Edelmetalle Aktuell
28.07.2011 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Der Goldpreis war bisher den gesamten Juli über von einer langen Reihe immer neuer Rekorde geprägt. Zuletzt stieg die Notierung dabei an diesem Mittwoch auf ein Allzeithoch von 1.628,10 $ je Unze an.
Ihren Ursprung hat die andauernde Hausse in den schon hinreichend bekannten Gründen, zu denen zu allererst die Schuldenkrise in den USA gehört. Diese wird aktuell ja noch zusätzlich durch den Streit zwischen Präsident und Parlament um die Anhebung der Schuldenobergrenze verschärft. Zu den, den Goldpreis treibenden Faktoren gehört ferner natürlich die Finanzkrise in Südeuropa, von der viele Kommentatoren und Anleger glauben, dass sie durch die Beschlüsse des Krisengipfels in Brüssel in der vergangenen Woche zwar vorläufig entschärft wurde, dass die Vereinbarungen im Grunde aber keine nachhaltige Lösung für den eigentlichen Kern des Problems darstellen.
Nicht zuletzt - und in Europa aufgrund eigener Probleme gar nicht so sehr auf dem Radarschirm - ist das Thema Inflation in China einer der Preistreiber für das Gold. Aus dem Reich der Mitte wurde Anfang des Monats für Juni ein unerwartet starker Anstieg der Inflation um 6,4 Prozent auf ein neues Drei-Jahres-Hoch berichtet. Und der Inflationsdruck bleibt unverändert stark: Der Erzeugerpreisindex stieg letzten Monat um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat - damit dürfte der Anstieg der Verbraucherpreise auch in den nächsten Monaten weiter anhalten. Politisch besonders problematisch ist dabei die Hausse bei den Lebensmittelpreisen, die im Juni sogar um 14,4 Prozent angestiegen waren. Die Zentralbank Chinas befindet sich damit in einer Zwickmühle: Einerseits müsste sie die Inflation bekämpfen, auf der anderen Seite kann sie die Zinsen auch nicht zu weit anheben, denn das Wachstum der Industrie schwächt sich schon jetzt langsam ab. Nach Berechnungen von Analysten hat die Wachstumsrate nach 9,7 Prozent im ersten Quartal in den letzten drei Monaten nur noch knapp über der 9 Prozent-Marke gelegen.
Die genannten Faktoren führen dazu, dass Gold bei Anlegern in den allen drei Weltregionen gleichermaßen beliebt ist und das trotz des schon hohen Preisniveaus. Dabei profitieren die Anleger außerhalb der Dollar-Zone wenigstens noch von der Stärke ihrer eigenen Währungen, so dass sie zwar auch einen Anstieg des Kaufpreises zu verzeichnen haben, dieser aber prozentual etwas weniger stark ausfällt.
Euro-Entwicklung hin oder her, deutsche Anleger scheint das aktuelle Preisniveau derzeit ohnehin nicht zu schrecken. Wie schon in den Krisenzeiten 2008/2009 und im Frühjahr 2010 haben wir im Moment wieder eine Situation, in der die gute private Nachfrage für Lieferzeiten bei Goldbarren sorgt. Die Hersteller von Barren und Münzen arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, den Berg von Vorbestellungen abzuarbeiten und bis jetzt scheint die Lage trotz der erwähnten kurzen Lieferfristen auch unter Kontrolle. Gefragt sind aktuell übrigens vor allem größere Barren, dies fängt bei dem 1-Unzen-Stück an und geht bis hin zu den 1-Kilo-Barren. Die kleineren Barren sind dagegen weniger populär und derzeit alle sofort verfügbar. Das unterscheidet dann auch die momentane Situation auf dem Goldmarkt von den beiden oben genannten Perioden, in denen Gold zeitweise in jeder Größe und Form ausverkauft war. Es ist an dieser Stelle wieder einmal wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Lieferfristen NICHT eine Folge von allgemeiner Goldknappheit sind. Der Rohstoff ist vielmehr in ausreichender Menge verfügbar. Der Flaschenhals sind vielmehr die Produktionskapazitäten für die Anlagebarren und Münzen.
