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Die Stimmung ist wie 1976

06.07.2013  |  Markus Blaschzok
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Als im September des Jahres 1976 der Aktienmarkt eine Korrektur von 27% über 18 Monate hinweg begann, stieg der Goldpreis um 78% an. Auch heute stehen die Aktienmärkte vor einer Korrektur und der DAX ist bereits kurz davor eine extrem wichtige Unterstützungszone zu brechen.

Die weltweiten Fehlallokationen sind heute jedoch viel größer, die Verschuldungen höher und die Bereitschaft zur Inflationierung, größer denn je. Von daher ist die aktuelle Situation für Gold weitaus bullischer als zur damaligen Zeit und der Wille zur Drückung des Inflationsindikators stärker. Was zusätzlich grundsätzlich auf eine nahende Bodenbildung und bald steigende Preise hinweist, ist der Umstand, dass der Ölpreis trotz negativer Positionierungen am Terminmarkt in dieser Woche über die Marke von 100 USD ausgebrochen ist. Die Differenz zwischen der Sorte Brent und WTI ist auf nur noch 4 USD zusammengeschrumpft und auch Brent hat eine wichtige Widerstandsmarke bei 107 USD angelaufen, die in der kommenden Woche getestet werden wird.

Bemerkenswert ist, dass Gold und Öl seit 2008 ein fast fixes Tauschverhältnis zum langfristigen Mittel hatten. WTI ist im Vergleich zu Gold rund 29% zu teuer oder vice versa ist Gold zu billig und der aktuell faire Mindestpreis müsste bei 1.573 USD liegen. Wir vermuten, dass das Öl zu Gold aufgrund der Drückung im Augenblick so teuer ist und erwarten mit einem Einbruch des Aktienmarktes bzw. der Ausweitung der Rezession, dass Öl zu Gold billig werden und für bis zu einem Gramm je Barrel zu haben sein wird. Dies ist eine Sicht auf die nächsten 2-3 Jahre, wobei kurzfristig aufgrund der Drückung Gold zu Öl billig bleiben oder sogar noch günstiger werden könnte.

Daher verwundert es nicht, dass die Verbraucherpreise im Juni voraussichtlich wieder um 0,2% auf 1,6% im Euroraum ansteigen werden. Besonders stark steigen im Augenblick Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak mit einer Rate von 3,2%, während man bei den Energiepreises bisher nur einen Anstieg von 1,6% erwartet. Die Inflation bahnt sich längst ihren Weg zu den Konsumentenpreisen.


Technische Analyse zu Gold

Der Goldpreis fiel heute im Zuge der Arbeitsmarktdaten nahe bis auf die Unterstützung bei 1.200 USD, wobei der Markt eine Drosselung der monetären Maßnahmen einpreiste. Bei 1.214 USD hielt jedoch jemand die Hand auf und nahm das Angebot der Shortspekulanten auf. Gegen 21 Uhr zog der Preis dann wieder auf 1.225 USD an, womit sich die Lage entschärft und die Marke von 1.200 USD erst einmal gehalten hat.

Bei der Frage, warum der Goldpreis in den letzten Monaten so gefallen ist, gehen derzeit Trader und Analysten gegenseitig auf sich los. Dazu muss man sagen, dass eine Prognose zu einer Kursentwicklung etwas völlig anderes ist, als einen Markt nur zu handeln. Trader interessieren sich grundsätzlich nicht dafür, warum ein Markt steigt oder fällt - sie gehen einfach mit dem übergeordneten Trend in meist sehr kurzen Zeitfenstern - sie sind also Trendfolger. Analysiert man den Markt hingegen, was ein viel größerer Aufwand ist, so kann dies beim Traden grundsätzlich viele Vorteile bringen.

Man kann baldige Trendwenden beispielsweise antizipieren und die Trefferquote bei der Auflösung von Kursmustern erhöhen. Der Goldpreis war, bevor dieser die 200-Tagelinie nach unten hin durchbrach, bereits überverkauft und verschiedene Indikatoren zeigten klare Kaufsignale, insbesondere als die Unterstützung bei 1.575 getestet wurde. QE3 und QE4 sorgten für Liquidität, weshalb ein Deflationsschock abgewendet wurde und es so keinen Grund zur Annahme gab, dass der Goldpreis ähnlich wie 2008 fallen sollte. Doch er tat es dieses Mal, obwohl der Ölpreis anstieg, anstatt um 75% zu fallen wie in 2008 und auch die Aktienmärkte legten 10% bis 40% (Nikkei) zu, anstatt um 40% einzubrechen.

