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Woche der Marktmanipulationen - SNB erwägt fixen Wechselkurs

12.08.2011  |  Markus Blaschzok
Diese Woche wurde durch die Auswirkungen vergangener planwirtschaftlicher Einflussnahmen auf den Markt gekennzeichnet, die sich in neuen Tiefs an den internationalen Aktienmärkten zeigten, sowie durch neue sozialistische Eingriffe, die weitere Krisen verursachen werden. Nachdem zum Ende der vergangenen Woche die Bonität der USA durch die Ratingagentur S&P herabgestuft wurde, verkündete noch am Sonntag die Europäische Zentralbank (EZB), dass diese das Anleihenkaufprogramm ausweiten und ab sofort auch spanische und italienische Anleihen monetisieren wird. Die 10-jährigen Renditen der Staatsanleihen beider Länder gaben darauf in dieser Woche um über ein Prozent auf etwas über 5 Prozent nach, was den beiden großen Volkswirtschaften noch etwas Luft verschaffen wird.

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Händler berichten von bis zu 10 Mrd. Euro gekaufter Wertpapiere durch die EZB in dieser Woche. Die Kosten dieser Marktmanipulation trägt der Steuerzahler der Niedrigzinsländer, der die höheren Refinanzierungskosten zu tragen hat, sowie über die künftigen Ausfälle der bei der EZB hinterlegten Schuldpapiere. Die EZB unterstrich nochmals, dass der (Banken-) Rettungsfonds EFSF sobald als möglich durch die Staaten in die Lage versetzt werden solle, Anleihen am Sekundärmarkt aufzukaufen.

Da diese Anleihenkäufe Gift für die Kaufkraft einer Währung sind, schoss der Goldpreis in dieser Woche auf ein neues nominales Allzeithoch von 1.814 US-Dollar (1.283 EUR). Der schwache Euro veranlasste gestern die nächste Notenbank dazu, wieder planerisch tätig zu werden. So äußerte der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank, dass man eine Kopplung des Franken an den Euro in Erwägung ziehe, wenn die Wechselkurse weiterhin so stark auseinanderdriften würden. Dies wolle man zwar vorerst nicht umsetzen, doch soll der Franken weiterhin durch eine Erhöhung der Liquidität verwässert werden, um die heimische Exportindustrie zu schützen. Der Euro verlor zum Schweizer Franken binnen der letzten sechs Wochen im Top um 19 Prozent an Wert und erreichte am Dienstag kurzzeitig die Parität zum Euro.

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Eine technische Gegenreaktion an dieser psychologisch wichtigen Marke wurde durch die Bekundung der SNB noch verstärkt, sodass der Franken in den letzen beiden Tagen wieder auf 1,10 EUR/CHF verlor. Grundsätzlich ist eine ständige und moderate Aufwertung einer Währung gegenüber Schwachwährungen gut für ein Land. Zum Problem wird dies nur, wenn sich die Wechselkurse zu schnell, zu stark verändern.

In diesem Fall bleibt der heimischen Wirtschaft keine Zeit zur Innovation und Steigerung der Produktivität. Eine ständige Abwertung der eigenen Währung oder gar eine feste Bindung auf Kosten der Steuerzahler ist jedoch keine Lösung, da die Abwertung des Euros und des US-Dollars in immer schnelleren Schritten vor sich gehen wird. Da heute der Großteil Europas den Euro als Währung führt, fällt auf lange Sicht ein großer Teil der Exporterlöse für die Schweiz weg, da die Regierungen der Euroländer die Vermögen derer Bürger längst konsumiert haben. Die Euroländer kommen daher immer weniger als Nachfrager der Schweizer Produkte infrage. Dies gilt zumindest so lange, bis die Lohn-Preis-Spirale in den Euroländern die Kaufkraft der Bürger wieder etwas stabilisieren wird.

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Der Fakt, dass eine Anlage in Schweizer Franken besser als eine Anlage in Gold gewesen wäre, hätte man im Juni letzten Jahres in Franken getauscht, zeigt eindrucksvoll, dass in diesem Zeitraum nicht nur eine nominale, sondern auch eine reale Aufwertung des Frankens, aufgrund der hohen Nachfrage als Fluchtwährung, stattfand.

Eine weitere Marktmanipulation wurde heute durch die Börsenaufsichten vier europäischer Länder durchgeführt. Frankreich, Italien, Spanien und Belgien verboten den Leerverkauf auf 29 Banken und Versicherer für den Zeitraum der nächsten 15 Tage. Während ungedeckte Leerverkäufe einen Betrug darstellen und deren Verbot richtig und notwendig ist, ist es das Verbot von gedeckten Leerverkäufen nicht. Hier geht man zu weit und verhindert so eine Bereinigung der Fehlallokationen auf natürlichem Wege. Letztlich wird ein Verbot von Leerverkäufen in nur vier Ländern wenig Wirkung zeigen, doch bleibt das Signal und ein bitterer wirtschaftsplanerischer Nachgeschmack.


