legt nahe, dass sie es nicht können. In der Tat gibt es eine "Gefängnis der Shorts"-Situation, wobei das Gold, das ausgeliehen und, sagen wir, eingeschmolzen wurde, um in der Mitgift einer indischen Braut festzusitzen, nicht zurück in den Markt kommen wird. Letztendlich glaube ich also, dass die Zentralbanken dies in einem buchhalterischen Sinn durch eine Neueinteilung des geleasten Golds als verkauft bestätigen, so dass von einem BESTANDS-Standpunkt das GATA-Argument bestätigen werden wird, dass weit weniger Gold durch die Zentralbanken gehalten wird, als allgemein angenommen.


Lars Schall: Würden Sie der Deutschen Bundesbank empfehlen, ihr Gold (nach GATA-Berater Dimitri Speck 66% des Gesamtbetrags der deutschen Goldreserven) von der NY Fed nach Deutschland zu verlegen? Egon von Greyerz zum Beispiel erklärte kürzlich in einem Interview mit mir: "Wenn dies wirkliche Reserven sind und sie nicht gehandelt werden, brauchen sie sie nicht dort zu haben. Aber der wahrscheinlichste Grund, weshalb sie sie dort haben, ist der, weil sie es ausgeliehen haben und es handeln, sonst würden sie es nicht dort zu haben brauchen. So einfach ist das." (vi)

Marshall Auerback: Persönlich denke ich, dass es unerheblich ist. Die Bundesbank hörte auf relevant zu sein, als die Deutschen ihre fiskalische und geldpolitische Souveränität an die Europäische Zentralbank abtraten, eines der dümmsten Dinge, die irgendein deutscher Politiker seit dem Zweiten Weltkrieg getan hat. Und jetzt sind die Deutschen unglücklich darüber, aber sie sollten nicht die Schuld den Italienern, Portugiesen, Griechen oder Iren geben, sondern ihrer eigenen Führung, die sie in die Europäische Währungsunion brachte, ohne jede Art von Referendum.


Lars Schall: Wo sehen Sie Gold in den nächsten Jahren hinsteuern?

Marshall Auerback: Vielleicht 3.000 $ pro Unze, vor allem aber wegen der Probleme, die ich sich in der Euro-Zone entwickeln sehe, nicht wegen des US-Dollars.


Lars Schall: Was sind Ihre Gedanken zu Silber?

Marshall Auerback: Nun, Silber kam vor kurzem nah dran, meine Zielvorgabe von 50 $ pro Unze zu erreichen, und hat nunmehr einen Geschwindigkeitsstoß nach unten erhalten. Ich vermute, es geht wieder nach oben.


Lars Schall: Wie interpretieren Sie die jüngsten Erhöhungen der Sicherheitsanforderungen für Silber-Verträge?

Marshall Auerback: In Bezug auf die Erhöhung der Margen auf Silber denke ich, dass das ein weiteres Zeichen dafür ist, dass "City Hall" ängstlich wird, was die Höhe der Spekulation im Rohstoffmarktkomplex angeht, und sie will offensichtlich die Nachricht verbreiten, dass es keine Verbindung zwischen ihrer dummen Politik der quantitativen Lockerung und der daraus resultierenden Spekulationen gibt. Es ist ein Fall von Erschießung des Boten. Ich vergleiche das mit dem Kaputtmachen eines Thermometers, weil es anzeigt, dass der Patient eine Erkältung hat!


Lars Schall: Eine letzte Frage zum Abschluss unserer Diskussion. Es gibt eine durchaus breite Debatte über eine Rückkehr des Goldstandards. Sie sind kein besonderer Freund von diesem Konzept. Warum das?

Marshall Auerback: Der Goldstandard wird als Allheilmittel betrachtet, meiner Meinung nach unrealistischer Weise. Es ist nicht so, dass Banker das System während des 19. Jahrhunderts, den sogenannten glücklichen Tagen des Goldstandards, nicht betrogen hätten. Unter einem Goldstandard oder anderen festen Wechselkurssystemen kann die Bankenfinanzierung nicht glaubwürdig garantiert werden.

In der Tat arbeiten Festkurssysteme absichtlich mit einer laufenden Einschränkung für die Angebotsseite der konvertierbaren Währung. Banken sind dazu verpflichtet, Reserven von konvertierbarer Währung zu halten, um in der Lage zu sein, die Nachfrage der Einleger nach einer Auszahlung erfüllen zu können. Vertrauen ist wichtig für Banken, die unter einem Goldstandard arbeiten. Keine Bank kann mit 100% Reserven operieren. Sie hängen von Einlegern ab, die nicht in Panik geraten und versuchen, ihre Einlagen für konvertierbare Währung einzulösen.

Die USA erlebten eine Reihe von schweren Depressionen in den späten 1800er Jahren, wobei die "Panik" von 1907 genug störte, um in der Schaffung der Federal Reserve im Jahr 1913 zu münden. Die Fed sollte der Kreditgeber der letzten Instanz sein, um sicherzustellen, dass die Nation nie wieder durch ein weiteres 1907 gehen müsse. Leider scheiterte diese Strategie. Die Depression von 1930 war noch schlimmer als die Panik von 1907.

