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Industrieaufträge fallen um 4,3%

04.11.2011  |  Markus Blaschzok
Die Korrektur der Aufwärtsbewegung an den Rohstoff- und Aktienmärkten, die wir im letzten Marktkommentar für diese Woche erwartet hatten, trat zum Wochenstart ein. Der Dax erreichte das Kursziel von 6.000 Punkten und fiel bis Mittwoch um 9,2% auf 5.762 Punkte. Auch Silber korrigierte im erwarteten Rahmen, fiel im Tief um 9% und schloss am Mittwoch auf der Unterstützung bei 33,15 USD. Der Plan des griechischen Premiers Papandreou ein Referendum abzuhalten unterstützte die erwartete technische Reaktion und kam just zum perfekten Zeitpunkt. Seitdem der Markt am Mittwoch die erwarteten Unterstützungen erreichte, erholte dieser sich wieder leicht.

Die für die meisten Marktteilnehmer unerwartete Leitzinssenkung der EZB durch den neuen italienischen EZB-Chef Mario Draghi von 1,5% auf 1,25% am Donnerstag, bot dann die Erklärung für die Stabilisierung und den Anstieg der Kurse. Der ehemalige EZB-Chef Trichet konnte wie Greenspan noch rechtzeitig aussteigen und überlässt das sinkende Schiff der EZB und des Euro dem Italiener. Mario Draghi zeigte jetzt mit seiner ersten Amtshandlung, dass er keine Rücksicht auf die "Geldwertstabilität" mehr nehmen wird, da dieses Vorgehen mit einer Preissteigerungsrate von 3% in der EWU, selbst für einen keynesianischen Geldpolitiker, bisher unvertretbar gewesen wäre. Er begründete diesen Schritt, ähnlich wie sein amerikanischer Amtskollege, nun mit trüber werdenden Aussichten für die Wirtschaft
im Währungsraum und warnte vor einer Rezession.

Diese Entwicklung war nicht wirklich unvorhersehbar. Wir wiesen bereits vor einem Jahr auf eine Rezession zum Ende des Jahres 2011 hin und bekräftigten stets unsere Prognose, nach der jede Zinsanhebung in wenigen Monaten bereits zurückgenommen werden würde. Damit traf auch diese vor Langem getätigte Prognose zeitgerecht ein. Noch wird das Wort "Stagflation" bisher von Niemand außer uns verwendet, doch sind wir bereits mitten in dieser angekommen. Die Preissteigerungen werden vermutlich auch in 2012 nicht signifikant zurückgehen, da die Geldschwemme aus dem Jahr 2008 eben beginnt sich in den Konsumgüterpreisen auszuwirken. Ändert sich die Politik nicht, was sehr wahrscheinlich ist, ist mit weiter steigenden Preisen in einem immer rezessiveren Umfeld zu rechnen. Mit der gestern angekündigten Fortsetzung des Ankaufs von Anleihen der PIIGS-Staaten durch die EZB wird sukzessive der Boden für eine neue Aufwärtsbewegung von Gold und Silber gelegt.

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Da der griechische Premier das Referendum gestern Abend offiziell absagte, konnte die unnötige Diskussion dieser Woche an den Märkten beendet werden. Aufgrund der Faktenlage, hatten wir keine Sekunde an einen Austritt Griechenlands geglaubt, was wir bei jeder Diskussion um einen Austritt Griechenlands stets bekräftigten. Die Konsequenzen für das Bankensystem wären dramatischer als durch die Lehmann-Pleite gewesen, weshalb man derartiges zu diesem Zeitpunkt niemals zugelassen hätte. Ob der einzige Zweck hinter dieser Übung die Einigung der griechischen Parteien war oder noch andere Faktoren, wie die Verschleierung konkreter internationaler Aufmarschpläne gegen den Iran, mit hinein spielten, werden wir nie erfahren.

Die seit Langem vorhergesagte Rezession zeigt sich nun auch in den Aufträgen der Industrie in der Bundesrepublik. Während der Marktkonsens lediglich bei einem Minus von 0,1% lag, wurden die Analysten durch einen wahren Einbruch der Nachfrage um -4,3% im September überrascht. Einen stärkeren Rückgang gab es lediglich auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise im Januar 2009. Die Bestellungen aus den Euroländern brachen um -12,1% und die aus Deutschland um -3% ein. Dass die Konsumgüterproduzenten noch ein Auftragsplus von 2,3% verzeichnen, entspricht exakt der Theorie eines konjunkturellen Abschwungs, dessen Fehlallokationen zuvor durch
billiges Geld entstanden.