Gold ist aber nicht nur in direkt physischer Form gefragt: Auch die Anleger in den wichtigsten ETFs haben das Gold nach einer Verschnaufpause im 1. Halbjahr wiederentdeckt und alleine in den letzten drei Wochen knapp zwei Mio. Unzen (über 60 Tonnen) gekauft. Die in diesen Produkten gebundene Goldmenge liegt damit wie der Goldpreis auch auf einem neuen Allzeithoch.
Bisher war viel von Anlegern die Rede und diese sind es am Ende ja auch, welche den Goldpreis maßgeblich bewegen ... Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass sich auch der industrielle Absatz - nach unseren Beobachtungen insbesondere im Bereich der Elektronikindustrie - derzeit sehr positiv entwickelt, wenn natürlich auch auf einem relativ niedrigen absoluten Niveau.
Von Seiten der Goldproduzenten gab es in letzter Zeit ebenfalls ein Lebenszeichen, auch dieses nicht wirklich negativ für den Goldpreis: In Südafrika ist mal wieder Zeit für Lohnverhandlungen in der Minenindustrie und die Gewerkschaft NUM hat diesen Dienstag nach dem Scheitern der jüngsten Gespräche mit den Arbeitgebern eine Streikwarnung ausgegeben. Diese muss 48 Stunden vor dem Beginn eines Arbeitskampfes erfolgen. Sollte es also keine Einigung in letzter Minute geben, wird in den Goldminen am Kap in Kürze die Arbeit niedergelegt.
Wie geht es mit dem Gold in den nächsten Wochen nun weiter? Der jüngste Griechenland-Kompromiss hat zu einer Entspannung schon einmal nicht beigetragen; was die Schuldenkrise in den USA angeht, dürfte es aus unserer Sicht in letzter Sekunde eine Einigung zwischen Präsident und Kongress geben. Dem Gold könnte dies einen vorübergehenden Dämpfer einbringen, bevor die Märkte dann wieder zur Tagesordnung übergehen. Und auf der steht dann ein weiter positives Umfeld für das gelbe Metall.
- Gold
Der Goldpreis war bisher den gesamten Juli über von einer langen Reihe immer neuer Rekorde geprägt. Zuletzt stieg die Notierung dabei an diesem Mittwoch auf ein Allzeithoch von 1.628,10 $ je Unze an.
Ihren Ursprung hat die andauernde Hausse in den schon hinreichend bekannten Gründen, zu denen zu allererst die Schuldenkrise in den USA gehört. Diese wird aktuell ja noch zusätzlich durch den Streit zwischen Präsident und Parlament um die Anhebung der Schuldenobergrenze verschärft. Zu den, den Goldpreis treibenden Faktoren gehört ferner natürlich die Finanzkrise in Südeuropa, von der viele Kommentatoren und Anleger glauben, dass sie durch die Beschlüsse des Krisengipfels in Brüssel in der vergangenen Woche zwar vorläufig entschärft wurde, dass die Vereinbarungen im Grunde aber keine nachhaltige Lösung für den eigentlichen Kern des Problems darstellen.
Nicht zuletzt - und in Europa aufgrund eigener Probleme gar nicht so sehr auf dem Radarschirm - ist das Thema Inflation in China einer der Preistreiber für das Gold. Aus dem Reich der Mitte wurde Anfang des Monats für Juni ein unerwartet starker Anstieg der Inflation um 6,4 Prozent auf ein neues Drei-Jahres-Hoch berichtet. Und der Inflationsdruck bleibt unverändert stark: Der Erzeugerpreisindex stieg letzten Monat um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat - damit dürfte der Anstieg der Verbraucherpreise auch in den nächsten Monaten weiter anhalten. Politisch besonders problematisch ist dabei die Hausse bei den Lebensmittelpreisen, die im Juni sogar um 14,4 Prozent angestiegen waren. Die Zentralbank Chinas befindet sich damit in einer Zwickmühle: Einerseits müsste sie die Inflation bekämpfen, auf der anderen Seite kann sie die Zinsen auch nicht zu weit anheben, denn das Wachstum der Industrie schwächt sich schon jetzt langsam ab. Nach Berechnungen von Analysten hat die Wachstumsrate nach 9,7 Prozent im ersten Quartal in den letzten drei Monaten nur noch knapp über der 9 Prozent-Marke gelegen.