Die Analyse und Prognose eines Preises ist die eine Sache - ob man dann letztlich in den Markt geht oder nicht, ist vom Trading abhängig und eine ganz andere. So empfohlen wir mit dem Bruch der 200-Tageline bei 1.660 USD im Februar im Gold erstmals kurzfristig bis 1.625 USD zu shorten, auch wenn unser bevorzugtes Szenario ein Sprung über den Abwärtstrend war. Wir wiesen darauf hin, dass ein prozyklisches Kaufsignal erst über diesem Abwärtstrend entstünde. Wir waren optimistisch, dass das Kaufsignal dann einige Wochen später kommen würde und wir warten bis heute noch, da es kein derartiges Signal mehr gab, obwohl in den letzten 12 Jahren immer der Preis nach oben drehte, im gleichen Umfeld.

Meist wird nicht ansatzweise verstanden, wie wichtig ein niedriger Goldpreis im Augenblick ist, um einen Bankrott des Bankenkartells zu verhindern. Deshalb wird Gold insbesondere von Tradern nur als unbedeutender Rohstoff in einem kleinen Markt gesehen und die Manipulationsdebatte ist einfach zu komplex für deren Weltbild des übergeordneten Trends in einem "freien Markt".

Befassen wir es dabei und wenden uns wieder der Analyse zu. Auf Wochensicht sind die Indikatoren schon so lange im überverkauften Bereich, wie zuletzt 1996. Kurz- und mittelfristig ist der Trend weiterhin short. Die Oszillatoren sind erstmals seit Beginn der Hausse im Jahr 2000 völlig ausgefallen und Trendfolger geben natürlich noch kein Signal. Wenigstens kann man auf Tagesbasis bullische Divergenzen ausmachen, die das Tief der Vorwoche nicht mehr bestätigten. Also muss man sich von Unterstützung zu Unterstützung und Widerstand zu Widerstand hangeln. Die Marke von 1.200 ist eine signifikante langfristige Unterstützung, die erst einmal Halt bieten könnte.

Gelingt dem Preis der Anstieg über 1.275 USD, so entspannt sich die Lage kurzfristig und 1.325 USD sollten erreicht werden - im Best Case sogar Preise um 1.380 USD. Unter 1.200 USD wartet die nächste Unterstützung erst bei 1.000 USD, mit der schon Viele am Markt rechnen. Der Abstand von der 200-Tagelinie entspricht den vergangenen Extremwerten. Da das Umfeld inflationär ist, sollte diese Korrektur eigentlich mehr als genügen, was für den Halt der 1.200-USD-Marke spricht. Alle Kauf- und Verkaufmarken sind bisher kurzfristiger Natur, denn das mittelfristige prozyklische Kaufsignal kommt erst, wenn der Abwärtstrend und die 200-Tagelinie wieder überwunden wurden - und die ist aktuell bei 1.560 USD und somit weit entfernt.

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Fazit:

Antizyklische Käufe scheinen mit einem Sprung über den Widerstand bei 1.275 USD interessant. Der Stop Loss sollte dann jedoch eng darunter liegen - spätestens bei 1.200 USD und bei einem erfolgten Anstieg im Abstand von 75 USD nachgezogen werden. Mittelfristig prozyklisch agierende Investoren müssen sich noch gedulden, da ein derartiges Kaufsignal in weiter Ferne ist und sich bisher kein Boden ausgebildet hat. Langfristig agierende Investoren bekommen Gold im Augenblick zu 9% der Dollardeckung, was ein historisches Allzeittief ist und eine entsprechend interessante Kaufgelegenheit. Jedoch muss bei einem Kauf auf dem aktuellen Niveau klar sein, dass man in ein fallendes Messer greift und ein Rücksetzer bis 1.000 USD nicht ausgeschlossen werden kann.


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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