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Gold unbeeindruckt von Bernanke

24.05.2013  |  Markus Blaschzok
In dieser Woche ging es bei den Edelmetallen mit extremer Volatilität heiß her. Silber erlebte am Pfingstmontag mit dem Handelsbeginn um 0 Uhr an der GLOBEX einen "außergewöhnlichen" Flashcrash binnen Minuten. Der Preis fiel um über 9% in nur 10 Minuten, nur um am Ende des Tages alle Verluste wettzumachen und mit einem Plus von 3,4% aus dem Handel zu gehen. Wer am Pfingstmontag lieber das Leben genoss und am Dienstag erst wieder auf den Preis sah, bekam von dem ganzen Spektakel gar nichts mit.

Am Montag kündigte die HongKong Mercantile Exchange vertragswidrig alle Futures einseitig auf und gab bekannt, dass von dieser Woche an alle Termingeschäfte nur noch in Cash anstatt in Ware ausgeglichen werden. Das führt das Prinzip einer Warenterminbörse ad absurdum. Es ist möglich, dass die HKMEx keine physische Ware mehr hat oder erhält und es sich dabei um einen technischen Default handelt. Doch da diese Börse erst im Jahr 2011 den Handel mit den Edelmetallen aufnahm, nimmt man dieser ihre offizielle Begründung, dass der physische Terminhandel nicht genügend Erträge bringen würde und man sich deshalb zu diesem Schritt entschloss, ab. Es ist merkwürdig, dass diese Entscheidung ohne Ankündigung von einem auf den anderen Tag kam, weshalb dies ein deutliches Warnsignal für den Stress im Markt sein könnte. Was man der jungen Börse in Asien nach einem zweijährigen Terminbetrieb noch durchgehen lässt, würde für die traditionsreiche amerikanische COMEX das endgültige aus bedeuten.

Ein derartiger Vertrauensverlust könnte wie bei einer Bank zu einem Run auf mehrere Rohstoffe führen. Doch wenn die offiziellen Lagerdaten stimmen, dann ist die COMEX noch meilenweit von einem derartigen Ereignis entfernt, da die Deckung der Kontrakte zur Erfüllung etwaiger Lieferansprüche aktuell noch sehr hoch ist. Mit 19% des Open Interest im Gold und 21% des Open Interest im Silber muss erst noch viel Material abfließen, bis es dazu käme, dass Lieferverpflichtungen nicht mehr erfüllt werden könnten. Ich schätze, dass es eher zu stark steigenden Preisen, als zu einem Default kommen würde, da bei einem Verlust des Vertrauens in die COMEX auch das Mittel und die Möglichkeit zur Ausbremsung des Gold- und Silberpreises verloren ginge.

Am Mittwoch sorgte der erste Teil der Rede des US-Notenbankchefs Ben Bernanke für Euphorie, worauf der Euro bis an die 1,30 USD anstieg, Gold den Widerstand bei 1.400 USD für wenige Minuten übersprang und Silber den Widerstand bei 23,50 USD erreichte. Erst signalisierte er eine Fortführung der billigen Geldpolitik doch dann ließ der Ben Bernank einen Hinweis fallen, wonach die QE-Maßnahmen in den nächsten Sitzungen gedrosselt werden könnten, worauf der Anstieg sofort in sich zusammenfiel. Der Euro verlor zum US-Dollar 1,7 USc und zog Gold und Silber mit nach unten. Doch auch der S&P 500 gab sofort 1% nach der Rede ab. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses äußersten sich angeblich besorgt und wären bereit ab Juli das QE-Programm zu drosseln, da einige Märkte Übertreibungen aufzeigen würden.