Das Goldstandardsystem hielt die Fed von der Fähigkeit ab, ihren Banken die konvertierbare Währung zu verleihen, die sie brauchten, um den Auszahlungsnachfragen gerecht werden zu können. Nach Tausenden von katastrophalen Bankenpleiten wurde ein Bankenfeiertag erklärt und die übrigen Banken wurden von der Regierung geschlossen, während das Bankensystem reorganisiert wurde. Als das Bankensystem im Jahr 1934 wiedereröffnet wurde, wurde die Konvertibilität der Währung in Gold permanent ausgesetzt (im Inland) und Bankguthaben wurden durch die Federal Deposit Insurance gedeckt. Die Federal Reserve war nicht in der Lage, Depressionen zu stoppen. Es war das Verlassen des Goldstandards, das den Trick besorgte.

Es sind 80 Jahre seit der Großen Depression vergangen. Es würde nun äußerst armselige politische Reaktionen bedürfen, um die derzeitige schwere Rezession in eine Depression zu verschlechtern, obwohl eine fehlgeleitete und allzu restriktive Finanzpolitik leider die Wiederherstellung von Produktion und Beschäftigung verzögert hat.


Lars Schall: Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Herr Auerback!


© Lars Schall
www.LarsSchall.com





Quellen:

(i) Mike Whitney: "IMF chief Strauss-Kahn caught in ‘Honey Trap’", veröffentlicht auf Global Research am 16. Mai 2011 unter: http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=24784. Eine interessante Analyse bietet Danny Schechter: "The Sexual Underground Of Bankers. Strauss-Kahn and The Secret Culture of Aggressive Sexuality In The High Pressure World Of Bankers and Banksters", veröffentlicht auf Global Research am 20. Mai 2011 unter: http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=24878.

(ii) Siehe zum Beispiel William K. Black: "Betrug erzeugt Betrug", veröffentlicht auf LarsSchall.com am 12. Mai 2011 unter: www.larsschall.com/2011/05/12/betrug-erzeugt-betrug/.

(iii) Max Keiser: "IMF making its move on U.S.", veröffentlicht auf MaxKeiser.com am 6. April 2011 unter: http://maxkeiser.com/2011/04/06/imf-making-its-move-on-u-s/. Kaiser wies in diesem spezifischen Fall auf diesen Artikel hin, Taylor Durden: "IMF Issues Biggest Criticism Of US Policy To Date: Says Treasury Should Put GSE Obligations On Balance Sheet", veröffentlicht auf Zero Hedge am 6. April 2011 unter: www.zerohedge.com/article/imf-issues-biggest-criticism-us-policy-date-says-treasury-should-put-gse-obligations-balance. Mai 2010 forderte Dominique Strauss-Kahn, der Managing Director des IWF, "a new global currency issued by a global central bank, with robust governance and institutional features", und sagte, dass die "global central bank could also serve as a lender of last resort." Vgl. Dominique Strauss-Kahn: "Concluding Remarks at the High-Level Conference on the International Monetary System", Zürich, 11. Mai 2010 unter: www.imf.org/external/np/speeches/2010/051110.htm. Siehe auch Jeffrey Garten: "We Need a Bank Of the World", veröffentlicht Newsweek am 25. Oktober 25 2008 unter: www.newsweek.com/id/165772, Ambrose Evans-Pritchard: "The G20 moves the world a step closer to a global currency", veröffentlicht in The Telegraph am 3. April 2009 unter: www.telegraph.co.uk/finance/comment/ambroseevans_pritchard/5096524/The-G20-moves-the-world-a-step-closer-to-a-global-currency.html, und "IMF Plots Role as World’s Central Bank?", veröffentlicht auf The Daily Bell am 11. April 2011 unter: www.thedailybell.com/2038/IMF-Plots-Role-as-Worlds-Central-Bank.html.

(iv) Vgl. Michael C. Ruppert: "Crossing the Rubicon. The Decline of the American Empire at the End of the Age of Oil", New Society Publishers, Gabriola Island, 2004.

(v) Vgl. Pepe Escobar: "DAS WANDERNDE AUGE - Das Ende des Völkerrechts", veröffentlicht auf LarsSchall.com am 16. Mai 2011 unter: www.larsschall.com/2011/05/16/das-wandernde-auge-%E2%80%93-das-ende-des-volkerrechts/. Siehe auch Ellen Brown: "LIBYA: ALL ABOUT OIL, OR ALL ABOUT BANKING?", veröffentlicht auf Web of Debt am 8. April 2011 unter: www.webofdebt.com/articles/libya.php.

(vi) Vgl. Lars Schall: "The War on Gold (and Silver)", veröffentlicht auf LarsSchall.com am 4. Mai 2011 unter: www.larsschall.com/2011/05/04/the-war-on-gold/.






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