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Fed als Euro-Retter?

29.11.2011  |  Redaktion
Open in new windowGold- und Silberpreise verzeichneten am letzten Freitag erneut Verluste. Der Comex Gold-Kontrakt beendete die Woche mit 2,3% im Minus. Bei Silber, Platin und Palladium fielen die Verluste prozentual höher aus, da sich Investoren mehr und mehr vor der Möglichkeit eines ungeordneten Auseinanderbrechens der Eurozone fürchten. Die Zinsen auf 3-jährige italienische Staatsanleihen stiegen am Freitag auf 8,3%, was den Ruf nach einer stärkeren Rolle der Europäischen Zentralbank aufkommen ließ (ein beschönigender Ausdruck für Gelddrucken).

Die große Mehrheit der Politiker, Banker, Akademiker und Finanzanalysten unterstützt die Idee einer Ausweitung der geldpolitischen Aktivitäten der EZB. Die Deutschen, die sich als einzige erlauben Vorbehalte gegen solche Maßnahmen vorzubringen, werden routinemäßig als "Sado-Fiskalisten" oder "Puritaner" beschimpft und es wird immer wahrscheinlicher, dass das lodernde Feuer mit frischem Geld zugedeckt werden wird. Dies ist buchstäblich der einzige verbleibende Weg den Laden am Laufen zu halten, da weitere Zahlungsausfälle bankrotter Staaten (die ohne eine erhöhte Monetarisierung der Schulden unausweichlich sind) den hoch verschuldeten und unterkapitalisierten europäischen Banken großen Schaden zufügen würden. Bankenpleiten in Europa würden sich dann nach Amerika und den Rest der Welt ausbreiten. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ein ungeordneter Zahlungsausfall von Ländern der europäischen Peripherie zu einem Kollaps des gesamten Weltfinanzsystems führen könnte.

Wenn man bedenkt wie viel auf dem Spiel steht, ist es nicht überraschend, dass US-Finanzminister Tim Geithner nachdrücklich zu mehr Gelddrucken der EZB rät. Der Präsident des Europäischen Rates Herman Van Rompuy flog gestern für Gespräche mit US-Beamten in die Vereinigten Staaten. Außerdem kursierten heute früh Gerüchte, dass die amerikanische Federal Reserve dort einspringen könnte, wo die germanische EZB zu zimperlich ist, und große Mengen an Staatsschulden der Euroländer aufkaufen könnte.

Obwohl uns eine Intervention der Fed eine schöne Jahresendrallye an den Aktienmärkten bescheren würde, ist dies sehr unwahrscheinlich. Die Fed kassierte aus konservativen Kreisen bereits viel Kritik für ihr Quantitative Easing Programm und mit anstehenden republikanischen Vorwahlen (November 2012 sind die nächsten US-Wahlen) wäre eine Unterstützung der europäischen Anleihemärkte bei gleichzeitiger Abwertung des Dollar höchst kontrovers. Obwohl die Fed inmitten der Finanzkrise im Jahr 2008 ausländische Institutionen unterstützte, zeigt die monatelange Verheimlichung dieser Tatsache, dass Bernanke und Co sich über die ernsthaften politischen Risiken bewusst sind, die Rettungsaktionen für Ausländer (nicht ganz überraschend) zur Folge haben.

Außerdem gibt es da noch einige Probleme mit der Bilanz der Fed. Wie James Rickards von Tangent Capital in seinem neuen Buch Currency Wars und in einem Blogeintrag bei King World News herausstellt, ist die Fed rund 50:1 gehebelt. Anders gesagt heißt das, dass ein 2% Fall im Wert der von der Fed gehaltenen Anlagen ihr Eigenkapital komplett aufzehren würde. Ein Ankauf von europäischen Staatanleihen mit frisch gedrucktem Geld könnte zu einem Vertrauensverlust in das Federal Reserve System und in Erweiterung auch in den US-Dollar an sich führen.

Man sollte deshalb nicht mit der Fed als "weißen Ritter" rechnen, der der Eurozone zur Hilfe eilt. Wie Rickards in der Vergangenheit immer wieder betonte und wie es auch hier zu lesen war, bleibt der IWF Europas beste Hoffnung für eine Rettung. Passend dazu gaben am Wochenende Berichte bekannt, dass diese Institution wohl ein €600 Milliarden Paket für die Euro-Rettung schnürt.

Es wird interessant sein wie sich die Einbindung des IWF weiterentwickelt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.


© Roman Baudzus
www.GoldMoney.com/de



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