Edelmetalle Aktuell
15.06.2011 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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- Palladium
Das Palladium konnte während der Berichtsperiode ein neues 3-Monatshoch verzeichnen und stieg dabei auf 817 $ an. Es waren dabei weniger industrielle Verbraucher, als vielmehr Investoren, die den Preis nach oben trieben. Dabei haben sie sich sicher von der Erwartung einer weiteren Annäherung der Preise für die beiden wichtigsten Platinmetalle leiten lassen. Kurzfristig sehen wir diese eher nicht (Gründe siehe unten), auf längere Sicht ist eine solche Entwicklung aber nicht vollständig von der Hand zu weisen.
Die Autoverkäufe in den USA (sie sind der weltweit wichtigste Markt für Palladium in Autokatalysatoren) haben sich im Mai überraschend deutlich nach unten entwickelt. Schlechte Nachrichten bezüglich der Wirtschaftsentwicklung, hohe Spritpreise und weniger verfügbare Fahrzeuge aufgrund der Produktionsausfälle in Japan waren die Ursachen für den Rückgang um 4%, des ersten seit August letzten Jahres. Die in den USA als Messlatte übliche Vorhersage des Gesamtabsatzes in diesem Jahr fiel mit 11,78 Mio. Fahrzeugen erstmals seit sieben Monaten wieder unter die 12 Mio.-Marke.
Auf dem bisher so erfolgsverwöhnten chinesischen Automarkt wurde mit 1,04 Mio. Autos im Mai erneut ein Rückgang verzeichnet, hier betrug das Minus zum Vorjahr fast 10%. Damit setzt sich die Entwicklung aus dem April fort, als der erste Rückgang der Autoverkäufe seit zwei Jahren verzeichnet wurde. Die Regierung will dem Trend nun mit einer neuen Abwrackprämie gegensteuern.
Die Investoren haben sich von den eher negativen Daten zum Autoabsatz nicht von ihrer Kauflust abbringen lassen: So gab es ein kräftiges Plus bei den offenen Pluspositionen an der New Yorker Terminbörse NYMEX, sie stiegen um fast 10 Tonnen und damit um über 25%. Auch in physischer Form war Palladium gefragt; nicht so sehr bei den ETFs (hier blieben die Positionen unverändert), dafür aber bei den Anlagebarren. Hier sind die 1kg-Stücke aktuell ausverkauft und bei Neubestellungen kommt es zu Wartezeiten.
Die staatliche russische Verkaufsagentur Gokhran teilte derweil überraschend mit, dass sie in diesem Jahr und auch 2012 noch Palladium exportieren wolle. Viele Marktbeobachter waren eigentlich davon ausgegangen, dass die offiziellen Vorräte bereits weitgehend erschöpft seien. Allerdings müsse Gokhran erst noch Teile der Vorräte in eine international handelbare Form schmelzen lassen, wird ein Offizieller aus dem russischen Finanzministeriums von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Nach einer fast zweiwöchigen, eher ruhigen Phase mit Preisen deutlich unter 2.000 $ je Unze, stieg der Rhodiumpreis um die Monatswende herum steil an. Innerhalb weniger Tage erreichte das weiße Metall wieder Notierungen von über 2.450 $ je Unze und damit das höchste Niveau seit Mitte Februar.
Die Ursache für den Anstieg lag in der Bekanntgabe der Deutschen Bank, dass sie zwei sog ETC-Produkte (Exchange Traded Commodities) aufgelegt habe, die an Börsen in London und Frankfurt notieret werden. Bei ihnen handelt es sich rein rechtlich um unbefristete Schuldverschreibungen des Emittenten, die aber im Gegensatz zu ähnlichen Produkten dieser Klasse (wie z.B. Zertifikaten) physisch besichert sind.
Die beiden ETCs der Deutschen Bank, einer notiert in Euro, einer in Dollar, haben ein Maximalvolumen von jeweils 100.000 Unzen, angesichts des engen Marktes ist es sicher richtig von der Bank, hier eine relativ eng gesteckte Obergrenze einzuziehen. Sollte die maximale Menge erreicht werden, würden die ETC-Volumina rund ein Viertel einer jährlichen Neuproduktion ausmachen. Das wäre deutlich weniger als die Mengen, die im Moment in entsprechenden Platin- und Palladium-ETFs gebunden sind (je ca. 60% einer Weltjahresproduktion) und sehr viel weniger als bei Gold und Silber (jeweils deutlich über 100% einer WJP).
Direkte Ursache für die Kursgewinne im Umfeld der ETC-Neuemission war sicher eine Kombination aus einerseits spekulativen Käufen, die auf einen Erfolg der ETCs hofften; andererseits aber auch aus einem ersten Orderschub für das neue Produkt selbst. So wurden in der ersten Phase nach der Börseneinführung der ETCs etwas über 4.500 Unzen verkauft; sicher noch zu wenig, um alleine den Preis nachhaltig beeinflussen zu können.
Vor diesem Hintergrund war dann auch der Preisanstieg vom Monatsbeginn nicht zu halten und die Notierung fiel bis heute wieder deutlich zurück. Aktuell liegt sie noch knapp über der Marke von 2.000 $ je Unze. Falls in nächster Zeit die Investorennachfrage nicht deutlich anspringt, wäre es angesichts der im Vergleich zum Angebot zu niedrigen industriellen Nachfrage keine Überraschung, wenn der Preis wieder unter diese psychologisch wichtige Marke fallen würde.
Bei den anderen beiden kleinen Platinmetallen gab es in den letzten beiden Wochen keine großen Veränderungen. Ruthenium notiert unverändert bei 170 $ - 180 $, Iridium bei rund 1.050 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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