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USA weiter im Fokus - USD unter Druck!

27.07.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4520 (07.45 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4535 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.80. In der Folge notiert EUR/JPY bei 112.95, während EUR-CHF bei 1.1635 oszilliert.

Frau Lagarde redet Klartext. Das mögen wir. Frau Lagarde (IWF) sagte, dass das Problem um die Anhebung des US-Schuldenlimits schnellstens gelöst werden müsse. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das Verhalten der Republikaner ist für die USA schlicht weg und ergreifend kontraproduktiv. Der Geist der "Grand old Party" scheint zu sehr von ideologischen und messianischen Eifer geprägt. So etwas ist gefährlich, da das Sichtfeld durch diese Ausrichtungen nachhaltig eingeschränkt wird. Ein eingeschränktes Sichtfeld gefährdet jedwede sachlich orientierte Politik.

Die Haltung der Republikaner entspricht nicht dem Anspruch der Politik, Schaden vom eigenen Volk abzuwenden. Ganz im Gegenteil forcieren die aktuellen Handlungsweisen erhebliche Schäden:
  • Das gilt für die Reputation der USA.

  • Das gilt für die Ignoranz hinsichtlich der Verantwortung für die Weltleitwährung und die damit verbundenen Vorteile, aber insbesondere der Verpflichtungen.

  • Kollegen in NY haben sich Gedanken über die potentiellen fiskalischen Kosten gemacht. Laut Berechnungen von JP Morgan (Terry Belton, "Global Head of Fixed Income Strategy") würde eine Herabstufung der US-Bonität durch Ratingagenturen zu einem Anstieg der Renditen der US-Treasuries mittelfristig um 60 - 70 Basispunkte führen. Damit erhöhten sich die Refinanzierungskosten um circa 100 Mrd. USD pro Jahr. Gleichzeitig würde die Wirtschaft belastet.

Frau Lagarde ist zuversichtlich, dass den mutigen Entscheidungen der europäischen Politiker mutige Entscheidungen der US-Politiker folgen werden. Das hoffen und erwarten wir ebenso. Die "Geburt" der mutigen Entscheidungen der Europäer war Nerven aufreibend und vom Zeitverlauf her suboptimal. Die US-Politiker bemühen sich offensichtlich, die Vorgaben der Europäer zu toppen ….

Der JPY ist weiter sehr stark. Gegenüber dem USD wurde das Niveau von 78.00 unterschritten.
  • Mit 230% Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP und Neuverschuldungsraten von mehr als 10% des BIP ohne Reformansätze hat man halt eine starke Währung, oder?

  • Auch eine katastrophale Demographie stört den Finanzfachmann nicht.

  • Unterproportionales Wachstum ist ebenso irrelevant.

  • Eine vollkommen verfehlte Energiepolitik, AKWs auf dem Feuergürtel zu errichten, spielt gleichfalls keine Rolle.

  • Eine Unterversorgung mit Energie als Folge der jüngsten Katastrophe wird von Finanzfachleuten ignoriert.

Nun denn, wenden wir uns der Devisenmarktrealität zu. Der JPY ist fest. Das wird zunehmend zum Problem Japans.

Diese unangemessene Stärke des JPY wird von der japanischen Politik mit größter Sorge begleitet, da das Risiko unter anderem von Produktionsstättenverlagerungen bezüglich der "Terms of Trade" zunimmt. Damit würde die Situation Japans unter konjunkturellen Gesichtspunkten noch problematischer.

Ergo steht das Thema Interventionsrisiko auf der Agenda. Finanzminister Noda betonte, dass man die Devisenmärkte genau beobachten würde. Er gab keinen Kommentar zu möglichen Devisenmarktinterventionen bezüglich der JPY-Stärke ab. Das erscheint auch nicht notwendig. Das Risiko ist real.


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Das französische Verbrauchervertrauen legte unerwartet per Berichtsmonat Juli von zuvor 83 auf 86 Punkte zu. Die Prognose war bei nur 82 Zählern angesiedelt. Damit wurde der höchste Wert seit Dezember 2010 markiert. Das ist durchaus etwas erfrischend!

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Der "S&P Case Shiller Home Price Index" lieferte per Berichtsmonat Mai im 20 Städtevergleich einen Anstieg im Monatsvergleich auf saisonal unbereinigter Basis um 1,0% (Prognose 0,7%). Auf bereinigter Basis ergab sich ein unverändertes Ergebnis gegenüber dem Vormonat. Im Jahresvergleich stellte sich den Erwartungen entsprechend ein Rückgang um -4,5% ein. Seit dem Höhepunkt des Immobilienbooms kam es zu einem Rückgang um -32,3%.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" wurde seinem Ruf der Unberechenbarkeit gerecht. Per Juli legte das Vertrauen unerwartet von zuvor 58,5 auf 59,5 Punkte zu. die Prognose war bei 56,0 Zählern angesiedelt. Wir sind erfreut und fragen uns gleichzeitig, warum es gestiegen sein soll, ohne eine Sinn stiftende Antwort bieten zu können.

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Der Absatz neuer Wohnimmobilien per Juni enttäuschte. Es kam auf annualisierter Basis zu einem Rückgang von zuvor 319.000 auf 312.000 Objekte. Die Prognose lag bei 320.000. Der Blick auf den langfristigen Chart unterstreicht, dass diese Schwankungen für akademische Debatten geeignet sein können. Pragmatiker stellen einfach nur fest, dass ein Ende der prekären Situation offensichtlich nicht auf der Agenda steht.

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Der "Composite Index" des "Richmond Fed Manufacturing Survey" sank von zuvor +3,4 auf -1,0 Punkte. Ein Niveau unterhalb der Nulllinie impliziert Kontraktion. Der Blick auf die Einzelindikatoren fällt auch nicht erfrischend aus. Der Auftragsindex verlor von 5 auf 0 Zähler. Der Beschäftigungsindex sank von 14,1 auf 4,0 Punkte.

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Der Blick auf die US-Wirtschaft lieferte gestern mehr Schatten als Licht. Wir haben mehrfach darauf verwiesen, dass die Fehlsteuerung der US-Wirtschaft wesentlich verantwortlich ist. Diese Fehlsteuerung ist bewusst herbeigeführt worden. Sie ist auch bewusst zu korrigieren. Das wäre doch mal eine Aufgabe für Republikaner, anstelle den Frank Dodd Akt mit Vehemenz aufzuweichen und damit das verfehlte Geschäftsmodell der USA weiter zu forcieren.

Es ist uns eine große Freude, Sie auf die gestrige Ausgabe des Weserkuriers zu verweisen. Auf Seite 13 finden Sie ein Interview mit dem Chef der chinesischen Ratingagentur Dagong unter dem Titel "Dafür gibt es nur ein Wort: Katastrophe". Bei dem Artikel handelt es sich um einen "Eye opener".

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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