"Gold wird weiter gedeihen"
12.07.2011 | Lars Schall
Ronald Stöferle, Rohstoffanalyst der in Wien ansässigen Erste Group, veröffentlichte letzte Woche seinen neuen Gold-Report "In Gold we trust". Im folgenden umfassenden Interview bespricht Stöferle die wichtigsten Aspekte des Berichts, wie beispielsweise eine Renaissance der Investitionsnachfrage und warum einige Eigenschaften der Finanz- und Wirtschaftssituation das perfekte Umfeld für Gold bieten, dem Antagonisten der ungedeckten Papierwährungen.
Ronald Stöferle wurde am 27. Oktober 1980 in Wien geboren. Während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der University of Illinois in Urbana-Champaign arbeitete er für die Raiffeisen Zentralbank (RZB) im Bereich Fixed Income / Credit Investments. Nach dem Studium trat Stöferle der Erste Group Bank (http://www.erstegroup.com) in Wien bei, wo er zunächst für internationale Aktienmärkte zuständig war, insbesondere in Asien. 2006 begann er das Schreiben von Berichten zum Thema Gold. Seine ersten vier Berichte zogen internationale Berichterstattungen u. a. auf CNBC, Bloomberg, dem Wall Street Journal und der Financial Times nach sich. Seit 2009 schreibt er auch Berichte über Rohöl. Der neueste Rohöl-Bericht von Stöferle, "Force Majeure", was mit “Höhere Gewalt“ zu übersetzen ist, wurde am 10. März veröffentlicht - siehe "Die schwelenden politischen Risiken sind nicht vollständig im Öl-Preis diskontiert", zu lesen unter: www.larsschall.com.
Highlights des neuen Sonderberichts zu Gold sind:
Das nachfolgende Exklusiv-Interview für Goldseiten.de und LarsSchall.com wurde im Original in englischer Sprache geführt.
Lars Schall: Herr Stöferle, was ist der spannendste Aspekt für Sie bei der Analyse des Goldmarkts?
Ronald Stöferle: Das Führen von Interviews mit Ihnen, Herr Schall (lacht). Scherz beiseite, ich liebe meinen Job wahrscheinlich deswegen so sehr, weil das Analysieren von Gold im Grunde bedeutet, ALLES zu analysieren: monetäre, ökonomische, sozio-ökonomische, historische, technische, fundamentale und politische Aspekte. In meinen Berichten versuche ich ein Bild von allen diesen verschiedenen Aspekten zu erhalten, das macht es interessant für mich.
Lars Schall: Okay, dann lass uns in Bezug auf die Welt des Goldes zur Sache gehen. Erleben wir dieser Tage die ersten Anzeichen der Re-Monetarisierung von Gold? Und was ist Ihre Haltung gegenüber Gold als gesetzlichem Zahlungsmittel?
Ronald Stöferle: Ja, ich glaube, es geschieht gerade ein großer Paradigmenwechsel. Der Gedanke an eine Währung, die nicht an Gold gebunden ist, wäre wohl vor 100 Jahren absurd gewesen. Derart illusorisch klingt für uns heute ein Goldstandard. Doch vor 20 Jahren waren Mobiltelefone mit Internetzugang, Digitalkameras und einer digitalen Musiksammlung ebenso illusorisch. Und wir sind heute in einer ähnlichen Situation im Hinblick auf den Goldstandard. Heute ist allein schon der Gedanke, dass im Jahre 1971 jede 35 US-Dollar durch eine Unze Gold gedeckt waren, absurd.
Früher war es einer Handvoll kritischer Geister vorbehalten, unser Geldsystem in Frage zu stellen, mittlerweile haben auch hochkarätige Politiker und Zentralbanker ihre Meinung angeboten. Letztes Jahr sahen wir eine Vielzahl von Signalen, die die Tatsache anzeigten, dass Gold allmählich "politisch korrekt" wurde. Robert Zoellick, der Präsident der Weltbank und ehemaliges Mitglied der Bush-Regierung, hatte dies über den Goldstandard zu sagen:
"Das System sollte auch in Betracht ziehen, Gold als einen internationalen Referenzpunkt für die Erwartungen der Märkte bezüglich Inflation, Deflation und zukünftiger Währungskurse zu nutzen. Obwohl die Lehrbücher Gold als das alte Geld betrachten, benutzen die Märkte Gold heute als ein alternatives monetäres Asset. Die Entwicklung eines Währungssystems, das dem seit 1971 begonnenen Bretton Woods II folgt, braucht Zeit. Doch wir müssen beginnen."
Solche Aussagen wären vor nur ein paar Jahren undenkbar gewesen! Seit Mitte der 1970er Jahre hat kaum je ein hochrangiger US-Politiker den Goldstandard in einem positiven Zusammenhang erwähnt. Dies bestätigt den breitangelegten Paradigmenwechsel, durch den wir zurzeit gehen. Leider haben viele Menschen die Aussage des Weltbank-Präsidenten falsch interpretiert und er wurde sofort diskreditiert. Er argumentierte nicht zugunsten einer expliziten Rückkehr zum Goldstandard, aber er lobte seine Stabilität. Hinzu kommt, dass er nur eine Diskussion beginnen und unser Geldsystem kritisch hinterfragen wollte.
