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Gummiband schnellt zurück | Silber + 1 USD | Gold +40 USD

28.06.2013  |  Markus Blaschzok
Die QE-Programme kamen wie von uns erwartet, doch reagierten die Edelmetalle dieses Mal nicht auf die extremen monetären Stimulationen, wie diese es seit 2008 sonst taten. Spiegel Online titelte in dieser Woche aufgrund des Einbruchs von 22% im Gold binnen eines Quartals: „Goldpreis stürzt so stark wie zuletzt 1920“. Begründet wird der Einbruch mit Bernankes Rede von einem angeblichen Exit aus der billigen Geldpolitik. Dass wir glauben, dass das ein einfacher Bluff war, hörten Sie bereits im Podcast vom Wochenanfang. Auch Marc Faber teilt diese Meinung.

In einem TV-Interview auf Bloomberg sagte dieser klar: "Wenn man überzeugt ist, Bernanke meine, was er sage, dann glaubt man auch noch an den Weihnachtsmann." Einige Mitglieder des US-Offenmarktausschusses sagten in dieser Woche bereits, dass es in absehbarer Zeit keine Verlangsamung des Ankaufprogramms oder höhere Zinsen geben werde, womit die Aussage Bernankes wohl doch nur eine Entschuldigung für einen möglichen orchestrierten Abverkauf bei den Edelmetallen war.

Die EZB blieb in dieser Woche näher bei der Wahrheit, als EZB-Chef Mario Draghi verkündete, dass "der Ausstieg noch in weiter Ferne liegt, da die Inflation niedrig und die Arbeitslosigkeit hoch ist." Bundesfinanzminister Schäuble sagte zu der hohen Jugendarbeitslosigkeit von über 50% in den Krisenländern, dass "das ganz schnell zu einer Sicherheitsfrage in Europa werden könnte, weshalb es wichtig sei, die Finanzmärkte und die Wirtschaft wieder zu stabilisieren." Außerdem behalte sich die EZB vor, unkonventionelle Maßnahmen beizubehalten oder diese auszuweiten. Dies alles und die Bemerkung Draghis, wonach das OMT-Programm jetzt noch wichtiger sei, entspricht auch unserer Erwartung, die wir in den letzten Monaten immer wiederholten, wonach die EZB bald in den Abwertungswettlauf einsteigen wird. Heute wurde bekannt, dass die EZB über ein neues Ankaufprogramm nachdenkt, da die Zinsen in Italien und Spanien zuletzt wieder angezogen haben. Dieses QE-Programm soll sich erstmals über alle 17 Staaten der Eurozone erstrecken.

Das Problem an dem bisherigen OMT-Ankaufprogramm ist, dass es nur die Anleihemärkte der Krisenländer stützt, was diesen einen Vorteil verschafft und damit ein vermeintlicher Fall für den Bundesgerichtshof ist. (Als wenn dieser die Regierung oder die EZB tangieren würde.) Ein neues QE-Programm über alle Länder, gewichtet nach deren Wirtschaftskraft, würde auch Bundesanleihen unterstützen, was nach den Statuten der EZB „legitim“ wäre und so auf weniger Widerstand stoßen und schon bald eingesetzt werden könnte. Diese Gedankenspiele zeigen eigentlich, dass die EZB mit neuen Anleihekäufen nicht bis nach der Bundestagswahl im Herbst mehr warten kann und wie ernst die Lage ist.

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Auch die aktuellen Daten zu den Geldmengenaggregaten zeigen dies. Die Wachstumsrate der Geldmenge M3 war zum Vormonat leicht rückläufig und fiel von 3,2% auf 2,9%. Die wirtschaftliche Abkühlung in der Eurozone drückt sich in diesem Geldmengenaggregat aus. Irland rutschte nun wieder zurück in die Rezession mit einem Minus von 0,6% im ersten Quartal, nachdem es im Vorquartal bereits zu einem Rückgang von 0,3% kam. Auch Frankreich ist nun offiziell wieder in der Rezession angekommen, nachdem die Wirtschaft in den letzten beiden Quartalen um jeweils -0,2% schrumpfte. Das sind wieder zwei Gründe für Draghi schon bald Schulden am Markt aufzukaufen und diese zu monetarisieren. Dass sich der Anstieg der Geldmenge M1 sukzessive beschleunigt und im Mai mit einer Jahresrate von 8,4% wuchs, zeigt, dass die Ausweitung der Geldmenge längst im Hintergrund vonstattengeht, um die Märkte zu stützen.

Wenn sich Notenbank-Chef Bernanke erst einmal zu einer Ausweitung der Geldpolitik bekannt hat, anstatt diese einzuschränken, schlägt die Stunde der Edelmetalle. Der Turnaround dürfte stark und schnell vonstattengehen. Dies muss in den Portfolios vieler Investoren, die sich jetzt von ihrem Gold getrennt haben, wieder berichtigt werden. Abgesehen davon glauben wir, dass es sich bei dem Einbruch, der nun stärker war als in 2008, nicht um eine normale Marktreaktion handelt, da der Zusammenhang zu den Restmärkten fast völlig fehlt. Die Technische Verfassung des Marktes zeigt, dass Gold und Silber am Papiermarkt seit Monaten überverkauft ist, während die Frage nach physischer Ware sich drastisch erhöht hat und sich die Aufschläge für physische Ware vervielfacht haben.

Merkwürdig ist, dass trotz der global starken Nachfrage, dem bullischen geldpolitischen Umfeld und dem extrem überverkauften Preis, es zu keiner nennenswerten Gegenreaktion bis heute kam. Die Panik hatte viele Investoren in dieser Woche nun endgültig erfasst und ein Käuferstreik war am Papier markt eingetreten, bis sich die Lage stabilisiert, während Shortspekulanten munter weiterverkaufen. Wie ein überdehntes Gummiband muss und wird sich der Preis wieder erholen in Kürze. Wir erwarten eine Preiserholung und danach möglicherweise einen weiteren Eingriff in den Markt, um die Preise zu drücken.

Dass das Gummiband völlig überdehnt ist, sehen wir aktuell auch an dem Abstand des Gold- und Silberpreises zu seinem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Der Goldpreis hat sich von seinem Durschnittspreis so stark entfernt wie zuletzt im Deflationscrash des Jahres 2008, nur dass es dieses Mal keine Deflation gab, sondern ein extrem inflationäres Umfeld. Der Goldpreis hat sich mit -25% sogar stärker von seinem Mittel entfernt als in 2008, was die Manipulation nochmals unterstreicht.

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