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US-Arbeitsmarktdaten schwer verdaulich - EZB Ratssitzung kommt in den Fokus

05.09.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.35 Uhr) bei 1.4160, nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4137 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.70 der Folge notiert EUR-JPY bei 108.60, während EUR-CHF bei 1.1165 oszilliert.

Negative Konjunkturdaten als Konsequenz der politischen Verunsicherung bezüglich der Frage der Integrität der Eurozone und der Solidarität innerhalb der Eurozone bleiben in der Wahrnehmung am Finanzmarkt im Vordergrund.

Das bedingt höhere Risikoaversion, die sich belastend auf die Realwirtschaft auswirkt. Positive Daten werden sportlich ausgeblendet.

Die Unruhe an den Finanzmärkten mit restriktiven Folgen für die Realwirtschaft führt derzeit zu der Erwartung, dass der EZB-Rat am Donnerstag eine Neuausrichtung in der Zinspolitik umsetzen wird. Weitere Zinserhöhungen stehen voraussichtlich im absehbaren Zeitverlauf nicht auf der Agenda. Ob eine derartige Neuausrichtung eine Belastung für den Euro darstellen wird, sei dahingestellt. Die Zinsdifferenz zu den USA wird aufrecht erhalten. Eine Ausbleiben weiterer Zinserhöhungen sollte sich zumindest ansatzweise konjunkturell unterstützend auswirken. Wird der Markt das Thema einer nicht zunehmenden Zinsdifferenz als Belastungsfaktor spielen oder das Konjunkturthema zu Gunsten des Euros diskontieren?

Die aktuelle Entwicklung impliziert, dass die Profis am Markt den USD favorisieren. Wir nehmen das zur Kenntnis Werfen wir einen kurzen Blick auf positive Daten, die der asymmetrischen Wahrnehmung zum Opfer fallen. Dazu gehören beispielsweise die Datensätze aus China. Das Wachstum soll per 2011 bei 9,4% - 9,6% auslaufen. Wer schaut aber derzeit schon auf die globale Konjunkturlokomotive?

Auch aus Deutschland kommen gute Nachrichten. Der Absatz neuer Kraftfahrzeuge verzeichnete per August im Jahresvergleich einen Anstieg um 18,1% nach zuvor 9,2% per Juli. Im Gesamtjahr ergab sich bisher eine Zunahme während der ersten acht Monate um 11,9%.

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Der Finanzmarkt fokussiert sich lieber auf die USA, einen nachgeordneten Waggon des globalen Konjunkturzugs mit ausgeprägten Strukturschwächen. Weil es unadressierte Strukturschwächen gibt, hinkten die USA im Aufschwung hinterher und laufen in der Abkühlung vorne voraus. Daraus für den USD Stärke abzuleiten, überlassen wir übrigens gerne anderen "Experten".

Der US-Arbeitsmarktbericht per August war in voller Breite ernüchternd. Die Arbeitslosenquote lag bei 9,1% und entsprach den Erwartungen. Die reale Quote liegt jedoch deutlich höher. Um eine Vergleichbarkeit mit Europa herzustellen, macht es Sinn, sich der Quote U-6 zuzuwenden. Diese Quote hat laut BLS von zuvor 16,1% auf 16,2% zugelegt und vergleicht sich mit einer Quote der Eurozone bei 10,0%.

Es kam in den USA im August zu einer Nullnummer Im Beschäftigungsaufbau. Die Prognose war bei 75.000 angesiedelt. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 117.000 auf 85.000 revidiert. Die durchschnittlichen Stundenlöhne sanken im Monatsvergleich um -0,1%. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit ging von 34,3 auf 34,2 Stunden zurück.

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Die USA sind das Paradepferd der Reformlosigkeit und der selbst verschuldeten Konjunkturschwäche als auch der kreativsten und antiautoritären Zentralbankpolitik. Der Kosmetikkoffer der Zentralbankpolitik ist das herausstechendste Merkmal der USA vor und in der Krise. "Food for thought!"

Die Erzeugerpreise der Eurozone spielten für den Finanzmarkt keine wesentliche Rolle. Per Berichtsmonat Juli ergab sich eine Zunahme im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%) und im Jahresvergleich um 6,1% nach zuvor 5,9%. Sollte sich die Konjunkturabschwächung fortsetzen, wird sich hier ein deutlich disinflationäreres Bild ergeben.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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