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Die Galgenfrist zum Dollar-Kollaps

12.06.2013  |  Rolf Nef
- Seite 5 -
Damit zurück zur Realität von heute. Währungskollapse lassen eine Währung nicht kollabieren: die Metallwährungen. Die seit 2 Jahren anhaltende Korrektur in Gold und Silber aber auch in Platin und Palladium führen nebst negativer Stimmung zu Rückgängen in Positionen wie oben geschildert bei Pictet. Kann man diese messen? Ein Masstab ist die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest, OI) in den Terminmärkten. Typischerweise gehen diese zurück bei Korrekturen und Bearmärkten und steigen in den Bullphasen, weil neue Marktteilnehmer dazukommen. Sehr typisch ist das zu sehen in Grafik 18 für den Goldterminmarkt Comex. 2001 war das Tief für die offenen Kontrakte, obwohl das Preistief im August 1999 war. Auch das ist sehr typisch, der Markt war noch in der Stimmung der 20 jährigen Baisse. Typisch ist auch, dass das Hoch im OI 2010 vor dem Hoch des Preises 2011 war. Trotz starkem Preisrückgang und massiver Intervention im April 2013 ist das OI nicht wesentlich unter das Preistief von Sommer 2011 gefallen was ein Zeichen der Stärke ist.

Im Gegensatz dazu stehen alle andern Edelmetallmärkte. Silber (Grafik 19) korrigiert wie Gold aber das Open Interest steigt. Das ist atypisch, weil bei fallendem Markt die Investoren normalerweise aussteigen. Das OI stieg seit Sommer 2012 von 100'000 Kontrakten à 5'000 Unzen (tot. 500 Mio. Unzen) auf 145.000 Kontrakte. Diese 725 Mio. Unzen Silber entsprechen etwa einer Jahresproduktion aber sind weniger als 20 Milliarden Dollar, während das OI von Gold 373.000 Kontrakten (in beiden Fällen ohne Optionen) à 100 Unzen oder 37,3 Mio. Unzen entspricht, was 52,5 Milliarden US$ ausmacht. Das ist etwas weniger als die Hälfte einer Jahresproduktion von etwa 80 Mio. Unzen oder 120 Milliarden US$.

Der Goldstock ist aber viel grösser als der der andern Edelmetalle, weil Gold fast nicht industriell verbraucht wird und rezyklieren sich oft lohnt wegen des hohen Preises. Von den je geminten 5 Milliarden Unzen liegt die Hälfte etwa im Schmuck. Offziell sind je 20% bei den Zentralbanken und 20% im freien Markt, während 10% anderswie verbraucht wurde (Industrie, Zahngold). Der freie Markt ist wahrscheinlich grösser als das die offziellen Zentralbankbestände, weil diese nicht sauber rapportiert werden. Deshalb findet die Manipulation des Goldpreises weniger über den Comex als über Verkäufe der Notenbanken statt.

Warum darf Deutschland seine 1.000 Tonnen in USA (Zentralbankgold sind klar identifizierbare, nummerierte Barren) nicht prüfen? Da hat sich wohl jemand vergriffen. Im Silbermarkt kann nicht physisch interveniert werden, weil es keines hat. Da bleibt nur der Comex. Auf alle Fälle ist klar, dass die 725 Mio. Unzen die per Temin verkauft sind über Futures (mit Optionen 1.115 Mio.) nicht im physischen Markt abgesichert sind, weil der Silberstock abzüglich der ETFs deutlich kleiner ist und die privaten physischen Bestände sind dabei nicht mitgerechnet.

Grafik 19 zeigt eine solche Situation Ende der 70er Jahre, als das OI explodierte, der Preis aber nicht. Die Hunts waren die Käufer. Die Gegenseite muss leer verkauft haben, sonst hätte der Preis angezogen. Der Preis zog aber erst an, als die Eindeckung starte. Aber wer ist und war die Gegenseite? Es kommen mir nur US Regierungseinheiten in den Sinn.

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Grafik 18: Comex Gold und Open Interest


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Grafik 19: Comex-Silber und Open Interest


Ein ähnliches Bild wie im Silber aber viel extremer zeichnet sich bei Platin und Palladium ab (Grafiken 20 und 21). In beiden Fällen hat sich das Open Interest mehr als ver-7-facht ohne dass der Preis explodiert ist. Die Verkäufer der Terminkontrakte sind offensichtlich nicht im physischen Markt abgesichert. Die Preisformationen beider Metalle sind grosse Dreicke, bei denen in beiden Fällen die obere Trendlinie drei mal berührt wurde.

Auch bei Platin und Palladium sollen Preisavancen verhindert werden, weil es ein Signal für Gold und Silber ist, obwohl Platin und Palladium für monetäre Zwecke wegen der geringen Produktionsmenge ungeeignet sind. (Platin: 180 Tonnen p.a., Palladium 80 Tonnen p.a., Gold 2600 Tonnen p.a., Silber 22'000 Tonnen p.a.)

Diese Arte der Preisdrückung hat aber ein Limit und führt früher oder später zur Eindeckung und damit zur Preisexplosion wie Ende der 70er Jahre beim Silber. Das Limit kommt dann, wenn der Preisdruck im physischen Markt sich durchsetzt. Wenn zusätzlich noch der US$ oder der US-Bondmarkt einbricht, dann wird es noch explosiver.

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Grafik 20: Comex Platin und Open Interest





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