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"Gold wird weiter gedeihen"

12.07.2011  |  Lars Schall
- Seite 4 -
Lars Schall: Was bedeutet das nun?

Ronald Stöferle: Nun, die globalen Goldreserven wachsen jährlich um 1,5% und damit zu einer sehr viel langsameren Rate als alle anderen Geldmengenaggregate rund um den Globus. Die Wachstumsrate ist vage im Einklang mit dem Bevölkerungswachstum. Das Vertrauen in die aktuelle und zukünftige Kaufkraft des Geldes oder irgendeines Zahlungsmittels hängt nicht nur davon ab, wie viel etzt verfügbar ist, sondern auch davon, wie sich die Menge im Laufe der Zeit ändern wird. Wenn sich die Minenproduktion um 50% erhöhte (was höchst unwahrscheinlich ist), würde sich dies nur in einer jährlichen Steigerung von 3% übersetzen. Diese Tatsache schafft ein Gefühl der Sicherheit, so weit es die Verfügbarkeit betrifft, und verhindert eine natürliche Inflation. Wenn die Produktion für ein Jahr fiele, würde dies auch nur geringe Auswirkungen auf die allgemeine Situation haben.

Würde auf der anderen Seite die Kupfer-Produktion für längere Zeit unterbrochen werden, würden die Lagerbestände nach etwa 30 Tagen erschöpft sein. Zum Beispiel, wenn eine große neue Mine in Betrieb geht und das Angebot sich verdoppelte, wäre dies mit enormen Folgen für den Kupferpreis verbunden, aber mit kaum für Gold. Diese Stabilität und Sicherheit ist eine entscheidende Voraussetzung für die Schaffung von Vertrauen. Und es ist das, was Gold und Silber als Geld-Metalle deutlich von Rohstoffen und anderen Edelmetallen unterscheidet. Rohstoffe werden verbraucht, während Gold gehortet wird. Dies erklärt auch, warum traditionelle Angebot-und-Nachfrage-Modelle nur von begrenztem Nutzen für den Goldmarkt sind.

Deshalb wird Gold als wertvoll erachtet, weil die jährliche Produktion so gering bezogen auf den Bestand ist. Dieses Merkmal wurde im Laufe der Jahrhunderte erworben und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.


Lars Schall: In Ihrem Bericht stellen Sie die offiziellen oberirdischen Allzeit-Goldbestände von 170.000 Tonnen in Frage. Weshalb das?

Ronald Stöferle: Ich sage nicht, dass diese Zahl falsch ist, aber ich hege einigen Zweifel an der angeblichen Höhe von 170.000 Tonnen oberirdische Lagerbestände. Die Zahl basiert auf den Berechnungen eines Artkels von National Geographic von 1998. Seitdem haben fast alle Institute, Zeitschriften und Analysten ihre Modelle und Annahmen auf diese Zahl gegründet. Das Fazit des Artikels war, dass nur 10.000 Tonnen in den ganzen 5850 Jahre vor dem kalifornischen Goldrausches produziert wurden. Das entspricht nur 1,7 Tonnen pro Jahr, was ein großes Fragezeichen zu der Schätzung übrig zu lassen scheint.

Hinzu kommt, dass wir glauben, dass fast 30% der jährlichen Goldproduktion eher im Privat- / Schwarzmarkt landet, statt im offiziellen Markt. Die Volumina des handwerklichen Bergbaus sollte nicht unterschätzt werden, vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien. Deshalb hegen wir Zweifel an den 170.000 Tonnen und denken, dass es sinnvoll ist, die Zahl zumindest in Frage zustellen und die Idee in Erwägung zu ziehen, dass wesentlich mehr Gold im Umlauf sein könnte, als behauptet wird. Auf der anderen Seite würde dies nur die Kraft des Stock-to-Flow-Verhältnisses von Gold bestärken.


Lars Schall: Sie argumentieren auch, dass Gold keine Blase ist. Was sind Ihre Gründe, um dagegen zu argumentieren?

Ronald Stöferle: In den früheren Berichten haben wir die angebliche "Gold-Blase" ausführlich diskutiert...


Lars Schall: Ja.

Ronald Stöferle: ... und unsere Schlussfolgerungen sind seit jeher gewesen, dass der Goldpreis noch immer attraktiv ist. Es scheint, dass alle Marktteilnehmer und Kommentatoren es schwierig finden, zwischen einem Bullenmarkt und einer Blase unterscheiden zu können. Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass Gold definitiv keine Blase ist. Während sich die Geldmenge an der Spitze der letzten Gold-Hausse im Jahr 1980 auf 200 Milliarden USD belief, hat sich die monetäre Basis mittlerweile auf 2.600 Milliarden USD erhöht. Dies entspricht einer Steigerung um den Faktor 13x. Wenn Gold um das gleiche Vielfache stiege, müsste es auf 11.050 USD steigen (850 x 13).

Ein Blick in die Medien der vorangegangenen Hausse diskreditiert auch den Blasen-Mythos. Im Januar 1980 beschrieb Time Magazine eine regelrechte Kaufpanik in physischem Gold. Die Angebotsseite war völlig ausgetrocknet, während die Nachfrage kontinuierlich zunahm. Tausende von Menschen in Europa und den USA standen Stundenlang außerhalb von Münzgeschäften Schlange, nachdem es Gold und Silber oft auf die Titelseite der größten Zeitungen geschafft hatten.

Auf dem Gipfel der Hausse im Jahr 1980 schrieb das deutsche Magazin Der Spiegel, dass es in der Tat kein Bullenmarkt mehr war, sondern eher Hysterie, Panik und ein Fall von Goldrausch. Zeitungen wie Le Monde Diplomatique sprachen über "Gold-Fieber und die Krankheit des Kapitalismus", während die FT es als "ein Mythos, der wieder auferstanden ist", betrachtete. Der Goldrausch profitierte vor allem von einer apokalyptischen Angst vor den Krisen in Iran, Afghanistan, und die davonlaufende Inflation. Beim Vergleich der aktuellen Berichterstattung in den Medien können wir eine klare Demarkationslinie sehen. Obwohl Gold neue Allzeit-Höhen gesetzt hat, war die Berichterstattung in den Medien überwiegend negativ.




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