Ronald Stöferle wurde am 27. Oktober 1980 in Wien geboren. Während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und der University of Illinois in Urbana-Champaign arbeitete er für die Raiffeisen Zentralbank (RZB) im Bereich Fixed Income / Credit Investments. Nach dem Studium trat Stöferle der Erste Group Bank (http://www.erstegroup.com) in Wien bei, wo er zunächst für internationale Aktienmärkte zuständig war, insbesondere in Asien. 2006 begann er das Schreiben von Berichten zum Thema Gold. Seine ersten vier Berichte zogen internationale Berichterstattungen u. a. auf CNBC, Bloomberg, dem Wall Street Journal und der Financial Times nach sich. Seit 2009 schreibt er auch Berichte über Rohöl. Der neueste Rohöl-Bericht von Stöferle, "Force Majeure", was mit “Höhere Gewalt“ zu übersetzen ist, wurde am 10. März veröffentlicht - siehe "Die schwelenden politischen Risiken sind nicht vollständig im Öl-Preis diskontiert", zu lesen unter: www.larsschall.com.
Highlights des neuen Sonderberichts zu Gold sind:
- Strukturelle Überschuldung spricht für weitere Aufwertung von Gold
- Gold erlebt derzeit eine Renaissance als Anlageklasse
- Negatives Realzinsniveau weiterhin perfektes Umfeld für Goldinvestments
- Gesetz der abnehmenden Grenzerträge zeigt Schuldensättigung
- Währungssystem auf dem Scheideweg - Auf dem Weg zu einem neuen Goldstandard?
- "Stock-to-Flow"-Ratio unterscheidet Gold von Rohstoffen
- Gold als Portfolioversicherung
- Adieu "Exorbitant Privilege"
- Wieso Gold (weiterhin) keine Bubble ist
- Exkurs: Die Entstehung von Geld aus dem Blickwinkel der Österreichischen Schule
- Renaissance der Investmentnachfrage - Institutionals als "elephant in the room"
- Goldaktien auf historisch niedrigen Bewertungsniveaus
- USD 2.000 als nächstes 12-Monats-Kursziel
- Langfristiges Kursziel: USD 2.300.
Das nachfolgende Exklusiv-Interview für Goldseiten.de und LarsSchall.com wurde im Original in englischer Sprache geführt.
Lars Schall: Herr Stöferle, was ist der spannendste Aspekt für Sie bei der Analyse des Goldmarkts?
Ronald Stöferle: Das Führen von Interviews mit Ihnen, Herr Schall (lacht). Scherz beiseite, ich liebe meinen Job wahrscheinlich deswegen so sehr, weil das Analysieren von Gold im Grunde bedeutet, ALLES zu analysieren: monetäre, ökonomische, sozio-ökonomische, historische, technische, fundamentale und politische Aspekte. In meinen Berichten versuche ich ein Bild von allen diesen verschiedenen Aspekten zu erhalten, das macht es interessant für mich.
Lars Schall: Okay, dann lass uns in Bezug auf die Welt des Goldes zur Sache gehen. Erleben wir dieser Tage die ersten Anzeichen der Re-Monetarisierung von Gold? Und was ist Ihre Haltung gegenüber Gold als gesetzlichem Zahlungsmittel?
Ronald Stöferle: Ja, ich glaube, es geschieht gerade ein großer Paradigmenwechsel. Der Gedanke an eine Währung, die nicht an Gold gebunden ist, wäre wohl vor 100 Jahren absurd gewesen. Derart illusorisch klingt für uns heute ein Goldstandard. Doch vor 20 Jahren waren Mobiltelefone mit Internetzugang, Digitalkameras und einer digitalen Musiksammlung ebenso illusorisch. Und wir sind heute in einer ähnlichen Situation im Hinblick auf den Goldstandard. Heute ist allein schon der Gedanke, dass im Jahre 1971 jede 35 US-Dollar durch eine Unze Gold gedeckt waren, absurd.
Früher war es einer Handvoll kritischer Geister vorbehalten, unser Geldsystem in Frage zu stellen, mittlerweile haben auch hochkarätige Politiker und Zentralbanker ihre Meinung angeboten. Letztes Jahr sahen wir eine Vielzahl von Signalen, die die Tatsache anzeigten, dass Gold allmählich "politisch korrekt" wurde. Robert Zoellick, der Präsident der Weltbank und ehemaliges Mitglied der Bush-Regierung, hatte dies über den Goldstandard zu sagen:
"Das System sollte auch in Betracht ziehen, Gold als einen internationalen Referenzpunkt für die Erwartungen der Märkte bezüglich Inflation, Deflation und zukünftiger Währungskurse zu nutzen. Obwohl die Lehrbücher Gold als das alte Geld betrachten, benutzen die Märkte Gold heute als ein alternatives monetäres Asset. Die Entwicklung eines Währungssystems, das dem seit 1971 begonnenen Bretton Woods II folgt, braucht Zeit. Doch wir müssen beginnen."
Solche Aussagen wären vor nur ein paar Jahren undenkbar gewesen! Seit Mitte der 1970er Jahre hat kaum je ein hochrangiger US-Politiker den Goldstandard in einem positiven Zusammenhang erwähnt. Dies bestätigt den breitangelegten Paradigmenwechsel, durch den wir zurzeit gehen. Leider haben viele Menschen die Aussage des Weltbank-Präsidenten falsch interpretiert und er wurde sofort diskreditiert. Er argumentierte nicht zugunsten einer expliziten Rückkehr zum Goldstandard, aber er lobte seine Stabilität. Hinzu kommt, dass er nur eine Diskussion beginnen und unser Geldsystem kritisch hinterfragen wollte.