Weitere Entwicklungen
  • Die Ratingagentur Fitsch stuft die Bonität Zyperns um zwei Stufen auf BBB herab. Begründet wurde dieser Schritt mit den aktuellen und kommenden Haushaltsproblemen der Regierung, da das Haushaltsdefizit von 4 auf 7 Prozent seit Juni anstieg. Die Regierung erhöhte unterdessen die Steuern und Abgaben, was Gift für die kleine Volkswirtschaft ist.

  • Die offizielle Preissteigerung in China stieg im Juli stark um 6,5 Prozent an und damit auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Nahrungsmittelpreise um 14,8 Prozent an. Schweinefleisch stieg zum Vorjahr sogar um 57 Prozent. Die erwartete Preissteigerungsrate für Juli in der Bundesrepublik mit 2,4 Prozent wurde vom Statistischen Bundesamt wie erwartet bestätigt.


Technische Analyse

Palladium - der Gewinner der Woche


Der Goldpreis konnte im Umfeld der schlechten Rahmenbedingungen ein weiteres Stück seiner monetären Stellung zurückerobern und auf ein neues nominales Allzeithoch von über 1.800 USD/Unze ansteigen. Gold ist kurzfristig stark überkauft, doch dürfte ihm seine Eigenschaft als sicherer Hafen sukzessive weitere Käufergruppen erschließen. Ein Rücksetzer ist grundsätzlich bei einem weiteren Einbruch des Aktienmarktes, bei gleichzeitigem Auftreten eines deflationären Umfelds, möglich. Doch solange dies nicht eintrifft und gleichzeitig der kurzfristige Aufwärtstrend nicht gebrochen wird, sollte man an seinen Beständen, auch kurzfristig, festhalten. Unterstützung findet der Preis derzeit bei 1.650 USD (1.200 EUR).

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Platin startete wie Gold, entgegen Palladium und Silber, in der vergangenen Woche eine Rallye. Der Preis stieg von 1.680 US-Dollar auf über 1.800 US-Dollar für die Feinunze an. Dieser Anstieg verblüfft doch sehr, da die COT-Daten negativ für das weiße Metall sind und die schlechten Konjunkturaussichten ebenso auf das primär industriell genutzte Edelmetall drücken sollten. Wir sehen wenig fundamental begründete Kursfantasie. Die Risiken überwiegen eindeutig die Chancen. Sollte die Widerstandslinie bei 1.790 USD/Unze, die der Preis im Augenblick testet, nach oben hin gebrochen werden, wäre dies charttechnisch bullisch zu sehen. Doch glauben wir aufgrund des Umfelds nicht an einen weiteren dauerhaften Anstieg in den kommenden Wochen. Platin und Palladium sind sehr konjunktursensitiv und aufgrund des engen Marktes für einen stärkeren Einbruch geeignet. Unterstützung findet der Preis bei 1.660 USD.

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Nach der Herabstufung der USA fiel der amerikanische Aktienmarkt auf ein neues Tief bei 1.100 Punkte. Die Stabilisierung auf diesem Niveau wurde von der US-Notenbank gestützt, die jetzt weitere zwei Jahre an der Nullzinspolitik festhalten will. Dies entspricht exakt unserer Prognose seit Anbeginn dieser Zinspolitik. Auch die Verzögerung eines weiteren "QE" Programmns enstpricht den Erwartungen und dürfte in den kommenden Wochen weiterhin für Druck auf die Märkte sorgen. Die Gefahr einer neuen Bankenkrise, wie im Jahr 2008, schwebt allgegenwärtig über den Börsen, solange keine neue Liquidität durch die Notenbanken in die Märkte gepumpt wird.

Die fundamentalen Rahmendaten sind weiterhin denkbar schlecht, doch wirkt die Inflation und die Flucht aus den Staatsanleihen hinein in Aktien kurssteigernd. Der Markt könnte sich kurzfristig noch etwas erholen, doch dürfte nach der kurzen Erholung eine weitere Verkaufswelle bevorstehen. Die fundamentalen Probleme haben sich seit 2008 nur vergrößert und stehen jetzt wieder vor der Bereinigung. Man sollte den S&P verkaufen, wenn die Unterstützung bei 1.100 Punkten signifikant gebrochen wird. Der nächsten Widerstände liegen bei 1.170 und 1.220 Punkte.

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Commitment of Traders

Auch in dieser Woche bauten die Spekulanten ihre Long-Positionen wiederholt bei allen Edelmetallen aus. Im Vergleich zur Vorwoche, konnte jedoch nur noch Gold hinzugewinnen und die anderen Edelmetalle zeigten mit leichten Abschlägen etwas Schwäche. Aufgrund der hohen Positionierung ist dies besonders für die Preise von Platin und Palladium ein Warnsignal. Der Ölpreis kam mit einem weiteren Positionsabbau wieder unter Druck und fiel im Betrachtungszeitraum um 6 Prozent. Auch hier zeigen die Daten, dass der Ölpreis jederzeit stärker unter Druck kommen kann, wenn die schlechten wirtschaftlichen Aussichten am Markt sukzessive verarbeitet werden.

Die Daten zeigen, dass der EUR zum USD weiterhin nicht unbedingt schwächer werden muss, da die kurzfristig agierenden Anleger hier neutral eingestellt sind. Beide Währungen fallen derzeit mit gleicher Geschwindigkeit gegenüber der Weltwährung Gold.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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