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Soros auf Ihnen bekannten Wegen ...

12.08.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4190 (07.45 Uhr), nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4104 im europäischen Markt markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.95, während EUR-CHF bei 1.0750 oszilliert.

Nachdem die von uns in diesem Format vertretene Meinung im Rahmen der Defizitkrise der Eurozone in Deutschland unpopulär war und in den Medien nur unterproportional Resonanz hervorrief, ergeben sich mittlerweile neue Tendenzen. Das gilt für Herrn Münchau, der einem Eurobond in der FTD das Wort redet. Es gilt aber auch für prominentere Teilnehmer des Finanzmarkts.

Der US-Großinvestor George Soros attackiert Kanzlerin Merkel in der aktuellen Ausgabe des Handelsblatts. Deutschland sei schuld an der Eskalation der Eurokrise. Soros bemängelte Merkels Politik der kleinen Schritte. Es war das deutsche Zögern, dass die Griechenlandkrise verstärkte und zu der Ansteckung führte, die heute eine Existenzkrise für die Eurozone sei. Soros fordert für die Eurozone einen Eurobond als Antwort auf die Herausforderungen.

Das lassen wir unkommentiert stehen und fragen uns, was sich die Protagonisten meiner Branche, die verschärfend und zu Teilen unsachlich und vor allen Dingen isoliert und einseitig argumentierten, im Rahmen des Begriffs Verantwortung für Gedanken machen.

War das absolut überschaubare Problem Griechenlands diese Entwicklung wirklich wert? Warum musste Irland, das einzige Land der Eurozone mit einer Liquiditätsreserve und zwar in Höhe von 25% des BIP, als Konsequenz unter den Schutzschirm? Die Fragen ließen sich fortsetzen …

Fakt ist, dass eine globale Welt für alle Teilnehmer ein anderes Verantwortungspotential mit sich bringt, als in der reinen Nationalökonomie gelehrt wird. Isolierte und nationalistische Betrachtungen, die ordnungspolitisch nicht anfechtbar sind, sind dann doch schlussendlich mit extremen Risiken sowohl für die eigene nationale Ökonomie als auch das Finanzsystem und die globale Wirtschaft behaftet und vor allen Dingen aller Voraussicht nach nicht Ziel führend.

Kanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy werden sich bezüglich der Probleme der Eurozone am Dienstag treffen. Ja, ein wenig Zeit sollte man sich bei virulenten Problemen nehmen.

Laut dem französischem Finanzminister können Investoren mit starkem deutsch-französischen Vorschlägen am Ende des Sommers rechnen. Das ist notwendig. Wir begrüßen das sehr. Wir empfehlen den Baukasten des Minimalismus nicht in das Reisegepäck zu inkludieren Investoren sollten keinen Zweifel daran haben, dass Deutschland und Frankreich Steuerung in der Eurozone angehen können. Bei Frankreich mache ich mir auch keine Sorgen …

Für Finanztitel gelten in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien ab dem heutigen Freitag Leerverkaufsverbote. Ein EU-weites Leerverkaufsverbot sei unwahrscheinlich. Das ist ein probates Mittel bei übertriebener Spielfreude.

Laut der europäischen Finanzmarktaufsicht ESMA seien Leerverkäufe für sich genommen eine zulässige Handelsstrategie. In Verbindung mit der Verbreitung von Marktgerüchten handele es sich um einen klaren Regelverstoß. Genau so ist es. Deswegen haben wir uns hier gestern der Thematik der Gerüchte in nachhaltiger Form angenommen. Wir freuen uns über das zügige Reaktionsmuster. Es ist an der Zeit, zu erkennen und zu durchschauen, welche „Spiele“ gespielt werden. Danke!

Laut Vizepräsident Jordan der Schweizer Nationalbank sei eine vorübergehende Koppelung des CHF an den Euro denkbar. Das hat Furore gemacht. Der CHF kam unter deutlichen Druck.

Mit einer solchen Maßnahme entzöge man der freudigen Spekulation mit maßgeblich angelsächsischem und US-Hintergrund, die bezüglich Fundamentaldaten ein hohes Maß an Ignoranz aufweist und damit den Anspruch der Markteffizienz umfänglich konterkariert, einen Spielplatz. Mehr noch könnte das in der P&L ein schmerzhaftes Erwachen für diese "Player" werden. Die Politik bestimmt den ordnungspolitischen Rahmen und der kann eben verändert werden. Hybris der "Player" bedarf der Sanktion.

Die Empfehlung an die SNB lautet: Reden ist Silber, handeln ist Gold!

US-Präsident Obama kündigte für die kommenden Wochen neue Vorschläge an, die das Ziel verfolgen, neue Jobs zu schaffen. Das klingt erst einmal gut und ist fraglos ehrenhaft.

Ausgabenkürzungen im laufenden Jahr würden aber die fragile Wirtschaft beschädigen. Das klingt dann so, wie wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Die USA sind gefordert, erst einmal eine sachliche Analyse der Schwächen des Geschäftsmodells auf die Beine zu stellen. Wir leisten gerne Hilfestellung.
  • Von der "Asset-driven Economy" muss der Weg zurück zur "Income driven Economy" gehen.

  • Der Anteil des produzierenden Sektors ist von derzeit circa 9% des BIP auf circa 14% (Durchschnitt der Industrienationen) aufzustocken, dafür bedarf es aktiver Strukturpolitik.

  • Das Militärbudget ist mit der finanz-ökonomischen Potenz der USA in Einklang zu bringen.

  • Die aktuelle Steuertoleranz gegenüber den Finanzeliten bedarf einer Revision.

  • ...

Gestern setzten die US-Arbeitslosenerstanträge per 6. August 2011 einen leicht positiven Akzent. Es kam in der erichtswoche zu einem Rückgang von zuvor 402.000 (revidiert von 400.000) auf 395.000. Die Prognose lag bei 400.000. Der Blick auf den Chart impliziert eine leicht positive Tendenz in den vergangenen Wochen.

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Den Kontrapunkt lieferte die US-Handelsbilanz per Berichtsmonat Juni. Das Defizit stellte sich auf -53,1 Mrd. USD nach zuvor -50,8 Mrd. USD. Die Prognose war bei -48,0 Mrd. USD angesiedelt. Damit ergab sich das höchste Defizit seit Oktober 2008.

Hier bedarf es eines genaueren Blicks. Die Exporte sanken im Vergleich zum Vormonat von 175,0 auf 170,9 Mrd. USD, während Importe von 225,8 auf 113,9 Mrd. USD sanken. Die rückläufigen Entwicklungen sind Ausdruck einer globalen Konjunkturabkühlung, die die USA bezüglich ihres Angebotsmixes und der dahinter stehenden Qualität härter als andere Länder trifft.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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