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IFO und Auftragseingang Eurozone schwach - US-Durables mit Topwert ...

25.08.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.40 Uhr) bei 1.4405, nachdem gestern im europäischen Geschäft Höchstkurse bei 1.4481 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.00, während EUR-CHF bei 1.1460 oszilliert.

Es ist erstaunlich, wozu Deutschland in der Lage ist. Erst meldet sich Frau von der Leyen unaufgefordert mit finnischen Forderungskatalogen für Deutschland. Dann hören wir den korrekten Ordnungspolitiker Bosbach. Von diesem Herrn habe ich bei den Maßnahmen 2008 kein ordnungspolitisch kritisches Wort vernommen. Gut, der deutsche Beitrag zur globalen fiskalischen Stimulierung fiel auch sehr bescheiden aus. Wir haben uns mit unserem Exportmodell auf die Hilfe Dritter verlassen und sie in historisch einmaliger Art und Weise bekommen. Im "Nehmen" sind wir halt recht gut! Ein Aspekt, den viele in der jetzigen Debatte unsachlich ausblenden. Mehr noch hat Bosbach auch bei den deutschen Maastricht-Verletzungen nach meinem Kenntnisstand keine Strafen für Deutschland in sakrosankter Form gefordert. "Food for thought!"

Gestern meldete sich unser Bundespräsident zu Wort und agiert in einer Art und Weise, die einer Stabilisierung der Lage in der Eurozone entgegenwirkt. Wir bedanken uns für dieses Bemühen um Europa.

Wir bedanken uns bei den genannten Beteiligten nebst anderen "Eliten" dieses Landes vor allen Dingen dafür, dass sie allesamt den Reformprozess in den europäischen Reformländern damit untergraben. Je mehr Geschrei aus Deutschland kommt, desto weniger Kapital wird in die Reformländer fließen. Kapital, das diese Länder dank stringenter Reformen sachlich verdienen.

Anders ausgedrückt schießen wir uns sehenden Auges unser Geschäftsmodell unter dem Hintern weg. Das ist mal eine kognitive Meisterleistung. Da muss ein freundliches „Chapeau“ folgen! Die Nichtberücksichtigung der Reformen und die Ignoranz gegenüber den bisher erzielten Erfolgen zeichnet große Teile der deutschen "Elite" aus. Dabei ist und bleibt Europa integralster Teil der deutschen Absatzerfolge. Knapp 70% der deutschen Exporte des Mittelstands gehen in die Eurozone (Daten KfW). "Food for thought!"

Der deutsche IFO-Index sank stärker als vom Markt erwartet. Per August ergab sich ein Rückgang von zuvor 112,9 auf 108,7 Punkte. Die Prognose lag bei 111,0 Zählern. Die Bewertung der aktuellen Lage verzeichnete einen Rückgang von 121,4 auf 118,1 Punkte. Hier war die Prognose bei 120,0 angesiedelt.

Die Realwirtschaft verliert in Deutschland an Traktion. In den letzten Monaten haben wir darauf verwiesen, dass systemische Risiken insbesondere aus der Eurozone, den Aufschwung und damit die deutsche Wirtschaft als auch das deutsche Jobwunder und die den fiskalischen Erfolg gefährden können, wenn politisch nicht sensibel reagiert wird. Die Turbulenzen an dem Aktienmarkt und die aktuellen Dynamikverluste in der Konjunktur sind "writing on the wall".

Wer in Europa weiter mit der Integrität spielt und nationale Interessen in den Fokus stellt, wer damit die stabilste Region der Industrienationen in der Frage der Neuverschuldung und gleichzeitig der Reformfreudigkeit verachtet, zeichnet verantwortlich für eine weitere Zuspitzung der Lage, die Folgen für das Weltfinanzsystem und die Weltkonjunktur haben. Wir reden von Szenarien nach der Machart 1929/32. Wir weisen darauf hin, dass damit nicht nur ökonomische Konsequenzen, sondern auch politische Folgen und ein humanistisches Desaster auf globaler Ebene verbunden waren.

War das Thema Griechenland und die daraus resultierende Infizierung das wirklich wert?

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Der Auftragseingang der Eurozone enttäuschte mit einem unerwarteten Rückgang im Monatsvergleich um -0,7%. Die Prognose lag bei +0,5%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 11,1% nach zuvor 13,8% ein.

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Der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter setzte positive Akzente. Per Juli ergab sich ein Anstieg um 4,0% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 2,0%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -1,9% auf -1,3%% revidiert.

Wir freuen uns, dass der Hort USA, der für die Rezessionsdebatte Katalysator war und ist, auch einmal positiv überraschen kann. Eine Schwalbe macht aber keinen Sommer. Der entscheidende Punkt bei der weiteren globalen Konjunkturentwicklung ist und bleibt die Frage, wie verantwortungsvoll und wie respektvoll wir in Europa mit uns umgehen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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