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Gold mit zweitem Standbein

15.05.2013  |  Markus Blaschzok
Auf der einen Seite bläst die Bildzeitung zum Einstieg in den Aktienmarkt, damit auch der Letzte erfährt, welcher Markt jetzt heiß ist. Auf der anderen Seite warnt Marc Faber vor einem "massiven Einbruch" und stellt dabei Vergleiche mit 1987 oder der NASDAQ im Jahr 2000 an. Entweder entfernen sich die Aktienmärkte in einem irrationalen Überschwang von ihrer fairen Bewertung oder die Inflation treibt die Preise der Equities in einer Frühphase des Crack-Up-Booms nach oben. Wenn Letzteres zutrifft, dann sollte Gold jedoch auch nicht fallen und der US-Dollar zu den Edelmetallen nicht die niedrigste Deckung seit den 70er Jahren aufweisen. Wie so etwas aussehen wird, kann man aktuell in Argentinien sehen, wo die hohe inoffizielle Inflation des Pesos 50% beträgt. Als Inflationshedge, zum Schutz vor der Entwertung des Vermögens, kaufen die Einwohner nun auch Luxusautos wie BMWs und Jaguars, deren Verkäufe sich zum Vorjahr um 30% erhöhten, da die hiesige Regierung den Kauf von US-Dollar als Fluchtort verbot.

Derzeit liegt der Fokus der Anleger auf dem Aktienmarkt und noch findet dieser neue Käufer, was auf Konjunkturoptimismus und einer Kaufpanik zurückzuführen ist. Das bessere Chance/Risiko-Verhältnis haben mittelfristig hingegen klar die Rohstoffe. Die extreme Untertreibung im Goldmarkt ist das Spiegelbild der extremen Übertreibung am Standardaktienmarkt. Der aktuelle CoT-Terminmarktreport zeigte, dass die Kleinspekulanten eine neue Rekord-Shortposition im Gold halten. Wenn jeder schon verkauft hat, wer soll jetzt noch shorten, wenn gleichzeitig einige Hundert Tonnen an physischer Ware vom Ausland, dem Smart Money und den Bullion Banken aufgesogen wird? In Südafrika gibt es im Augenblick einen Engpass an Rohgold. Der Handelsüberschuss von 402 Millionen US-Dollar im Januar wandelte sich in ein Defizit von 689 Millionen US-Dollar, nachdem im Februar und März für die Differenz von 1,1 Mrd. USD fast ausschließlich Importe von Rohgold aus den USA verantwortlich waren. Diese Verschiffung zum fünftgrößten Goldproduzenten Südafrika zum Zwecke der Veredelung ist etwas nicht Alltägliches und gibt einen weiteren Hinweis darauf, wie knapp das Angebot zu diesen Preisen ist. Als möglicher Käufer könnte die South African Mint infrage kommen, die auch den Krügerrand produziert.

Dass die saisonal bereinigte Industrieproduktion im Euroraum im März um +1% gestiegen ist, gibt dem Aktienmarkt zumindest kurzfristig etwas Unterstützung. In Deutschland stieg die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe sogar um 44.000 im März zum Vorjahr. Dafür sieht es nach ersten Schätzungen so aus, als wäre das BIP im Euroraum im ersten Quartal um -0,2% gefallen zum Vorquartal und um -1% zum Vorjahr. In den USA gab es hingegen einen Anstieg zum Vorquartal um +0,6% und zum Vorjahr um +1,8%. Dafür, dass die EZB noch keine Staatsanleihen aufkauft, hält sich die Wirtschaft noch relativ gut am Rande des Abgrunds. Auch Frankreich ist nun offiziell in der Rezession angekommen, nachdem das zweite Quartal in Folge ein Wirtschaftsrückgang von -0,2% verzeichnet werden musste. Nach Eurostat beträgt der Rückgang sogar -0,4% und im Vorquartal -0,3%. Auch die Bundesrepublik verzeichnet einen Wirtschaftsrückgang von -0,3% laut Eurostat, während das deutsche Pendant noch ein Wachstum von +0,1% berechnet.

Während es verwundert, dass die Aktienmärkte in diesem rezessiven Umfeld abheben, ist es keine Überraschung, dass die Preise für Konsumgüter fallen. Die Großhandelspreise fielen im April das erste Mal seit November 2009 mit -0,4% zum Vorjahr. Zum Vormonat fielen diese hingegen nur um -0,2%. Die stärksten Preisrückgänge waren bei den Erzen, Metallen und deren Halbzeug sowie Kaffee, Tee und Kakao zu beobachten. Die Verbraucherpreise gemessen anhand des VPI stiegen immerhin noch um +1,2%, wobei diese im Vorfeld auch nicht so stark anstiegen. Damit hat die EZB freie Hand, um demnächst einen nochmaligen Zinsschritt durchzuführen, Staatsanleihen aufzukaufen und den Einlagezins ins negative Terrain zu setzen.

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Die Liquidität in Euroland könnte somit auch bald wieder zunehmen, was den Aktien noch einmal helfen könnte, zumindest wenn diese nicht zuvor schon aufgrund der schlechten Wirtschaftsentwicklung eine Trendwende einleiten. Einige Indikatoren lassen den Aktienmärkten noch etwas Luft und die Position der Kleinspekulanten haben auch noch nicht Extremwerte erreicht. Die Saisonalität zeigt für die meisten Aktienmärkte, dass es nicht unbedingt schon im Mai, doch spätestens im Juli soweit ist, den Aktienmarkt vor der Sommerruhe zu verlassen. Wer auf diesen Zug kurzfristig noch aufspringen will, sollte ganz strikte Stop Loss Orders platzieren.

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Die Saisonalität von Gold ist äußerst beschränkt aussagekräftig, weshalb nur der Glaube an diese den Preis zu einem Ausbruch aus einem überverkauften Trend bringen kann, doch kein natürlicher Nachfragezyklus. Das Chance/Risiko-Verhältnis für die Edelmetalle ist bereits mittelfristig äußerst gut und auch kurzfristig, mit Sicht von einigen Wochen, scheinen die Chancen größer als die Risiken. Vergangenen Freitag fiel Gold aus dem Aufwärtstrend, der am Donnerstag noch mit Preisen von 1.472 USD erfolgreich getestet wurde. Nach einem kurzen Pull Back ging es dann Dank der spekulativen Verkäufer bergab. Die Unterstützung bei 1.440 USD wurde schnell durchbrochen und die Rückeroberung der Tradingrange scheiterte nach zwei Anläufen. Also musste die nächste Unterstützung bei 1.400 USD getestet werden, die heute einem ersten Ansturm standhielt.

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Auch Marc Faber soll auf diesem Niveau eine erste Kauforder liegen haben, da er auch nicht wisse, wo das Tief letztlich sei. Hält diese Unterstützung nicht, so würde die nächste Unterstützung bei 1.340 USD in Angriff genommen. Sollte es soweit kommen, ist es möglich, dass der Preisverfall schon früher aufgefangen wird. Ganz kurzfristig bietet es sich an über 1.400 USD long zu gehen und bei einem erneuten Fall unter das heutige Tagestief ganz kurzfristig zu shorten. Nachdem der Ölpreis heute ein Reversal aufs Parkett legen konnte und von 101 USD im Tief auf 103 USD wieder anstieg, haben wir etwas Hoffnung, dass die Marke von 1.400 USD gehalten werden kann. Egal wo der Markt jetzt dreht, nach diesem zweiten Standbein dürften sich mehr Käufer in den Markt wagen und die Shorts langsam aus dem Markt zurückziehen.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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