Einen Disput im Offenmarktausschuss gibt es nicht wirklich. Selbst James Bullard, Chef der Notenbank in St. Louis, sieht weiteren Spielraum für weitere Anleihekäufe, da nach deren "bevorzugten Messverfahren“ (die offiziell ausgewiesene und um 8% nach unten manipulierte Preissteigerungsrate) keine Gefahr [Anmerkung: für den Umverteilungsprozess und das Bankenkartell] bestünde. Auch er denkt, dass das Ankaufprogramm in der näheren Zukunft nicht gedrosselt werden sollte und würde sich "Sorgen“ machen, würde die Preissteigerungsrate unter 1% fallen. Das bedeutet, dass die FED bei deflationären Tendenzen ihr Ankaufprogramm sicher nicht verringern wird, sondern höchstens ausweiten könnte. Das Spiel mit der Angst vor Deflation muss weiterlaufen und man sieht im Markt, dass diese Propaganda unter den Investoren geglaubt wird. Auch die EZB hat diesen Spielraum, da die jährliche Preissteigerungsrate nach dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex im April nur um 1,2% gegenüber noch 1,7% im Vormonat anstieg.

Der spekulativ aufgeblasene japanische Aktienmarkt reagierte gestern sofort auf die Warnungen der FED. Nachdem die chinesischen Industriedaten zusätzlich Sorgen um die Erholung der globalen Konjunktur schürten, fiel dieser gleich um 7% in dem größte Abverkauf seit 26 Monaten. Die japanischen Anleihen kommen trotz der staatlichen Käufe zunehmend unter Druck, sodass die Rendite der Zehnjährigen gestern auf 1 Prozent anstieg. Das Aufkaufprogramm scheint nicht zu reichen, um die Zinsen auf dem niedrigen Niveau zu halten. Der japanische Notenbankchef griff sofort panisch ein und sagte, dass man stärke Kursschwankungen bei Staatsanleihen verhindern werde. Und genau das ist die Blaupause für die USA und Europa. Sollte es hier auch soweit kommen, wird gedruckt werden, bis die letzte Staatsschuld aufgekauft wurde.

Die kranken Auswirkungen der Jahrzehnte lang betrieben sozialistischen Gesellschaftsplanung, wie wir sie in dieser Woche in England und in Schweden sahen, würden bei einer Nicht-Fortführung der Inflationspolitik sofort zutage treten, was im Augenblick noch nicht gewollt werden dürfte.


Kurzfristige Technische Analyse zu Gold

Seit der Rede von Bernanke erholten sich die Edelmetalle wieder und der Goldpreis startete mehrere Versuche die Widerstandsmarke bei 1.400 USD zurückzuerobern. Nachdem das Tief bei 1.320 USD nicht mehr erreicht wurde, wäre der wiederholte Sprung über die Marke von 1.400 USD bullisch zu sehen. Man sollte nicht zu früh kaufen und erst noch abwarten, bis diese Marke, die man als Long-Einstiegslevel nutzen kann, fällt. Mit einem Sprung über 1.400 USD könnte man eine erste Longposition aufbauen und den Stop Loss auf dieses Niveau legen. Unter 1.400 USD sollte man jedoch glatt sein und dem Treiben einfach gemütlich zusehen.

Auf der einen Seite brauen sich am Horizont kurzfristig einige Gefahren über die Aktienmärte und steigende Zinsen zusammen, die kurzfristig noch einmal Druck auf die Edelmetalle ausüben könnten. Auf der anderen Seite ist dieser Markt extrem überverkauft, fundamental völlig unterbewertet und bietet den Rückzugspunkt bei fallenden Aktienmärkten, was einen Trendwechsel jeden Tag zur Folge haben könnte. Deshalb sollte jedes Kaufsignal nur mit entsprechenden Stop Loss Orders aufgenommen werden. Gelingt der erneute Sprung über die 1.400 USD, ist es möglich, dass der Preis anfängt zu laufen, und dabei nicht mehr zurückblickt. Für den anderen Fall sorgt ein Stop Loss dafür, dass man mit einem kleinen Plus oder Break Even kurzfristig einfach noch einmal rausgeschüttelt wird.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
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