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Das erwartete Ende des Automobilbooms zeichnet sich nach neuesten Daten immer stärker ab. Automobilhersteller wie Opel melden Absatzprobleme und die Rabatte für Neuwagen werden immer größer. In den USA lagen die Neuzulassungen im Oktober nur 0,6% höher und in der Bundesrepublik waren die Neuzulassungen und die Lieferungen ins Ausland im Oktober zum Vorjahr praktisch unverändert. Die konjunkturelle Entwicklung mit ihren Auswirkungen auf die Automobilindustrie wird maßgeblich die Preise für Platin und Palladium beeinflussen. Gold und Silber sollten die beiden Industriemetalle in den nächsten 12 Monaten daher stark outperformen. Kurzfristig ist bei den ausschließlich industriell verwendeten Edelmetallen noch mit erneuten Preisrückgängen zu rechnen.

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Die Arbeitslosenquote in der Europäischen Währungsunion stieg im September leicht von 10,1% auf 10,2% zum Vormonat an. Im Euroraum waren demnach 16,798 Millionen Menschen arbeitslos. Die höchsten Anstiege verzeichneten Griechenland (12,6% auf 17,6%) und Spanien (von 20,5% auf 22,6%). In den USA lag die Arbeitslosenquote im September nach der Berechnungsart U-1 noch bei 9,1% und sank im Oktober leicht auf 9,0% ab. Auch die breiter gefasste und besser vergleichbare Arbeitslosenquote U-3 sank von 16,5% auf 16,2% zum Vormonat. Es wurden 80.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen und die private Beschäftigung wuchs, während der Staat weitere Stellen abbaute. Leider kann man auf diesem Zinsniveau noch keine Entwarnung für den Arbeitsmarkt geben, da noch viele Fehlallokationen auf die Bereinigung warten. Bis Mitte 2012 sollte die Arbeitslosenquote daher nochmals ansteigen.


Technische Analyse

Gold bullisch - Dax bärisch


Der DAX prallte an der Abwärtstrendlinie ab und fiel von Wochenbeginn bis Mittwoch um 9,2%. Eine Korrektur war nach dem schnellen Anstieg überfällig und das geplante griechische Referendum unterstützte diese Kursbewegung. Der Dax schaffte einen PullBack an das Ausbruchsniveau bei 5.800 Punkten. Fundamental sehen wir weiterhin wenig Fantasie für den Aktienmarkt. Auf der anderen Seite sorgt die Liquidität in den Märkten mittlerweile immer stärker für Auftrieb. Die 6.300 bis 6.400 Punkte stellen jetzt einen stärkeren Widerstand dar, der möglicherweise nicht so schnell überwunden werden kann. Der Markt ist überkauft und die konjunkturelle Seite trübt sich wieder ein. Unterhalb von 5.800 Punkten gibt es wenige Unterstützungen. Kann der kurzfristige Aufwärtstrend nicht gehalten werden, so ist ein Test der Tiefs wahrscheinlich. Erst ein Ausbruch aus der Range zwischen 6.300 und 5.800 gibt neue Signale - wir sehen den Markt tendenziell schwächer.

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Silber gab ebenso wie der Dax nach dem Erreichen der Aufwärtstrendlinie um 9% bis zur Wochenmitte ab und fiel im Tief bis auf 32,10 USD. Seither erholte sich der Preis auf 34 USD und notiert damit unmittelbar unterhalb der Abwärtstrendlinie. Charttechnisch hat sich das Bild aufgehellt, doch ist der Abwärtstrend noch intakt. Silber muss in den nächsten Handelstagen den Abwärtstrend überwinden, wenn es nicht wiederholt unter die Räder kommen will. Erst Preise über 37 USD brächten ein mittelfristiges Kaufsignal, da viele Widerstände einem Preisanstieg den Weg versperren. Die COT-Daten sind extrem bullisch für Silber und die Konjunkturoptimisten sehen hier künftig wieder vermehrt industrielle Nachfrage. Die Krise ist aber noch lange nicht vorbei und von daher droht dem Preis weiterhin eine jederzeit mögliche Rezession mit Rückschlägen. Mittelfristig ist da Niveau längst ein Kauf, kurzfristig können Trader möglicherweise noch bessere Preise erwischen.

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Der Goldpreis erholte sich in den letzten zwei Wochen von 1.600 USD auf 1.750 USD. Auf dem augenblicklichen Kursniveau verläuft exakt der letzte Widerstand (1.270 Euro) vor dem Allzeithoch. Wird dieser Widerstand genommen, so steht der Weg bis zum Top frei. Der Preis bildete besonders in Euro aber auch in USD perfekte Chartformationen aus und von charttechnischer Seite ist das Bild positiv. Unterstützung findet der Preis bei 1.190 Euro (1.700 USD und 1.600 USD). Im Gegensatz zu Silber, Platin und Palladium, droht dem Preis bei einer Rezession wenig Gefahr. Die Nachfrage könnte aufgrund der zunehmenden Vertrauenskrise in die Weltwährungen sogar weiter profitieren. Die oben genannten Widerstände sollten jetzt genau beobachtet werden, da ein signifikanter Ausbruch darüber ein kurz- bis mittelfristiges Kaufsignal generieren würde.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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