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"Gold wird weiter gedeihen"

12.07.2011  |  Lars Schall
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Lars Schall: Was sind Ihre Gedanken in Bezug auf die langjährige Beobachtung, dass der Goldpreis manipuliert wird?

Ronald Stöferle: Ich kann mich im Grunde auf das, was ich in meinem letzten Bericht zu Gold 2010 schrieb, beziehen (vii) Ich sagte, dass es eine dünne Linie zwischen Intervention (in der Regel von der Regierung, mit der Regierung verbundenen Einrichtungen oder allgemeiner von Politikern) und Manipulation (negative Konnotation - wie im Sinne von "Einfluss") gibt. Die (manchmal massiven) Interventionen an den Anleihe- und Währungs- (Devisen-) Märkten sind offizielle und legitimiert.

In meinem Bericht von 2009 habe ich darauf hingewiesen, dass Alan Greenspan in einer Rede im Juli 1998 diesen Zusammenhang angesprochen hat, indem er sagte, dass "die Zentralbanken bereitstehen, Gold in zunehmenden Mengen zu verleihen, sollte der Preis steigen." Der Artikel "Gibsons’s Paradox and the Gold Standard" von Lawrence Summers ist ein weiteres Beispiel. In diesem Artikel erklärt Summers den Zusammenhang zwischen niedrigen Leitzinsen und dem Goldpreis. Paul Volcker, ehemaliger Vorsitzender der Federal Reserve (1979-1983) und derzeit Mitglied des wirtschaftlichen Beraterstabs von Präsident Barack Obama, wies darauf hin, "dass eine gemeinsame Intervention in Goldverkäufen, um einen steilen Anstieg des Goldpreises zu verhindern, jedoch nicht unternommen wurde. Das war ein Fehler. "(viii) Es wäre daher naiv zu glauben, dass dies im Goldmarkt nicht geschieht.


Lars Schall: Achten Sie darauf, was Leute wie GATA in dieser Hinsicht sagen?

Ronald Stöferle: Ich denke, GATA behauptet, dass ungefähr zwischen 12.000 und 15.000 Tonnen verliehen wurden. Ich weiß nicht, ob diese Zahl zutrifft, aber es ist definitiv möglich. Kürzlich gab es eine Bestätigung dafür. Der belgische Zentralbank-Vizegouverneur Francois Masai wurde mit den Worten zitiert, dass etwa 41% von den 216 Tonnen an Gold von der Zentralbank ausgeliehen wurden. (ix) Laut Masai belief sich die Rendite auf die Verleihung des physischen Golds auf lediglich 0,3%. Was für ein imposanter Gewinn!


Lars Schall: James G. Rickards erzählte mir kürzlich in einem Interview, dass die Fed einen "geordneten" Anstieg beim Gold durchführt. (x) Sehen Sie das auch?

Ronald Stöferle: Aus meiner Sicht ist Herr Rickards einer der hellsten Köpfe da draußen. Er weist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte auf, daher denke ich, dass man seine Aussagen ernst nehmen sollte.


Lars Schall: Ist die Verschuldungssituation der Nationen vorteilhaft für Gold?

Ronald Stöferle: Absolut! Da der Großteil der Verschuldung weder abgeschrieben noch abbezahlt, sondern nur übertragen wurde, wartet das Problem der Überschuldung noch darauf, gelöst zu werden. Es hat keine Entschuldung gegeben, nur eine Anpassung der Buchungssätze aus dem privaten hinüber in den öffentlichen Sektor. Die quantitative Lockerung hat die Glaubwürdigkeit der Währungsstabilität verringert, und es wird sehr schwierig sein, hier Abhilfe zu schaffen. In diesem fragilen Umfeld wird Gold weiter gedeihen.

Die Verschuldung der USA beläuft sich derzeit auf 14,3 Billionen US-Dollar. (xi) Die Verschuldung in Bezug auf die wirtschaftliche Leistung liegt bei 93%, das heißt, der höchsten Rate seit Ende der 1940er Jahre. Die neuen Schulden, die allein seit 2008 gemacht wurden, machen einen Anteil von mehr als 40% der gesamten Staatsschulden aus, die in den vergangenen 240 Jahren angehäuft wurden. Einschließlich der Schulden und Ansprüche der Bundesstaaten, Behörden, Pensionsfonds etc. ist die Situation eine dramatische, die ein Bild von stark exzessiver Überschuldung zeichnet. Die Finanzierungslücke beträgt 200 Billionen USD, also 14-fache des BIP. (xii)

Aber lassen Sie uns einen Blick auf die nächsten 10 Jahre werfen. Das Hauhaltsbüro des Kongresses (Congressional Budget Office, CBO) prognostiziert Defizite bis mindestens 2021. (xiii) Das aggregierte Defizit wird in den nächsten zehn Jahren 8.400 Milliarden USD überschreiten. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg werden die US-Schulden das BIP übersteigen und die langfristigen Aussichten sind "entmutigend", so das CBO. Bis 2035 könnte sich die Staatsverschuldung bis zu 185% gegenüber dem erhöhen.

Diese Zahlen klingen desillusionierend, und die CBO-Prognosen basieren tatsächlich auf sehr optimistischen Schätzungen. Das Amt erwartet ein reales Wirtschaftswachstum von +4,4% bis 2014 und von +2,4% danach. Außerdem wird eine kontinuierliche Abnahme der Arbeitslosenquote auf 5%, niedrige Zinsen und eine moderate Erhöhung der Ausgaben vorausgesetzt. Das CBO-Modell erlaubt keine erneute Rezession. Da aus unserer Sicht die Prognosen unrealistisch sind, erwarten wir, dass die Neuverschuldung viel höher als die geschätzten 8.400 Milliarden USD klettern wird.


Lars Schall: Und warum ist das bullish für Gold?

Ronald Stöferle: Da gibt es nur wenige Wege aus der Schuldenfalle gibt: aus den eigenen Schulden wachsen, wie es die USA größtenteils nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht haben, oder alternativ drastische Ausgabenkürzungen und rigide Haushaltskonsolidierung wie Skandinavien in den 1990er Jahren. Massive Steuererhöhungen, die wiederholte Abführung von Seigniorage, die Schaffung von Inflation, die Abwertung der Währung wie 1934 in den USA (Gold Reverse Act), eine kontinuierliche Dosierung von finanzieller Repression in Kombination mit negativen Realzinsen, oder schließlich der nationale Konkurs. Wir erwarten, dass Gold in praktisch alle diese Szenarien profitieren wird.


Lars Schall: Können Sie uns bitte erklären, warum Sie das Verhältnis der Bestände zur Jahresproduktion ("stock-to-flow") als wesentlich ansehen?

Ronald Stöferle: Ja, weil das Stock-to-Flow-Verhältnis Gold von Rohstoffen unterscheidet. Das Gesamtvolumen allen Goldes, das jemals produziert wurde, kommt offiziell auf etwa 170.000 Tonnen. Dies ist der Stock. Die jährliche Produktion war 2010 laut Angaben des World Gold Council 2.586 Tonnen. Dies ist der Flow. Das erste durch das letztere dividierend, erhalten wir das Stock-to-Flow-Verhältnis von 65 Jahren.




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