Edelmetalle Aktuell
29.06.2011 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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- Silber
Charttechnisch hat auch das Silber in den letzten Tagen einen herben Rückschlag erlitten. Das Metall folgte nach anfänglichen Kursgewinnen dem Gold auf dem Weg nach unten und durchbrach diesmal - anders als beim Mai-Crash - bei 34,70 $ den seit August letzten Jahres andauernden Aufwärtstrend!
Die Notierung fiel danach weiter auf nur noch 33,40 $ zurück, es war der tiefste Kurs seit deutlich über einem Monat. In den letzten Stunden gab es dann zwar wieder eine Erholung, nicht zuletzt, weil der Goldpreis nach seinem vorherigen Einbruch nun wieder mit der 1.500er-Marke flirtete. Mittelfristig ist das weiße Metall aber noch nicht aus dem Schneider und wenn sich Befürchtungen hinsichtlich eines neuerlichen Einbrechens der Weltkonjunktur bewahrheiten sollten, könnte das Silber durchaus noch mehr negative Schlagzeilen produzieren. Das könnte u.U. sogar passieren, wenn das Gold gleichzeitig in seiner Funktion als Krisenmetall wieder in Richtung Allzeithoch klettern sollte. Allerdings ist auch in einem solchen Fall nicht mit einem dramatischen Auseinanderdriften der Kursentwicklung der beiden Metalle zu rechnen: Ein Silberpreis von 20 $ bei einem Goldpreis von 1.600 $ erscheint zum Beispiel aus jetziger Sicht äußerst unwahrscheinlich.
Zwei Faktoren müssen allerdings stets im Auge behalten werden. Dies sind zum einem die Bestände bei den ETFs. Diese haben sich in der vorletzten Woche negativ entwickelt; in den letzten acht Tagen waren sie dann stabil. Massive Abgaben könnten hier das Bild rasch zu Ungunsten des Silbers drehen. Der zweite Punkt ist die industrielle Nachfrage, die in einigen Bereichen in den letzten Wochen im Vergleich zu den ersten Monaten dieses Jahres deutlich rückläufig war. Dazu kommt, dass nun in wichtigen Industrieländern die Sommerferienzeit ansteht, was die Nachfrage aus diesem Bereich zusätzlich hemmen dürfte.
- Platin
Das Platin hat in den letzten beiden Wochen deutlich an Glanz verloren. Angst vor einem Rückgang des industriellen Verbrauchs nach schlechten Konjunkturdaten in den USA; zunehmende Ängste hinsichtlich der Nachhaltigkeit des chinesischen Wirtschaftswunders (siehe Links auf Seite 4) und die Angst vor einem Rückgang der Nachfrage in Europa als Folge der Schuldenkrise sorgten seit Mitte des Monats gemeinsam für einen kontinuierlichen Preisrückgang. Dieser brachte gestern mit einem Preis von nur noch 1.660 $ je Unze das - von einem kurzlebigen Einbruch im März auf 1.654 $ abgesehen - tiefste Preisniveau seit November des vergangenen Jahres.
Kurzfristig muss jetzt erst einmal die Marke von 1.650 $ halten. Sollte dies nicht gelingen, läge das nächste Kursziel dann bei 1.620 $ je Unze.
In den letzten Stunden konnte sich der Platinpreis erst einmal wieder etwas Luft verschaffen, dafür ist neben Schnäppchenjägern aus dem Spekulantenlager vor allem industrielle Nachfrage mit verantwortlich gewesen. Dabei handelte es sich allerdings nicht um Eindeckungen eines momentan ansteigenden Bedarfs, sondern um Kurssicherungen in Form von Termingeschäften, die schon jetzt zum Teil den zukünftigen Verbrauch von mehreren Jahren vorwegnehmen.
Noch ist es zu früh, deshalb dem Platin eine dem Rhodium vergleichbare Situation vorherzusagen, aber ganz sicher werden sich die jetzigen Kurssicherungsgeschäfte in Zukunft auch langfristig preisdämpfend auswirken. Der Industrie ist dieser Umstand sicher nicht unrecht, verringert sie damit durch ihr azyklisches Agieren insgesamt die Volatilität auf dem Platinmarkt.
Rhodium versucht ja z.B. seit Monaten ohne Erfolg, die Marke von 2.250 $ nachhaltig zu übersteigen und scheitert nicht zuletzt deshalb regelmäßig, weil vor allem die Autoindustrie nennenswerte Teile ihres zukünftigen Bedarfs in den letzten Jahren kursgesichert hat und aktuell für diese Mengen dann jeweils als Nachfrager ausfällt.
Infolge der vorläufigen Rückkehr des Preises in die Region von 1.700 $ je Unze haben sich industrielle Endverbraucher heute Nachmittag allerdings erst einmal wieder zurückgehalten. Sollte der Preis deshalb einen neuen Anlauf nach unten unternehmen, empfehlen wir, über zusätzliche Kurssicherungsgeschäfte nachzudenken.
Die längerfristig orientierten Investoren standen trotz des Preisverfalls zuletzt eher an der Seitenlinie. Sowohl bei den ETFs, wie auch bei Barren gab es keine große Nachfrage, offensichtlich überwiegt hier im Moment eine gewisse Skepsis bezüglich der Zukunftsaussichten für das weiße Metall.