Die genannten Faktoren führen dazu, dass Gold bei Anlegern in den allen drei Weltregionen gleichermaßen beliebt ist und das trotz des schon hohen Preisniveaus. Dabei profitieren die Anleger außerhalb der Dollar-Zone wenigstens noch von der Stärke ihrer eigenen Währungen, so dass sie zwar auch einen Anstieg des Kaufpreises zu verzeichnen haben, dieser aber prozentual etwas weniger stark ausfällt.
Euro-Entwicklung hin oder her, deutsche Anleger scheint das aktuelle Preisniveau derzeit ohnehin nicht zu schrecken. Wie schon in den Krisenzeiten 2008/2009 und im Frühjahr 2010 haben wir im Moment wieder eine Situation, in der die gute private Nachfrage für Lieferzeiten bei Goldbarren sorgt. Die Hersteller von Barren und Münzen arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, den Berg von Vorbestellungen abzuarbeiten und bis jetzt scheint die Lage trotz der erwähnten kurzen Lieferfristen auch unter Kontrolle. Gefragt sind aktuell übrigens vor allem größere Barren, dies fängt bei dem 1-Unzen-Stück an und geht bis hin zu den 1-Kilo-Barren. Die kleineren Barren sind dagegen weniger populär und derzeit alle sofort verfügbar. Das unterscheidet dann auch die momentane Situation auf dem Goldmarkt von den beiden oben genannten Perioden, in denen Gold zeitweise in jeder Größe und Form ausverkauft war. Es ist an dieser Stelle wieder einmal wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Lieferfristen NICHT eine Folge von allgemeiner Goldknappheit sind. Der Rohstoff ist vielmehr in ausreichender Menge verfügbar. Der Flaschenhals sind vielmehr die Produktionskapazitäten für die Anlagebarren und Münzen.
Gold ist aber nicht nur in direkt physischer Form gefragt: Auch die Anleger in den wichtigsten ETFs haben das Gold nach einer Verschnaufpause im 1. Halbjahr wiederentdeckt und alleine in den letzten drei Wochen knapp zwei Mio. Unzen (über 60 Tonnen) gekauft. Die in diesen Produkten gebundene Goldmenge liegt damit wie der Goldpreis auch auf einem neuen Allzeithoch.
Bisher war viel von Anlegern die Rede und diese sind es am Ende ja auch, welche den Goldpreis maßgeblich bewegen ... Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass sich auch der industrielle Absatz - nach unseren Beobachtungen insbesondere im Bereich der Elektronikindustrie - derzeit sehr positiv entwickelt, wenn natürlich auch auf einem relativ niedrigen absoluten Niveau.
Von Seiten der Goldproduzenten gab es in letzter Zeit ebenfalls ein Lebenszeichen, auch dieses nicht wirklich negativ für den Goldpreis: In Südafrika ist mal wieder Zeit für Lohnverhandlungen in der Minenindustrie und die Gewerkschaft NUM hat diesen Dienstag nach dem Scheitern der jüngsten Gespräche mit den Arbeitgebern eine Streikwarnung ausgegeben. Diese muss 48 Stunden vor dem Beginn eines Arbeitskampfes erfolgen. Sollte es also keine Einigung in letzter Minute geben, wird in den Goldminen am Kap in Kürze die Arbeit niedergelegt.
Wie geht es mit dem Gold in den nächsten Wochen nun weiter? Der jüngste Griechenland-Kompromiss hat zu einer Entspannung schon einmal nicht beigetragen; was die Schuldenkrise in den USA angeht, dürfte es aus unserer Sicht in letzter Sekunde eine Einigung zwischen Präsident und Kongress geben. Dem Gold könnte dies einen vorübergehenden Dämpfer einbringen, bevor die Märkte dann wieder zur Tagesordnung übergehen. Und auf der steht dann ein weiter positives Umfeld für das gelbe Metall.